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Eine Rettungsschwimmerin mit Kindern eines Schwimmkurses. Auch Erwachsene sollten ihre Fähigkeiten auffrischen (Archivbild).

© dpa

Brandenburger Seen locken: Lebensretter rüsten sich für Saison

Damit möglichst viele Menschen wieder sicher den Badestrand erreichen, wachen Rettungsschwimmer über Bäder und Seen. Doch die haben noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen.

Potsdam - Rettungsschwimmer in Brandenburg bereiten sich auf volle Strandbäder und Seen vor. Vor Beginn der Badesaison in dem wasserreichsten Bundesland müssen sie noch Trainingsstunden nachholen. „Unsere Ausbildung ist in der Corona-Pandemie teilweise zum Erliegen gekommen, wir merken das“, sagte der Landesverbandssprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Daniel Keip, der Deutschen Presse-Agentur. Zwei Jahre habe kein ausreichender Schwimmunterricht stattfinden können, die Bäder waren aufgrund der Corona-Bestimmungen länger geschlossen. Deshalb sei er froh, dass der Verband trotz der erschwerten Bedingungen nicht viele Mitglieder verloren habe, sagte Keip.

Im vergangenen Jahr lag die Zahl der aktiven Ausbilderinnen und Ausbilder laut DLRG-Statistik bei 112, im Jahr davor waren es 122. Dafür stieg die Zahl derjenigen Ehrenamtlichen, die erfolgreich eine Rettungsschwimmerprüfung absolvierten - von 315 im Jahr 2020 auf 656 im vergangenen Jahr.

Vorbereitung auf die Saison ist ein "Kraftakt"

Die Lebensretter waren im zurückliegenden Jahr insgesamt 21 812 Stunden im Einsatz - 2930 Stunden mehr als im Jahr davor. Sie leisteten demnach 2226 Stunden Hilfe. Im Jahr 2020 waren es 1046 Stunden. Grund für diese Zunahme war Keip zufolge die Öffnung der Schwimm- und Freibäder ab Mai 2021. Zudem hätten auch im vergangenen Jahr viele Brandenburger Badegäste die Sommerferien in der Heimat verbracht, auch Gäste aus anderen Bundesländer tummelten sich an den märkischen Seen. Das alles habe die Einsatzstunden der ehrenamtlichen DLRG-Retter im zweiten Corona-Jahr wieder steigen lassen, so Keip.

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Die Vorbereitung auf die kommende Badesaison bezeichnete der DLRG-Landesverbandssprecher als „Kraftakt“. Die Schwimmkurse seien so begehrt, dass in vielen Schwimmbädern bereits zusätzliche Kurse angeboten würden. Vor allem bei jungen Familien mit Kindern sei das Interesse groß. Im vergangenen Jahr hätten mit 617 gut doppelt so viele junge Schwimmerinnen und Schwimmer das Abzeichen Seepferdchen erworben wie im Jahr 2020 (260). Seit 2016 sei das die höchste Zahl.

Warnung vor Bad m noch kalten Wasser

Seepferdchen seien Motivationsabzeichen und dienten als erster Baustein, die Kinder ans sichere Bewegen im Wasser heranzuführen, erklärte Keip. Das bedeute aber nicht, dass schon ausreichende Fähigkeiten vorhanden seien. Er empfahl deshalb weitere Schwimmkurse und auch eine Auffrischung der Fähigkeiten bei Erwachsenen.

Der ausgebildete Rettungsschwimmer warnte zudem vor einem Bad im noch kalten Wasser, auch wenn die Temperaturen nun stiegen. „Man kann so fit sein wie man möchte, einen Kreislaufkollaps kann jeder bekommen.“ Deshalb sollte sich jeder erst ans Wasser gewöhnen, sich akklimatisieren, damit Herz und Kreislauf nicht über die Maßen beansprucht würden. „Grundsätzlich sollte man nicht allein ins Wasser gehen und vor allem aufeinander achten“, empfahl Keip. Vor allem Kinder sollten dabei im Fokus stehen. „Sie ertrinken leise und schreien meist nicht um Hilfe.“ Die DLRG hat seinen Angaben zufolge für Suchmaßnahmen zwei Drohnen im Einsatz. Zudem seien Rettungsboote für die Suche nach Ertrunkenen mit Sonar-Technik ausgestattet worden.

Sauberes Wasser, mehr Pflanzen

DLRG-Landesverbandssprecher wies noch auf eine andere Gefahr hin: Da die Gewässer zunehmend sauberer werden, würden auch mehr Pflanzen darin wachsen. Man könne sich beim Schwimmen schnell darin verheddern und in Panik geraten. „Erfahrungen zeigen, dass der Schwimmende in Stresssituationen kommen kann und nicht weiß, wie der Körper darauf reagiert“, gab Keip zu bedenken. Deshalb seien ausgewiesene Badestellen und Strände gefahrloser für Badegäste.

Keip warnte außerdem vor Mutproben wie dem Sprung ins kalte Nass von Brücken. Das sei ein „Spiel mit dem Tod“. Von Brücken würden häufig Gegenstände ins Wasser befördert, darunter Altmetall. Häufig seien alte Fahrräder und sogar Elektroroller gefunden worden, berichtete er. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Lebensretter in Brandenburg 23 Todesfälle. 2020 waren es 24. 2019 starben 34 Menschen.

Silke Nauschütz

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