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Brandenburg: Blumige Aussichten

Die Landesgartenschau poliert Prenzlaus Image auf. Der Bürgermeister spricht von einem Stimmungswandel in der Stadt. Bis zur Halbzeit kamen rund 200 000 Besucher in die vergleichsweise kleine Parkanlage in der Uckermark

Prenzlau - Unter den bislang mehr als 200 000 Besuchern der Landesgartenschau (Laga) in Prenzlau fällt ein Gast besonders auf. „Ich habe noch keinen einzigen Tag verpasst“, sagt der Rentner Werner Diers freudestrahlend. „Es ist doch herrlich hier.“ Dabei folgte der 74-Jährige anfangs nur dem Rat seines Arztes. Dieser habe ihm nach einer Hüft-Operation zu viel Bewegung geraten. Also sei er schon zur Eröffnung der Blumenschau am 13. April als Erster durchs Eingangstor gegangen. Damals konnte er nur langsam gehen; er war noch auf seine Krücken angewiesen. Seit diesem Auftakt erscheint er unermüdlich an jedem Tag mit seiner Dauerkarte an den Ticketkontrollen vor der Anlage. Langweilig wird dem Stammbesucher bei seinen Besuchen nicht, entdeckt er doch „jeden Tag etwas Neues“, wie er erzählt.

Prenzlaus Bürgermeister Hendrik Sommer schaut zwar nicht täglich auf der Landesgartenschau vorbei, aber beide Männer kennen sich zumindest sehr gut. „Das große Echo auf die Veranstaltung macht einfach Spaß“, sagt der Rathauschef. „Genau zur Halbzeit haben wir den 200 000. Besucher begrüßt, und dabei haben wir nicht gemogelt.“ Ein Ehepaar aus Weddelbrook in Schleswig-Holstein habe die Jubiläumskarte gekauft. „Ab 300 000 Besucher schreiben wir eine schwarze Null. Da sind wir doch sehr optimistisch, dass wir am Ende ein passables Ergebnis erreichen“, sagt Bürgermeister Sommer.

Aus der gesamten Bundesrepublik kommen die Besucher nach Prenzlau und loben vor allem „die vielen Erlebnisse auf engem Raum“, wie es in den Gästebüchern heißt. Denn das Areal ist vergleichsweise klein. Obwohl das Laga-Gelände aus zwei Teilen besteht, die der Besucher dank eines Stempels auf dem Handrücken mit einer Tageskarte erleben kann, misst die Gesamtfläche der Schau nur 13 Hektar. Die letzte Schau in Oranienburg vor vier Jahren war mehr als doppelt so groß gewesen; damals umfasste die Anlage rund 33 Hektar.

Nun könnte man annehmen, dass das kleinere Terrain vor allem den typischen Gartenschaubesuchern jenseits des 60. Lebensjahres entgegenkommt. Der Eindruck täuscht zwar nicht. Aber es gibt durchaus auch junge Leute. Die begeistern sich zwar nicht so sehr an den vielen Themengärten oder an den Arrangements in der Blumenhalle. Doch die BMX-Bahn, die ruhigen Orte am Seeufer und natürlich die Spielplätze locken auch junges Publikum an.

Nicht nur die Besucherzahl macht dem Bürgermeister viel Freude. „In der Stadt selbst hat sich die Stimmung erheblich verbessert, die Laga schweißt die Menschen wirklich zusammen“, sagt Hendrik Sommer. „Konkret haben durch die Gartenschau 135 Frauen und Männer einen Job gefunden, einige davon sind sogar schon von Gartenbau- und Sicherheitsfirmen in eine dauerhafte Beschäftigung übernommen worden.“

Nicht zuletzt die Laga habe Prenzlau, das noch vor einigen Jahren mit einer Arbeitslosenquote von mehr als 20 Prozent deutschlandweit das Schlusslicht in der Arbeitslosenstatistik trug, ein neues Image verschafft. Rund 13 Millionen Euro kostete die Neugestaltung des Geländes, insgesamt sind in der Stadt in den vergangenen Jahren rund 25 Millionen Euro investiert worden. Zwei Drittel davon stammten aus den Kassen von Bund, Land und der Europäischen Union.

Schon allein deshalb plädiert der Rathauschef für eine Fortsetzung der Laga-Tradition in Brandenburg. „Jede Stadt erhält dadurch ein positiveres Gesicht, und zwar dauerhaft“, sagt Sommer. „Das ist mit Geld allein gar nicht zu beziffern. Die Einwohner gewinnen ein neues Verhältnis zu ihrer Heimat und freuen sich über die vielen neugierigen Gäste.“

Tatsächlich finden sich kaum kritische Stimmen in der Hauptstadt der Uckermark. Höchstens einige Gastronomen hatten sich wohl etwas zu viel versprochen. Sie vermissen in der Mehrzahl die erhofften zusätzlichen Gäste, denn diese stärken sich doch lieber direkt auf dem Laga-Gelände.

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