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Teurer Leerstand. Grundsätzlich werden Zughalte an einem Bahnhof günstiger, je mehr Züge dort halten. Da in der BER-Station aber kein Zug halten kann, treibt der Bahnhof die Kosten im ganzen Land nach oben.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Teurer Zug nach Nirgendwo

Brandenburg zahlt beim Bahnverkehr drauf – wegen einer speziellen Station. Die anhaltende Nichteröffnung des BER schlägt sich auch bei der Bahn nieder.

Berlin/Schönefeld - Der desolate BER treibt nicht nur die Kosten in Schönefeld in die Höhe. Die anhaltende Nichteröffnung schlägt sich auch bei der Bahn nieder: In Brandenburg sind die Kosten für das Halten von Zügen in Bahnhöfen deutschlandweit die höchsten. In Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) sind sie doppelt so hoch wie im Berliner Hauptbahnhof, im Ostbahnhof oder im Südkreuz. Die Zeche zahlen das Land – und indirekt auch die Nahverkehrs-Fahrgäste.

In den drei Brandenburger Bahnhöfen verlangt der Bereich Station und Service des Bahnkonzerns für den Stopp der Züge im Regionalverkehr im nächsten Jahr laut der jetzt veröffentlichten Preisliste jeweils 40,43 Euro. Im Fernverkehr sind es sogar 96,74 Euro. In den drei teuersten Berliner Bahnhöfen begnügt sich die Bahn dagegen mit 19,50 Euro im Nah- und 47,34 Euro im Fernverkehr.

In Brandenburg bezieht die Bahn schon seit Jahren in ihre Rechnung nämlich einen vierten Bahnhof ein, den es betrieblich noch gar nicht gibt: Die Station unter dem BER-Terminal. Und deren Bau war teuer. Allein die Schienenanbindung des Flughafens hat weit mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet, wovon ein Großteil auf den Tunnelbahnhof entfällt.

Grundlage für die Berechnung der Stationspreise sind die von der Bahn ermittelten Aufwendungen für die Bahnhöfe, die in einen Topf wandern. Geteilt wird die Summe dann durch die Anzahl der haltenden Züge im Jahr. Die Folge: Je mehr Züge halten, desto niedriger wird der Preis pro Stopp. Im Regionalverkehr, den das Land bei der Bahn bestellt und finanziert, kommt es so zu dem Preis von 40,43 Euro. Er ist auch höher als im Hauptbahnhof München (21,74 Euro) oder im Hamburger Hauptbahnhof (12,57 Euro).

Beglichen werden die Stationspreise über die Zuschüsse des Landes an die Bahnunternehmen – sowie indirekt auch über die Fahrpreise. Wären die Gebühren niedriger, könnte das Land woanders mit dem eingesparten Geld mehr Verkehr bestellen. Bisher seien die Gespräche mit der Bahn erfolglos geblieben, sagte der Sprecher des Infrastrukturministeriums in Potsdam, Steffen Streu.

Für die Bahn sei der Bahnhof eine in Betrieb befindliche Anlage, sagte ein Bahnsprecher. Nur auf Grund von „Versäumnissen“ der Flughafengesellschaft könnten dort noch keine Züge halten. Die Bahn habe den Bahnhof – und die Zulaufstrecken – zum Teil mit großem Aufwand termingerecht zur geplanten BER-Eröffnung im Juni 2012 fertiggestellt und die Anlage in die Liste der Stationspreise aufgenommen. Durch das Verschieben des Termins sei der Bahn in jenem Jahr ein Schaden in mittlerer einstelliger Millionenhöhe entstanden. Erst 2013 habe man ihn dann in die allgemeine Berechnung der Stationspreise aufgenommen, um den Verlust auszugleichen.

Alternativ stelle sich die Frage, wem die Kosten denn sonst in Rechnung gestellt werden sollten, sagte der Sprecher weiter. Diese könnten keinesfalls andernorts „sozialisiert“ werden. Die Kosten seinen „verursachergerecht“ zugeordnet.

Die Bahn habe die Kalkulation bisher nicht offengelegt, bemängelte die Sprecherin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Elke Krokowski. So wisse man auch nicht, mit welchen Kosten die Bahn beim BER-Bahnhof kalkuliere. Im Brandenburger Infrastrukturministerium erklärte man, das Haus fordere generell, die Stationspreise zu halbieren. Angaben, wie viel Brandenburg im vergangenen Jahr an Stationsgebühren gezahlt habe, könne man nicht machen. Insgesamt erhält Brandenburg jährlich über 400 Millionen Euro vom Bund zur Finanzierung des Regionalverkehrs.

Dass die Preise auch bei Halten von Fernzügen an der Spitze in Deutschland liegen, hat die Bahn dagegen mitzuverantworten. Sie lässt schon seit Jahren im Fernverkehr nur wenige Züge in den Brandenburger Bahnhöfen halten. Auch in der Landeshauptstadt Potsdam macht sich der Fernverkehr rar. Der Grundpreis wird dadurch auf nur wenige Züge verteilt, was ihn dann so in die Höhe schießen lässt. Für den Fernverkehr gibt es keine Zuschüsse. Hier muss der Bereich Fernverkehr die Gebühren an seine Konzernschwester Netz allein tragen. Billiger wird es erst, wenn der BER in Betrieb sein und auch im Bahnhof Leben herrschen wird. Doch das kann dauern. Und so lange zahlt Brandenburg drauf.

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