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Brandenburg: Brandenburg wirbt mit Berlin für sich Pendler klagen über schlechte Verbindungen

Tourismus-Marketing setzt auf die Hauptstadt / Junghanns: Land ist im Ausland zu unbekannt Fahrgastverband kritisiert geringe Taktfolge auf Buslinien ins Umland und mangelnde Koordination

Von Matthias Matern

Niewitz - Berlin soll künftig eine tragende Rolle im Tourismus-Marketing-Konzept Brandenburgs spielen. „Die Hauptstadt ist der Kommunikationsanker für ein erfolgreiches Werben um Gäste“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) gestern auf einer Tourismus-Konferenz des Landkreises Dahme-Spreewald in Niewitz. Aus der einmaligen Verbindung der Kulturmetropole Berlin mit dem Naturerlebnis Brandenburg ergäben sich die größten Chancen. „Außerhalb Deutschlands kennt niemand Brandenburg. Berlin ist dagegen ein großer Anziehungspunkt“, begründete Junghanns seine Haltung. Der Minister kann sich vorstellen, mit dem Slogan „Schönste Metropolen-Region der Welt“ zu werben.

Eine besondere Rolle komme künftig dem Landkreis Dahme-Spreewald zu, in dessen Norden der neue Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) entsteht. Der BBI werde der Ausgangspunkt für die Touristen sein. Besonders internationale Gäste könnten der Tourismusbranche in Brandenburg weiteren Aufschwung bringen.

Das Wirtschaftsministerium wolle sich in Zukunft auf die touristischen Hochburgen und bestimmte Themengebiete konzentrieren. Eine flächendeckende Förderung sei nicht erfolgversprechend, sagte Junghanns. Die Konzentration auf Themengebiete bilde einen Kern im künftigen Tourismus-Marketing. Wasser-, Rad-, Natur- oder Wandertourismus seien besser vermittelbar als einzelne Standorte. „Lediglich der Spreewald wird außerhalb Brandenburgs als regionale Marke wahrgenommen“, so der Minister.

Vor allem das dichte Radwegenetz mit seiner erschlossenen touristischen Infrastruktur von rund 5000 Kilometern biete großes Potenzial. In Brandenburg gibt es inzwischen an den Radstrecken mehr als 300 Unterkünfte, die „Bett & Bike“-Angebote im Programm haben.

Junghanns unterstrich zudem, der Tourismus sei in Brandenburg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Zahl der Betten von derzeit rund 67 500 soll jedoch nicht weiter erhöht werden. Wichtig sei vielmehr, die vorhandenen Kapazitäten „klüger zu nutzen“. Zu einem gewichtigeren Faktor könne sich der Tagungstourismus entwickeln. Dabei könnten Kombinationen beispielsweise mit dem Spreewald ein einmaliges Naturerlebnis ergeben.

Der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes Brandenburg, Raimund Jennert, hob hervor: „Alle touristischen Destinationen müssen gezielt in das Qualitätsmanagement investieren.“ Für einen nachhaltig erfolgreichen Tourismus sei vor allem eine Qualitätssteigerung im Service notwendig. Hier gebe es in vielen Regionen noch erhebliche Defizite.

Eine herausragende Rolle im Tourismus soll in Zukunft auch Tropical Islands spielen. Im Umfeld der künstlichen Regenwald-Landschaft in Brand im Kreis Dahme-Spreewald entsteht nach Firmenangaben Europas größtes Ferienressort. Eine Investorengruppe will in den kommenden Jahren für ein Gesamtvolumen von 620 Millionen Euro auf einer Fläche von 500 Hektar mehrere Hotels, 2000 Ferienwohnungen und einen Campingplatz bauen, wie Geschäftsführer Ole Bested Hensing ankündigte. 14 500 Betten seien geplant. Lars Hartfelder

Potsdam - Seit Jahren steigt die Zahl der Berufspendler aus dem Umland nach Berlin kontinuierlich an. Etwa 160 000 Brandenburger, so schätzt die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, machen sich täglich auf den Weg zur Arbeit in die Hauptstadt. Vor zehn Jahren waren es noch rund 118 000. Zu einem Wettrennen gegen die Zeit wird die Fahrt zum Arbeitsplatz dabei häufig nicht nur für jene, die von weither kommen, sondern auch für die, die eigentlich direkt vor den Toren Berlins wohnen. Während Pendler etwa aus der Lausitz oft über überfüllte und verspätete Regionalzüge stöhnen, wird für Arbeitnehmer aus dem Berliner Umland eher die vergleichsweise kurze Anreise mit dem Bus zum Problem.

Zu Verdruss führen die geringe Taktfolge mancher Linien und der schlechte Anschluss von Bussen märkischer Verkehrsgesellschaften zu denen der BVG. „Das ist seit Jahren das größte Manko“, sagt Artur Frenzel vom Fahrgastverband Berlin-Brandenburg IGEB. Problematisch sei, dass sich die verschiedenen Gesellschaften nur für eigene Linien verantwortlich fühlen und dann auch nur bis zur letzten Haltestelle im Zuständigkeitsbereich. „Seit Jahren gibt es an vielen Stellen rund um Berlin deshalb Streit, wer die letzten Kilometer vor oder hinter der Stadtgrenze bedienen soll“, kritisiert Frenzel.

Besonders unbefriedigend sei der grenzüberschreitende Busverkehr zum Beispiel für Pendler aus dem Barnim nach Berlin geregelt, berichtet Artur Frenzel. „Wer nicht aus Bernau kommt, sondern aus kleineren Dörfern abseits der S-Bahn-Trasse, hat es besonders schwer.“ Gleiches gelte für die Kreise Dahme-Spreewald, Havelland und mancherorts in Teltow-Fläming. So würden beispielsweise die Busse von Großziethen (Dahme-Spreewald) nach Berlin-Rudow unter der Woche tagsüber nur einmal pro Stunde, nachts gar nicht und am Wochenende nur äußerst selten fahren, bemängelt Frenzel. „Das ist kein Anreiz, das Auto stehen zu lassen.“ Im Havelland seien zwar Dallgow und Falkensee gut angebunden, andere Orte dafür umso weniger. Relativ reibungslos funktioniere es auf den Verbindungen von Teltow und Potsdam nach Berlin, lobt Frenzel.

In der Pflicht sieht der Fahrgastverband den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. (VBB). Der VBB müsste die einzelnen Verkehrsgesellschaften unter Druck setzen, damit sie sich endlich einigen, findet Artur Frenzel. „Bislang zeigt der Verbund jedoch keine Initiative.“

VBB-Sprecher Matthias Stoffregen sagt dagegen, den grenzüberschreitenden Busverkehr zu verbessern, sei sogar ein Schwerpunkt der Arbeit des VBB. Jedoch mache es keinen Sinn, jede einzelne Buslinie über die Stadtgrenze zu führen. Ziel des VBB sei es vielmehr, Pendler möglichst mit Bussen zur nächsten S-Bahn-Station zu bringen, sagt Stoffregen. So leicht, wie sich der Fahrgastverband die Koordinierung der Verbindungen vorstelle, sei es zudem nicht. Am Ende stehe immer die Frage, wer was bezahlen soll, sagt Stoffregen. Doch für eine bessere Verknüpfung mehr Geld ausgeben wollten weder der Senat noch die Brandenburger Landesregierung.

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