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Brandenburg setzt darauf, dass die jungen Mediziner auch nach ihrem Stipendium im Land bleiben.

© Kitty Kleist-Heinrich

Brandenburg-Stipendium für Mediziner: Land startet Programm gegen den Ärztemangel

Jeder dritte Landarzt in Brandenburg geht bald in Rente. Nun will das Land junge Mediziner mit 1000 Euro monatlich anlocken. Damit verpflichten sie sich für einen Landeinsatz.

Potsdam - Jeder dritte Landarzt in der Mark ist älter als 60 Jahre und geht bald in den Ruhestand. Nun will das Land Medizinstudenten aus ganz Deutschland locken. Und zwar mit einem „Brandenburg-Stipendium“ von monatlich tausend Euro, wenn sich die Studenten im Gegenzug verpflichten, nach dem Studium fünf Jahre als Arzt in ländlichen Regionen zu arbeiten. In einer Praxis, in einem Krankenhaus oder als Amtsarzt im öffentlichen Gesundheitsdienst. Schon jetzt gibt es in vielen ländlichen Regionen einen Mangel an Haus- und Fachärzten.

Auch für Studenten höherer Semester

„Es ist ein großer Schritt nach vorn bei der medizinischen Versorgung in der Fläche des Landes“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag in Potsdam bei der Vorstellung des Programms gegen den Ärztemangel, das am 1. Juli 2019 startet. Es wird aus Landesgeldern finanziert, veranschlagt sind 2019 und 2020 insgesamt 5,7 Millionen Euro, danach jährlich 4,3 Millionen Euro. Abgewickelt und kontrolliert wird es über die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB), bei der auch Studenten höherer Semester das Stipendium beantragen können.

1000 Euro monatlich

Konkret sind es drei Säulen. 100 Medizinstudenten – Bedingung ist laut Woidke die Immatrikulation an einer deutschen medizinischen Hochschule – sollen monatlich 1000 Euro erhalten, wenn sie sich für einen späteren Landeinsatz in Brandenburg verpflichten. Und zwar in Regionen, wo Ärzte fehlen. „Das sind die Mittelzentren, also praktisch in allen Regionen außer dem Speckgürtel um Berlin“, sagte KVBB-Chef Peter Noack. Als Beispiele nannte Noack die Städte Perleberg, Wittenberge, Forst und Neuruppin.

Die Zahlung sei an die Regelstudienzeit von längstens 75 Monaten gekoppelt, betonte Woidke. „Studenten können so vielleicht ihr Studium schneller abschließen, da sie nicht nebenbei arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen.“ Damit es keine Überschneidungen oder Ungerechtigkeiten gibt, sollen zweitens 100 Medizinstudenten, die bereits jetzt Stipendien einer Kommune oder eines Krankenhausträgers beziehen, ein monatliches Co-Stipendium von 500 Euro im Gegenzug für den Landeinsatz erhalten. Und drittens sollen rund 20 Ärzte, die sich als Fachärzte für in Brandenburgs Landregionen besonders benötigte Disziplinen weiterbilden, 60 Monate lang mit monatlich 5760 Euro unterstützt werden.

Land setzt auf Klebeeffekt

Eine Werbekampagne, die das Programm begleiten soll, sei in Vorbereitung, sagte Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke). „Die Förderung des gesamten Regelstudiums mit bis zu 75 000 Euro ermöglicht den angehenden Medizinern die Konzentration auf das Studium.“ Brandenburg setze auf den „Klebeeffekt“, also darauf, dass die Ärzte nach Ablauf der Verpflichtung dann dauerhaft in den Regionen bleiben. 

Die Arbeit hat die Kassenärztliche Vereinigung (KVBB). Vorstandschef Noack zeigte sich erleichtert, dass sich nun auch das Land Brandenburgs selbst an Programmen gegen den Ärztemangel finanziell beteiligt. „Wir haben damit eine echte Chance, Mediziner im Land zu halten.“ 

Er verwies darauf, dass die KVBB gemeinsam mit den Krankenkassen schon seit einigen Jahren die Niederlassung von Landärzten mit bis zu 55 000 Euro oder auch die Weiterbildung zu Fachärzten in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Regionen fördert. Fachgebiete, für die Ärzte gefördert werden, sind nach KVBB-Angaben neben der Allgemeinmedizin besonders Kinder- und Jugendmedizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Augenheilkunde, HNO, Psychiatrie und Psychotherapie oder auch Neurologie.

Start ist zum Wintersemester

Mit dem Brandenburg–Stipendium geht es zwar zum Wintersemester 2019/2020 los. Doch es wird, wie Karawanskij sagte, einige Jahre dauern, bis die Stipendiaten ihr Medizinstudium abgeschlossen haben und tatsächlich in den Landregionen ankommen. 

Parallel will Brandenburg, was Woidke am Vortag angekündigt hatte, bis 2023/2024 in Cottbus eine neue medizinische Hochschule aufbauen.

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