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Brandanschlag auf Flüchtlingsheim: Mit Molotow-Cocktails im Gepäck

Der Prozess zum Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Kremmen beginnt mit Geständnissen.

Neuruppin - Im Fall des Brandanschlags auf ein Flüchtlingsheim in Kremmen (Oberhavel) hat der hauptangeklagte 29-Jährige zu Prozessbeginn ein Geständnis abgelegt. „Der Plan war, denen einen Schrecken einzujagen“, sagte der 29-jährige Kremmener am gestrigen Dienstag vor dem Landgericht Neuruppin. Er habe sich damals mit dem Bekannten über die Flüchtlingspolitik unterhalten. Dann sei er in den Keller gegangen, habe zwei Molotow-Cocktails in 0,33-Liter-Bierflaschen gegossen, erklärte er.

Der Bekannte räumte ebenfalls ein, mit dem 29-Jährigen zu dem „Asylheim“ gegangen zu sein. Er habe ihn immer wieder davon abhalten wollen, die Brandsätze zu werfen. Als das nicht gelang, sei er gegangen, bevor die Tat passierte. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern gemeinschaftlich versuchten Mord, versuchte schwere Brandstiftung und einen Verstoß gegen das Waffengesetz vor.

 „Ich bin kein Hitler-Fanatiker“

Der 29-Jährige sagte, er habe die beiden Brandsätze in der Nacht zum Ostersamstag im April 2017 auf ein Haus der umzäunten Unterkunft geworfen. Er habe eine Wand getroffen und einen Fensterrahmen. „Ich wollte aber das Fenster gar nicht treffen“, sagte er.

Beide mit Benzin gefüllten Flaschen prallten ab und brannten auf dem Gehweg und auf dem Rasen. Der Wachschutz wurde durch einen Knall aufmerksam und konnte die Flammen schnell löschen. Verletzt wurde niemand.

„Ich hatte keine Lust auf die ganze Diskussion um Flüchtlinge, mir ging das generell auf die Nerven“, erklärte der Hauptangeklagte. Vor dem nächtlichen Gang über knapp zwei Kilometer zu der Unterkunft habe man noch „sieben bis acht Bier“ getrunken. Beide Angeklagten wiesen allerdings Vorwürfe zurück, sie seien ausländerfeindlich oder gehörten einer rechtsextremen Gruppierung an. „Ich bin kein Hitler-Fanatiker“, erklärte der arbeitslose 29-Jährige. Er interessiere sich aber für Geschichte und sammle Münzen und Militaria, auch mit Metallsuchgeräten auf Äckern. Alkohol trinke er täglich, auch Betäubungsmittel nehme er.

Komplize sei laut Staatsanwalt nicht harmlos

„Ich habe das alles für Gequatsche gehalten und nicht gedacht, dass er Ernst macht“, sagte der 35-Jährige zu dem Anschlag. Er sei zwar mitgegangen, aber habe seinem Bekannten noch am Flüchtlingsheim gesagt, er solle das lassen. „Als er nicht hörte, bin ich weggegangen.“ Später habe er erfahren, dass nichts Schlimmeres passiert sei.

Die Staatsanwaltschaft hält seine Rolle dagegen für weniger harmlos. So habe der Ältere dem 29-Jährigen Gummihandschuhe gegeben und an dem Abend auch Handyfotos gemacht. Diese seien aber noch in der Nacht nach dem Vorfall gelöscht worden. Zudem soll der 35-Jährige Videos auf seinem Smartphone gehabt haben, die Flüchtlinge beim Randalieren zeigten und in der fremdenfeindlichen Szene kursierten.

Urteil voraussichtlich am 20. April

In der gesamten Unterkunft, die aus mehreren Häusern besteht, lebten damals rund 70 Menschen. In dem Haus, auf das die Brandsätze geworfen wurden, hielten sich vier Leute auf. Eine DNA-Spur führte die Polizei rund vier Monate nach dem Anschlag im August 2017 zu dem 29-Jährigen. Nach einer Hausdurchsuchung wurde er festgenommen und saß seitdem in U-Haft. Sein Komplize wurde im November vergangenen Jahres festgenommen, kam aber später wieder auf freien Fuß.

Der Prozess wird am 29. März fortgesetzt. Dann sollen zahlreiche Ermittler und Polizeibeamte von Gericht angehört werden. Mit einem Urteil in dem Fall wird nach bisherigem Stand am 20. April gerechnet. dpa

Winfried Wagner

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