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Brandenburg: Umstrittene Heime der Haasenburg: Das Ende der Betreuung?

Kurz vor der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zu den Misshandlungsvorwürfen in den Haasenburg-Heim meldet sich überraschend Brandenburgs Jugendministerin Münch zu Wort. Sie hält an dem Belegungsstopp fest. Eine Vorfestlegung?

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Potsdam - Brandenburgs Jugendministerin Martina Münch (SPD) hat mit Äußerungen zu den umstrittenen Kinder- und Jugendheimen der Haasenburg GmbH die Erwartungen an den Bericht der Untersuchungskommission zu Misshandlungsvorwürfen befeuert. Münch hält am Belegungsstopp für eines der drei umstrittenen Haasenburg-Heime in Müncheberg (Märkisch-Oderland) fest. „Der Mitte Juli ausgesprochene Belegungsstopp bleibe bis auf Weiteres in Kraft, „weil wir dort eine Neuaufnahme von Kindern mit einem intensiven Unterstützungsbedarf nicht verantworten können“, sagte Münch der „Berliner Morgenpost“ wenige Tage vor Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes.

Die von Münch einberufene Kommission hatte ihren Bericht Ende vergangener Woche an das Ministerium übergeben. „Wir werden es intern diskutieren, dann werde ich entscheiden, wie es mit den Heimen der Haasenburg weitergeht“, sagte Münch. Das Ergebnis solle schnellstmöglich in den kommenden Tagen veröffentlicht werden. Es wird erwartet, dass Münch schnelle Konsequenzen zieht, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten.

Einen genauen Termin will das Ministerium am heutigen Montag bekannt geben. Der Landtag forderte Münch auf, den Bericht bereits heute vorzulegen. Denn am Donnerstag will sich der Jugendausschuss des Landtags damit befassen. Üblich ist eine 48-Stunden-Frist. Demnach muss die Landesregierung spätestens zwei Tage vor der Befassung im Landtag Dokumente ans Parlament weiterleiten. Der Ausschussvorsitzende Thorsten Krause (Linke) forderte Münch am Freitag in einem Brief auf, das etwa 120-seitige Gutachten dem Jugendausschuss bereits am Montag, also 72 Stunden vor der Sitzung auszuhändigen. Ansonsten sei eine ernsthafte Auseinandersetzung damit am Donnerstag kaum möglich, sagte Krause. Der Ausschuss will auf Grundlage des Gutachtens beraten, wie die Struktur der Kinder- und Jugendhilfe in Brandenburg künftig aussehen soll. Die Linke in Brandenburg forderte eine Reform der Jugendhilfe und ein Ende der geschlossenen Unterbringung auf Gerichtsbeschluss. Wenn überhaupt nötig, dann müsse der Freiheitsentzug vom Staat vollzogen werden. Ähnlich sehen es Grüne und FDP.

Münch hatte die Kommission aus Experten aus Justiz, Jugendhilfe, Psychiatrie und Sozialpädagogik im Sommer eingesetzt. Zuvor waren schwere Vorwürfe gegen Einrichtungen der Haasenburg GmbH in Brandenburg bekannt geworden: Demnach sollen in den Heimen Kinder und Jugendliche gedemütigt und psychisch und physisch misshandelt worden sein. Der Belegungsstopp gilt für eines von zwei Haasenburg-Heimen. Ein drittes Heim wurde bereits geschlossen.

Die Haasenburg-Verantwortlichen hatten Misshandlungen stets bestritten und eine „von Hamburg aus initiierte Kampagne gegen geschlossene Einrichtungen für Kinder und Jugendliche“ vermutet. Die Haasenburg-Heime hatten Jugendliche aufgenommen, die straffällig geworden oder verhaltensauffällig waren und oft in anderen Einrichtungen nicht klarkamen. Die geschlossene Unterbringung von jungen Menschen, bei denen alle anderen erzieherischen Maßnahmen versagt haben, ist in der Branche umstritten, in die Haasenburg-Heime hatten aber fast alle Bundesländer ihre Jugendlichen geschickt. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt seit Monaten wegen der Vorwürfe, allerdings steht noch nicht fest, ob es zu einer Anklage kommt. „Wir haben inzwischen um die 70 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit der Haasenburg laufen“, sagt Staatsanwältin Petra Hertwig. Allerdings richten die sich nicht nur gegen Erzieher und Betreiber. „Inzwischen gibt es auch Anzeigen von ehemaligen Insassen gegeneinander.“ Es gehe etwa um Körperverletzung und sexuellen Missbrauch.

Alexander Fröhlich, Sandra Dassler

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