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Brandenburgs ehemaliger Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ist im Alter von 81 Jahren gestorben. 

© Foto (Archiv): Sebastian Gabsch

Update

Brandenburg: Brandenburgs Ex-Innenminister Jörg Schönbohm gestorben

Brandenburgs früherer Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ist in der vergangenen Nacht im Alter von 81 Jahren verstorben.

Potsdam - Der CDU-Politiker und frühere Innenminister von Brandenburg, Jörg Schönbohm, ist tot. Er starb in der vergangenen Nacht im Alter von 81 Jahren. Das teilte die Brandenburger CDU am Freitag mit. Zuvor hatte radio B2 darüber berichtet. Unter Schönbohm wurde die Nationale Volksarmee der DDR nach der Wiedervereinigung aufgelöst und teilweise in die Bundeswehr integriert. Erst später begann er seine politische Karriere in der CDU. Er galt als Hardliner, aber auch als standhaft. Der Politiker lebte zuletzt in Kleinmachnow im Kreis Posdam-Mittelmark bei Berlin. Im Jahr 2012 hatte Schönbohm einen Schlaganfall und litt später an den Folgen. Seine Leistungen wurden parteiübergreifend gewürdigt.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) nannte Schönbohm einen Mann, der als Soldat und Politiker einen entscheidenden Beitrag zur inneren Einheit Deutschlands geleistet habe. «Sein Wort und sein Wirken waren geprägt von seinem preußischen Pflichtbewusstsein, seiner klaren Haltung und seinen unerschütterlichen Wertevorstellungen - als Protestant und als Patriot, als Konservativer im besten Sinne», erklärte Schäuble nach Angaben des Bundestags.

Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer lobte Schönbohms langjähriges Engagement mit Leidenschaft. "Jörg Schönbohm hat sich um unser Land, um seine Heimat Brandenburg, unsere Streitkräfte und die CDU verdient gemacht", teilte sie in Berlin mit. Mit ihm verliere die CDU eine beeindruckende und streitbare Persönlichkeit. "Wie wenige andere verkörperte er zwei Grundpfeiler christdemokratischer Politik: Er stand für innere und äußere Sicherheit." Auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik sei er ein kritischer und streitbarer Beobachter geblieben, der sich häufig zu Wort gemeldet habe.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nannte Schönbohm einen "großen Patrioten im besten Sinne". "Er hat sich große Verdienste um die Deutsche Einheit erworben", erklärte Woidke in einem Kondolenzschreiben laut Staatskanzlei. "Für notwendige Veränderungen hat er stets mit starkem Willen und Standhaftigkeit geworben und gekämpft." Schönbohm habe seine Ansichten aufrecht und deutlich vertreten, sei aber anderen Meinungen immer aufgeschlossen gewesen. Er sei stets ein guter Botschafter für Brandenburg gewesen. "Dafür werde ich ihm immer dankbar sein." Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) lobte Schönbohm als kämpferischen Demokraten, Konservativen im besten Sinne und bekennenden Brandenburger.

Die CDU Brandenburg zeigte sich bestürzt über den Tod. Der amtierende Landeschef Ingo Senftleben würdigte als "großen Brandenburger". "Seine Verdienste als Bundeswehrgeneral um die deutsche Einheit und als Politiker um das Land Brandenburg machen ihn als einen der großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte unvergessen", teilte Senftleben mit. "Wir gedenken seiner in tiefer Trauer."

Erst 1994 trat Schönbohm in die CDU ein. Er war Innensenator von Berlin - von 1996 bis 1998 - und dann zehn Jahre Innenminister in Brandenburg, bis die rot-rote Regierung startete. In Brandenburg führte er die zuvor zerstrittene Landes-CDU zu Geschlossenheit und war in der rot-schwarzen Koalition auch Vize-Ministerpräsident.

Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) würdigte die Verdienste des ehemaligen Regierungspartners. "Jörg Schönbohm war ein knorriger, aber klarer Konservativer, in der Zusammenarbeit bei allen politischen Unterschieden immer fair", erklärte Platzeck nach Angaben der Brandenburger Staatskanzlei. Schönbohm sei "vor allem ein überzeugter Brandenburger" gewesen. Platzeck und Schönbohm wurden 2002 nach dem Rücktritt von Manfred Stolpe Regierungspartner.

Bischof Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sagte über Schönbohm: "Sein Beitrag zur Wiedervereinigung unseres Landes ist bemerkenswert."

Der CDU-Politiker und frühere Innenminister von Brandenburg, Jörg Schönbohm, ist tot. Er sei in der vergangenen Nacht im Alter von 81 Jahren gestorben, teilte die Brandenburger CDU mit. Sie bestätigte einen Bericht von radio B2.

1996 wurde Schönbohm Innensenator in Berlin. Erst zwei Jahre zuvor war er in die CDU eingetreten. 1999 wechselte Schönbohm nach Brandenburg, wo er die zuvor zerstrittene Landes-CDU zur Geschlossenheit führte und wenig später in einer rot-schwarzen Koalition Innenminister und Vize-Regierungschef wurde.

September 2017: Jörg Schönbohm und seine Frau Eveline bei einer Zeremonie im Landtag zum 80. Geburtstag des Ex-Innenministers.
September 2017: Jörg Schönbohm und seine Frau Eveline bei einer Zeremonie im Landtag zum 80. Geburtstag des Ex-Innenministers.

