zum Hauptinhalt
Damenwahl. Anja Mayer wird als neue Landesvorsitzende der Linken von Vorgänger Christian Görke beglückwünscht. Diana Golze, die mit Mayer eine Doppelspitze bildet, konnte wegen einer Operation beim Parteitag nicht dabei sein.

© Bachmann/dpa

Brandenburg: Das neue Modell

Brandenburgs neue Linke-Chefinnen Diana Golze und Anja Maier wollen auch auf einen anderen Stil setzen als ihr Vorgänger Christian Görke

Potsdam - Stabwechsel bei den Linken in Brandenburg: Nun führen Sozialministerin Diana Golze und die bisherige Linke-Geschäftsführerin Anja Mayer den Landesverband als Doppelspitze in die Brandenburg-Wahl 2019. Auf einem Landesparteitag in Potsdam wählten die 130 Delegierten am Wochenende Golze mit 78,5 Prozent und Maier mit 82,5 Prozent zu Vorsitzenden. Beides waren keine berauschenden Ergebnisse, zumal es keine Gegenkandidaten gab. Es ist die erste Doppelspitze bei den Linken.

Golze konnte wegen eines Krankenhausaufenthaltes nicht persönlich anwesend sein. Die 42-Jährige leidet noch an Folgen eines schweren Unfalls bei einem Unwetter in Italien, weshalb sie erneut an der Wirbelsäule operiert werden musste. Ihre Bewerbungsrede wurde per Video eingespielt. Golze warb für das „neue Modell“ der Arbeitsteilung – als Gegenentwurf zur Ämterfülle von Görke. „Zwei Frauen, dazu zwei Frauen mit Kindern, bringen auch einen anderen Politik- und Kommunikationsstil mit“, sagte Golze, die sich als „halbe Landesvorsitzende“ bewarb: „Ich hätte als Landesvorsitzende allein nicht zur Verfügung gestanden.“ Über den Kurznachrichtendienst Twitter schrieb sie nach der Wahl: „Danke für euer Vertrauen!“

Mayer verwies darauf, dass das Regieren im rot-roten Bündnis ein „ständiges Ringen mit dem Koalitionspartner“ sei. So gebe man sich mit dem auf Druck der Linken eingeführten beitragsfreien Kitajahr nicht zufrieden. „Wir wollen mehr“, sagte sie. „Berlin hat gezeigt, dass das geht.“ Sie werde nicht jeden Tag die Koalition kritisieren, sich aber zu Wort melden, wenn nötig.

In den letzten vier Jahren hatte Finanzminister Christian Görke die Partei geführt. „Ich gehe nun in den Maschinenraum“, sagte Görke in seiner Abschiedsrede. Er bleibt Minister und Vize-Ministerpräsident. In Brandenburg ist die Linke seit 2009 Juniorpartner einer rot-roten Koalition, war bei der Landtagswahl 2014 aber auf 18,6 Prozent abgestürzt. Es sei gelungen, die Partei wieder zu stabilisieren, zog Görke nun Bilanz. Tatsächlich liegen die Sozialisten in den Umfragen aktuell zwischen 18 und 20 Prozent. Görke kritisierte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Und zwar weil dieser zum Entsetzen der Linken jetzt Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) für die Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, lobte. „Ich finde es sehr bedauerlich, dass der SPD-Landesvorsitzende sich hier einreiht, wenn auch etwas verschwurbelt. Hier muss man klare Position beziehen“, so Görke. Das Grundgesetz garantiere Religionsfreiheit.

Am Sonntag war Linke-Bundeschef Bernd Riexinger Gastredner. Er erhielt stehende Ovationen. In seiner Rede attackierte er die Große Koalition in Berlin, und er prophezeite: „Viele Millionen Menschen werden enttäuscht werden.“

Hintergrund: Linkes Führungstrio

Chefin I: Sozialministerin Diana Golze, 42, schlagfertig, rote Haare, ist Sozialpädagogin. Ehe sie Ministerin wurde, war die verheiratete Mutter zweier Kinder aus Rathenow von 2005 bis 2014 im Bundestag. 2019 soll sie Spitzenkandidatin der Linken werden.

Chefin II: Anja Mayer, 38 Jahre, lebt mit Mann und dem fünfjährigen Sohn in Potsdam. Die gelernte Arzthelferin kommt aus Bayern. Dort engagierte sie sich in der WASG, die mit der Linken fusionierte. Zuletzt war sie Linke-Landesgeschäftsführerin.

Geschäftsführer: Stefan Wollenberg, 40 Jahre, managt die Linke-Zentrale. Er ist PR- und Kommunikationsberater. Er lebt mit Partnerin und drei Kindern in Potsdam, wo er Linke-Chef ist. Seit 2009 sitzt er mit kurzer Unterbrechung im Stadtparlament. thm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false