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Gute Kitas kosten Geld - das ist den Eltern in Brandenburg durchaus bewusst.

© dpa

Bertelsmann-Studie zu Kitas: Eltern würden für bessere Betreuung zahlen

Am Mittwoch will der Brandenburger Landtag den Einstieg in die Beitragsfreiheit auf den Weg bringen, gleichzeitig fordern Eltern bessere Qualität in den Kitas. Eine aktuelle Studie unterfüttert ihren Wunsch.

Potsdam- Die Mehrheit der Brandenburger Eltern wäre bereit, höhere Kitabeiträge zu zahlen, wenn sich dadurch die Qualität der Betreuung verbessern würde und mehr Personal eingestellt werden könnte. Das geht aus der bundesweiten Studie ElternZoom 2018 der Bertelsmann-Stiftung hervor, die den PNN vorliegt. Bei einer vergangenen Herbst durchgeführten Umfrage gaben demnach 56 Prozent der Brandenburger Familien an, mit höheren Beiträgen für bessere Kitas einverstanden zu sein, 44 Prozent verneinten das. Die Studie, die sich auch mit den Kosten für eine komplette Beitragsfreiheit befasst, dürfte am Mittwoch die Debatte im Potsdamer Landtag anheizen. Das Parlament berät in dritter Lesung die Kitagesetznovelle, mit der Brandenburg das beitragsfreie letzte Kitajahr auf den Weg bringen will. Zeitgleich wollen vor dem Landtagsgebäude Eltern und Erzieher für bessere Kitas durch eine Ausfinanzierung längerer Betreuungszeiten demonstrieren.

6,2 Prozent des Einkommens gehen für Kitagebühren drauf

In Brandenburg wenden Eltern derzeit der Studie zufolge im Schnitt 6,2 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für Kita-Beiträge auf, im Bundesschnitt sind es nur 5,6 Prozent. Deutschlandweit ist laut Bertelsmann mehr als die Hälfte der Eltern bereit, für eine höhere Qualität mehr zu zahlen: Sowohl 59 Prozent der Eltern oberhalb der Armutsrisikogrenze, als auch 53 Prozent der Familie unterhalb dieser Grenze können sich das vorstellen. „Das zeigt deutlich, dass den Eltern die Kita-Qualität für ihr Kind sehr wichtig ist“, schreiben die Bildungsforscher. Das zusätzliche Geld soll nach Meinung der Eltern insbesondere in zusätzliches Personal investiert werden. 42 Prozent der Eltern wünschen sich zudem eine bessere Bezahlung für Erzieher. Fast ein Drittel der Befragten fordern außerdem eine bessere Ausstattung der Kitas sowie flexiblere beziehungsweise längere Öffnungszeiten.

Nur zwei Prozent der Brandenburger Eltern sind von Beiträgen befreit

In Brandenburg sind Eltern offenbar ohnehin daran gewöhnt, ihren Beitrag für Kinderbetreuung zu leisten. Der Studie zufolge sind in der Mark lediglich zwei Prozent der Eltern wegen sozialer Gründe von Beitragszahlungen komplett befreit. Das ist der niedrigste Wert in ganz Deutschland. Als nächstes Land folgt das gut situierte Baden-Württemberg, in dem vier Prozent der Familien keinen Kita-Beitrag zahlen. In Rheinland-Pfalz sind es hingegen 64 Prozent, in Berlin 42 Prozent, was  auch damit zusammenhängen dürfte, dass das Nachbarland Berlin die Beitragsfreiheit für Eltern bereits sukzessive eingeführt hat und bereits für viele Jahrgänge keine Betreuungsgebühren mehr anfallen. Ab August erlässt Berlin den Eltern die Kita-Gebühren – abgesehen von Aufwendungen wie Essensgeld – sogar komplett, ab 2019 zählen auch die Horte dazu. Davon ist Brandenburg noch weit entfernt. Der erste Schritt in die Beitragsfreiheit soll nun 46 Millionen Euro pro Jahr kostet, ursprünglich war das Land von 42 Millionen ausgegangen. Beitragsfreiheit ist ohnehin ein teures Versprechen für den Staat: Würden bundesweit alle Eltern von Kita-Beiträgen und Zusatzgebühren befreit, würde das laut Bertelsmann rund 7,3 Milliarden Euro Kosten verursachen.

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HINTERGRUND: Die Studie

Im Herbst vergangenen Jahres führte die Bertelsmann-Stiftung mit Sitz in Gütersloh zum zweiten Mal die bundesweite Befragung ElternZoom durch. In Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap wurden insgesamt 10 491 Eltern von Kitakindern zu den Themen Teilhabe, Qualität und Finanzierung rund um Kindertagesstätten befragt, davon 352 in Brandenburg. Nicht nur Eltern, die ihr Kind in einer Kita betreuen lassen, wurden befragt, sondern auch 1036 Eltern, die ihr Kind im Alter von bis zu sieben Jahren zu Hause betreuen.

Für Diskussionsstoff in Brandenburg sorgte zuvor die Studie KitaZoom von Bertelsmann. Sie kam 20016 zu dem Ergebnis, dass für bessere Personalschlüssel in Brandenburger Kitas 33,5 Millionen Euro und gut 1200 Erzieher fehlen. Besonders Potsdam schnitt in der Betrachtung nicht gut ab. 

Marion Kaufman

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