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Brandenburg: Brandenburg lockt Lehrer aus ganz Deutschland

Ministerpräsident Dietmar Woidke will 2014 tausend Lehrer einstellen. In Brandenburg wird verbeamtet, in Berlin nicht

Potsdam - Brandenburgs neuer Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) will junge Lehrer aus ganz Deutschland für einen Job in der Mark gewinnen. „Es ist eine Herausforderung, eintausend junge Lehrer zu finden. Ich denke aber, dass wir es schaffen können“, sagte Woidke am Dienstag vor Journalisten nach der ersten von ihm geleiteten Sitzung des rot-roten Kabinetts. „Brandenburg ist ein schönes Bundesland. Und wir haben attraktive besoldungs- und beamtenrechtliche Regelungen.“ Schon seit Längerem setzt Brandenburg auch darauf, Berliner Lehrer oder Referendare abzuwerben.

In seiner ersten Regierungserklärung hatte Woidke vorige Woche angekündigt, dass zum Schuljahr 2014/2015 eintausend neue Lehrer eingestellt werden sollen. Das sind so viele wie noch nie seit 1990. Vor allem sind es mehr als die rund 800 Lehramtsstudenten eines Jahrgangs an der Universität Potsdam, der einzigen Ausbildungsstätte für Pädagogen im Land. Den benötigten Pädagogenbedarf der nächsten Jahre, in denen viele ältere Lehrer in Ruhestand gehen, kann Brandenburg aus eigener Kraft nicht decken.

Woidkes Hinweis auf die guten Einstellungskonditionen richtet sich indirekt in Richtung des Nachbarlandes, das im Gegensatz zu Brandenburg Lehrer nicht verbeamtet. In der Vergangenheit gab es bereits mehrfach Irritationen zwischen beiden Ländern, wenn Brandenburg Lehrer aus Berlin abwarb. Auf der anderen Seite hat Brandenburg selbst das gravierende Problem, junge Lehrer auch in die berlinferneren Regionen zu locken, nicht nur nur nach Potsdam, Falkensee oder andere Orte im Berliner Umland.

Die nötige Einstellung von tausend Lehrern war seit einigen Wochen in der rot-roten Regierungskoalition beschlossene Sache und ist auch mit den Gewerkschaften abgestimmt. Denn die hohe Zahl kommt auch deshalb zustande, weil Rot–Rot mittlerweile eine Absenkung der Pflichtstunden für Brandenburgs Lehrer beschlossen hat, von 26 auf 25 Wochenstunden bei Grundschullehrern, von 28 auf 27 Stunden für Lehrer der Oberstufen. Einen neuen Akzent, den einzigen seiner Regierungserklärung, hatte Woidke beim Unterrichtsausfall gesetzt. Er bekräftigte am Dienstag, dass ab Frühjahr 2014 für zusätzlich zehn Milllionen Euro die Vertretungsreserve um 50 Prozent aufgestockt wird, von derzeit 3 Prozent auf 4,5 Prozent.

Der hohe Unterrichtsausfall, den das zuständige Ministerium unter Verweis auf Statistiken eher bestritten hatte, gilt als eins der drängendsten Probleme im Bildungssystem. Wie die Ankündigung Woidkes genau umgesetzt wird, ist allerdings noch offen und wird vom Bildungsministerium gerade vorbereitet. In den rot-roten Koalitionsfraktionen gibt es dabei offenbar unterschiedliche Vorstellungen, wofür die zehn Millionen Euro genau ausgegeben werden. Linke-Fraktionschef Christian Görke sprach am Dienstag von weiteren 200 zusätzlichen Lehrerstellen, sodass Brandenburg 2014 sogar 1200 neue Lehrer einstellen werde. Dagegen sprach sich SPD-Fraktionschef Klaus Ness dafür aus, die Summen den Schulen als flexibles Budget zur Verfügung zu stellen, um in Notfällen etwa bei Erkrankungen von Lehrern kurzfristig etwa auf pensionierte Pädagogen zurückgreifen zu können. Die neuen Lehrer ersetzen vor allem aus Altersgünden ausscheidende Pädagogen. Vor der Landtagswahl 2009 hatte die SPD, die seit 1994 das Bildungsministerium führt, 1250 neue Lehrerstellen versprochen – und die Linke-Opposition für die Forderung nach 2500 neuen Lehrern scharf kritisiert. Dass die eigenen Annahmen von der Realität so eingeholt wurden, kommentierte Ness so: „Alle haben sich verrechnet.“

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