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Brandenburg: Berühren streng verboten

Am Dienstag präsentierte die Berliner Polizei ihre John-Lennon-Fundstücke – und eine richtige Räuberpistole

Berlin - Der letzte Tagebucheintrag ist vom 8. Dezember 1980 – an dem Tag wurde John Lennon erschossen. Polizei und Staatsanwaltschaft haben am Dienstag in Berlin einen Teil der Gegenstände präsentiert, die Yoko Ono 2006 aus ihrer Wohnung in New York gestohlen worden sind. Im Mittelpunk: die Tagebücher, sie sind aus den Jahren 1975, 1979 und 1980. Am Morgen des 8. Dezember 1980 hatten Lennon und Ono in ihrer Wohnung einen Termin mit der Starfotografin Annie Leibovitz. Das Foto, das das Paar eng umschlungen zeigt, wurde weltberühmt.

Carsten Pfohl, Abteilungsleiter des Berliner Landeskriminalamtes, hatte als einer der wenigen das Vergnügen, in den Bänden zu blättern. Journalisten durften die Bücher im Präsidium nicht berühren, streng verboten. Die Polizei hat die Gegenstände seit Ende Juli, wichtigste Frage war: Sind die Sachen echt? Dazu reisten die Ermittler nach New York, befragten Yoko Ono im deutschen Konsulat, zeigten ihr einige der sichergestellten Dinge. „Frau Ono war gerührt“, berichtete der Vize-Chef der Staatsanwaltschaft, Michael von Hagen, der mit in New York war.

Eine richtige Räuberpistole erzählten die Ermittler im Präsidium am Dienstag: Der Chauffeur Koral K., der Yoko Ono mehr als zehn Jahre lang durch die Welt begleitete, soll sich die Dinge nach und nach aus der Wohnung der Lennon- Witwe zusammengeklaut haben. Er wurde deswegen in den USA zu 60 Tagen Haft verurteilt, zunächst war sogar wegen Erpressung Yoko Onos gegen ihn ermittelt worden. Er kehrte irgendwann in seine Heimat Türkei zurück, hier verkaufte ihm der in Berlin lebende Geschäftsmann Erhan K. sein Haus. So lernten sich die beiden Männer kennen. Mit einer geklauten goldenen Uhr fing es an. Die Uhr war das letzte Geburtstagsgeschenk von Yoko Ono an ihren Mann vor dessen Tod. Sie brachte in einem Online-Auktionshaus satte 600 000 Euro, schließlich hatte sie eine persönliche Widmung für den Ex-Beatle.

Anfang 2014 übergab Erhan K. dem mittlerweile pleite gegangenen Auktionshaus ein ganzes Konvolut an Dingen, die drei Tagebücher, eine Brille, Dokumente, ein Schulheft, ein Notenheft, eine Musikpreis-Statue und und und. Alles mit der Versicherung, das habe die Witwe dem Chauffeur geschenkt. Im Oktober 2014 wurde ein Vertrag geschlossen, das auf Kunst gar nicht spezialisierte Auktionshaus hatte die 86 Positionen auf 3,1 Millionen Euro geschätzt. Später kamen den Managern des Unternehmens wohl Bedenken, ob es damit seine Richtigkeit hat. Dann ging das Auktionshaus pleite, der Insolvenzverwalter übernahm. Dem kamen sofort Bedenken, Mitte Juli schrieb er dem Kunstkommissariat des LKA, was er so alles gefunden hatte. Die Ermittler rückten an, beschlagnahmten alles.

Erst als klar war, dass die Dinge echt und gestohlen sind, rückte die Polizei Montagfrüh bei Erhan K. an, durchsuchte seine Wohnung, seine Pizzeria und seine Geschäftsräume. K. war freundlich, half den Beamten. Widerwillig wurde er erst, als die Beamten sein Auto sehen wollten. Nein, er wisse nicht recht, wo das steht. Die Ermittler bohrten weiter, und siehe da: Da, wo sonst das Reserverad liegt, fand sich eine Tasche mit weiteren Devotionalien aus dem Lennon-Besitz. Dann klickten die Handschellen, denn die Staatsanwaltschaft hatte einen Haftbefehl für K. beantragt – wegen Fluchtgefahr. Der 58-Jährige sitzt nun in Untersuchungshaft. An den in der Türkei lebenden Chauffeur, einen türkischen Staatsbürger, kommt die Berliner Justiz nicht heran. Jörn Hasselmann

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