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Die Coronakrise belastet auch die Hebammen. 

© Caroline Seidel/dpa

Brandenburg: Coronakrise belastet die Hebammen

Großer Mehraufwand durch erhöhte Sicherheitsvorkehrungen und gleichzeitig weniger Einnahmen bereiten den Hebammen Sorgen. Allerdings wissen sich viele mit kreativen Angeboten zu helfen.

Cottbus - Die Coronakrise bedeutet für die Hebammen in Brandenburg eine erhebliche Mehrbelastung - und gleichzeitig fällt ihnen Umsatz weg. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des Internationalen Hebammentags am 5. Mai. „Insbesondere die freiberuflich tätigen Hebammen haben durch die Krise zum Teil deutliche Fallzahleinbußen zu verzeichnen“, sagte der Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse. „Aufgrund der Angst vor Ansteckung werden Hebammenleistungen weniger nachgefragt.“

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Die Einkommensverluste bewegten sich bei mancher Hebamme zwischen 30 und 50 Prozent, wie Beatrice Manke, Vorsitzende des Hebammenverbands in Brandenburg, berichtete. „Das sorgt bei den Kolleginnen für Existenzängste“, sagte sie. Im Verband sind 420 der geschätzt 500 Hebammen im Land organisiert. Wegen erhöhter Sicherheitsvorkehrungen müssten sie sich verstärkt mit Schutzkleidung, medizinischen Mundschutzmasken und Handschuhen ausstatten. „Die sind allerdings rar und sehr kostenintensiv“, sagte Manke. Weil die Hebammen in der Krisenplanung des Landes nicht auftauchten, stünden sie ganz unten in der Prioritätenliste bei der Versorgung mit Schutzkleidung.

Zu hohe Hürden bei der Soforthilfe

Der Hebammenverband verteilte allerdings gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Anfang April 200 Filter-Masken an die freiberuflich tätigen Hebammen. Laut Verbandschefin Manke folgen demnächst weitere 200 Masken. „Auch wurden die Hebammen informiert, wie Schutzmasken wiederverwendbar gemacht und welche hygiene- und infektionsschutzkonformen Alternativen verwendet werden können“, sagte Ministeriumssprecher Hesse. Kinder von Hebammen hätten außerdem Anspruch auf Notbetreuung in den Kitas.

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Mit Blick auf die Soforthilfen für freiberufliche Hebammen gibt es Manke zufolge zu hohe Hürden bei der Nachweispflicht, um an das Geld zu kommen. „Wir als Verband bemühen uns jetzt, unter einem Schutzschirm für medizinische Freiberufler aufgenommen zu werden“, berichtete die Verbandsvorsitzende.

Digitale Angebote für Geburtsvorbereitungskurse

Wegen der Schutzmaßnahmen finden Untersuchungen in größeren Zeitintervallen statt, Geburtsvorbereitungskurse sind in analoger Form gar nicht möglich. „Hier haben aber erstaunlich viele Hebammen rasch auf digitale Angebote umstellen können“, sagte Manke. Sie selbst biete Videokonferenzen an, die bei ihren Klienten bisher gut ankämen. „Das kann sicher auch nach der Krise in Teilen beibehalten werden“, sagte die Verbandsvorsitzende. 

Ebenfalls digitale Angebote entwickelt Hebamme Marina Schmeißer, die in Eberswalde (Barnim) seit 2003 ein Geburtshaus betreibt. Da dort weder Geburtsvorbereitungskurse in der Gruppe noch Schwangerengymnastik noch die Beratungstreffen nach der Geburt stattfinden können, hat sie nun eine Video-Geburtsvorbereitung organisiert, wie sie sagte.

Deutlicher Rückgang der Betreuungszahlen

Obwohl die Hygienevorschriften in dem Geburtshaus penibel eingehalten werden, bemerkte Schmeißer einen deutlichen Rückgang der Betreuungszahlen. „Da auch Frauen in der Wochenbettbetreuung von uns begleitet werden, fällt auf, dass im Vergleich zum März 2019 ein Drittel weniger Besuche stattfinden“, berichtete die Hebamme.

In der Krise können die Krankenhäuser selbst darüber entscheiden, ob Verwandte zu Besuch kommen und ob Lebenspartner bei der Geburt dabei sein dürfen. Wo das nicht der Fall ist, liegt die Last dann verstärkt auf den Schultern der Hebammen, wie Manke erklärte. Die Einschränkungen für Verwandte und Lebenspartner hätten sogar zu Folge, dass Hausgeburten noch stärker nachgefragt seien. „Der Nachfrage können wir aber kaum nachkommen“, sagte die Verbandsvorsitzende. dpa

Christian Bark

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