© Sebastian Gabsch

Er hatte in Kleinmachnow gelebt

Der Politiker lebte in Kleinmachnow (Kreis Posdam-Mittelmark) nahe Berlin. Im Jahr 2012 hatte Schönbohm einen Schlaganfall und litt später an den Folgen.

Der Politiker wurde 1937 in Neu Golm im Landkreis Oder-Spree geboren, kam aber noch als Kind in den Westen. Nach dem Abitur in Kassel schlug er eine Bundeswehrlaufbahn ein. Zeitweise war er Kommandeur einer Panzerdivision, zudem arbeitete er im Verteidigungsministerium.

Als sein Meisterstück gilt die Auflösung und teilweise Integration der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr nach der Wiedervereinigung. Damals war er Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost in Strausberg östlich von Berlin. Außerdem war Schönbohm nach der Wende für den Abzug der russischen Streitkräfte zuständig.

September 1999: Brandenburgs damaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe und Jörg Schönbohm (r.) nach ersten Koalitionsgesprächen. 
September 1999: Brandenburgs damaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe und Jörg Schönbohm (r.) nach ersten Koalitionsgesprächen. 

© Bernd Settnik/dpa

Zu seinen Erfolgen in Brandenburg zählen eine Gemeinde- und Polizeireform. Vor allem die Polizei stärkte er - was Beamte noch Jahre später wohlwollend bemerken. Die CDU in Brandenburg würdigte Schönbohm mit dem Ehrenvorsitz der Partei. Verheiratet war Schönbohm seit 1959, aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Woidke: Zehn Jahre hat er verlässliche Regierungspolitik verantwortet

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke würdigte den langjährigen Innenminister. „Er hat sich große Verdienste um die Deutsche Einheit erworben. Mit Sensibilität, sachlicher Kenntnis und Sicht auf militärische Notwendigkeiten hat er die westdeutsche Bundeswehr und die ostdeutsche Nationale Volksarmee zusammengeführt. Zehn Jahre lang hat er als Brandenburger Innenminister verlässliche Regierungspolitik verantwortet“, heißt es in einer Mitteilung der Staatskanzlei. Mit seiner Heimat sei der gebürtige Brandenburger bis zuletzt tief verbunden gewesen und war stets guter Botschafter für Brandenburg, betont Woidke. „Dafür werde ich ihm immer dankbar sein.“

Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte: "Jörg Schönbohm war ein knorriger, aber klarer Konservativer, in der Zusammenarbeit bei allen politischen Unterschieden immer fair", erklärte Platzeck am Freitag nach Angaben der Brandenburger Staatskanzlei in Potsdam. Schönbohm sei "vor allem ein überzeugter Brandenburger" gewesen. 

Schröter: „Sein Wort hatte auch über Brandenburg hinaus Gewicht“

Brandenburgs amtierender Innenminister, Karl-Heinz Schröter (SPD), sagte: „Jörg Schönbohm hat sich um seine Heimat vielfach verdient gemacht. Er stand im wohlverstandenen preußischen Sinne für Verlässlichkeit, Pflichterfüllung und Disziplin.“ Der Dienst am Staat und seinen Menschen, das sei für Schönbohm keine leere Floskel, sondern gelebte Verpflichtung gewesen, sagte Schröter. „Sein Wort hatte auch über Brandenburg hinaus Gewicht.“ Er erinnerte daran, dass es Schönbohm in seiner Amtszeit gelungen sei, „den Rechtsextremismus in Brandenburg deutlich zurückzudrängen und zu schwächen“.

Auch CDU-Landeschef Ingo Senftleben äußerste sich zum Tod des früheren Innenministers, den er als „großen Brandenburger“ würdigte. Er sagte: „Seine Verdienste als Bundeswehrgeneral um die deutsche Einheit und als Politiker um das Land Brandenburg machen ihn als einen der großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte unvergessen. Wir gedenken seiner in tiefer Trauer. Unsere Gedanken und Gebete sind in diesen schweren Stunden bei seiner Frau, seinen Kindern und seiner Familie.“ 

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Landtagspräsidentin: "Schönbohm war ein kämpferischer Demokrat"

Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) sagte: "Die Nachricht vom Tod Jörg Schönbohms erfüllt uns mit tiefer Trauer." Schönbohm sei ein kämpferischer Demokrat, ein Konservativer im besten Sinne und ein bekennender Brandenburger gewesen. "Wir werden sein Andenken in Ehren halten. In tiefer Trauer und Anteilnahme denke ich an seine Familie, der ich in dieser Zeit viel Kraft, Trost und Zuversicht wünsche", sagte Stark weiter.

SPD-Fraktionschef Mike Bischoff sagte: "„Mit Jörg Schönbohm verliert Brandenburg eine Persönlichkeit, die sich große Verdienste um die Deutsche Einheit und um das Land Brandenburg erworben hat. Er war ein wichtiger Wegbegleiter unseres noch jungen Bundeslandes. Er war stets ein geradliniger und streitbarer Politiker." Zudem würdigte er Schönbohms Kampf gegen den Rechtsextremismus. (dpa/PNN)

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