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Brandenburg: Betrüger mit Diplomatenpass festgenommen Ermittler schlugen in Frankfurt am Main zu

Eberswalde/Frankfurt (Main) - Rund anderthalb Monate haben brandenburgische Ermittler einen mutmaßlichen Millionenbetrüger quer durch Europa verfolgt. Am Dienstagabend nahmen sie gemeinsam mit Beamten des Mobilen Einsatzkommandos Frankfurt (Main) den seit Ende September per Haftbefehl Gesuchten nahe einer Wohnung in der hessischen Finanzmetropole fest.

Von Matthias Matern

Eberswalde/Frankfurt (Main) - Rund anderthalb Monate haben brandenburgische Ermittler einen mutmaßlichen Millionenbetrüger quer durch Europa verfolgt. Am Dienstagabend nahmen sie gemeinsam mit Beamten des Mobilen Einsatzkommandos Frankfurt (Main) den seit Ende September per Haftbefehl Gesuchten nahe einer Wohnung in der hessischen Finanzmetropole fest.

Das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg sprach gestern von einem „komplizierten Fall“. Michele S. (41), der sich Ende der 90er Jahre auch in Brandenburg Förderkredite in einer Gesamtsumme von rund 7,5 Millionen Euro ergaunert haben soll, ist Diplomat des afrikanischen Inselstaats Demokratische Republik São Tomé und Principe und genoss deshalb Immunität. „Die Festnahme war nur möglich, wenn der Gesuchte nicht gerade in diplomatischer Mission unterwegs war“, erläuterte gestern LKA-Sprecher Toralf Reinhardt. Als Diplomat akkreditiert war Michele S. allerdings nur in Belgien und in Italien, wo der geborene Sizilianer aus Palermo auch als Konsul der afrikanischen Insel bestellt war. Durch intensive Ermittlungen gelang es sowohl die diplomatischen als auch privatgeschäftlichen Aktivitäten des vermeindlichen Betrügers aufzudecken.

So soll S. noch bis Anfang 2009 in der Gegend von Kassel in Nordhessen den Bau einer Seniorenresidenz für insgesamt 35 Millionen Euro und ein Luxushotel in Bad Soden geplant haben. Als sich die Beamten am Dienstag sicher sein konnten, dass es sich bei einem Aufenthalt nicht um eine dipolmatische Mission handelte, schlugen sie nach seiner Einreise zu und brachten den Festgenommenen nach Potsdam, wo bereits gestern vom Landgericht der Haftbefehl bestätigt wurde. S. sitzt in einer Justizvollzugsanstalt. Sein Verteidiger habe wohl bereits angekündigt, Rechtsmittel vor dem Oberlandesgericht Berlin-Brandenburg einlegen zu wollen, sagte Reinhardt gestern.

Dennoch sei mit einer „gewissen Wahrscheinlichkeit eine Haftstrafe zu erwarten“, teilte der LKA-Sprecher mit. Immerhin handele es sich um „relativ schwere Wirtschaftskriminalität“. Zu den Geprellten gehört unter anderem die brandenburgische Investitionsbank. Für die Firma ProTec Umwelttechnik GmbH soll der afrikanische Diplomat italienischer Abstammung mit einem weiteren Beschuldigten von 1998 bis 2000 Fördermittel in Höhe von zehn Millionen D-Mark (fünf Millionen Euro) erhalten und illegal privat verwendet haben. Weitere Kredite erhielt S. angeblich von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Wie Reinhardt berichtete, sei 2005 Anklage gegen S. erhoben worden. Da man seiner aber nicht habhaft werden konnte, sei schließlich der Haftbefehl erlassen worden. Matthias Matern

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