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Berlin: Lückenschluss am Leipziger Platz

Investmentfirma aus London greift nach der Einkaufsmeile von Entwickler Huth. Der baut zwei weitere Areale aus. Um ein benachbartes Filetgrundstück gibt es noch einigen Ärger.

Berlin - Ein arabischer Großinvestor greift nach einem der wichtigsten und wertvollsten Quartieren Berlins: dem spektakulären Kaufhausprojekt auf dem früheren Wertheim-Areal. Auch eine der zwei letzten Baulücken am Platze soll nun geschlossen werden.

Die „Arab Investments Limited“ hat den „Leipziger Platz 12“ bereits als eigenes „Eigentum“ auf ihrer Website aufgeführt. Der Verkauf des Projektes mit einer Fläche von 148 000 Quadratmetern dürfte aber – wie bei anderen unvollendeten Vorhaben auch – unter Vorbehalten stehen: Entwickler Harald G. Huth muss die spektakuläre Einkaufspassage erst einmal fertigstellen und voll vermieten. Am 17. August wird erst der Grundstein gelegt. Huth jedenfalls erklärte zu dem Deal auf Anfrage nur knapp: „Die Eigentümergesellschaft gehört uns mit 65 Prozent“, zu seinen Partnern äußerte er sich nicht.

Die Firma Arab Investments hatte vor zwei Jahren bereits das „Quartier am Auswärtigen Amt“ in Mitte für 57 Millionen Euro erworben. Auch das höchste Bauwerk, das zurzeit in London entsteht, der 93 000 Quadratmeter große „Pinnacle-Tower“, zählt zu ihren Projekten. Arab Investments ist in London ansässig und legt Scharia-konforme Fonds für Anleger aus dem mittleren Osten auf. Diese dürfen nicht in Alkohol, Tabak, Erotik, Glücksspiel, Musikindustrie und Waffenhandel investieren und keine Zinsgeschäfte abschließen.

Partner kann Huth gut gebrauchen, denn er entwickelt an der Berliner Topadresse zwei weitere Grundstücke: den Leipziger Platzes 16, eine unmittelbar am „Oktogon“ gelegene Baulücke, sowie das Quartier Leipziger-, Ecke Voßtraße, das an das Wertheim-Areal anschließt, das der Entwickler in diesem Jahr erwarb. Sorgen bereiten Beobachtern des Verkaufskarussels an Berlins erster Adresse dagegen das Schicksal des Eckgrundstücks Leipziger Platz, Ecke Ebertstraße. Seit etwa einem Jahrzehnt steht dort eine Fassadenattrappe, ausgerechnet an dem promimenten, zum Potsdamer Platz orientierten Abschluss des Platzes. Und es gibt auch keine Anzeichen für einen Baubeginn: „Unserem Haus liegen keine Informationen über die Planungen und die Absichten vor“, hieß es bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Dasselbe gelte für die „bezirkliche Bauaufsicht“.

Eigentümer dieses Grundstückes ist die „Infinorsa“ mit Sitz in Madrid. Auf Anfrage hüllte sich die Firma in Schweigen über ihre Pläne. Auf der Website ist zu lesen, dass das Unternehmen seit 1974 besteht und in Berlin etwa Immobilien am Kurfürstendamm sowie in der Tauben- und der Mohrenstraße in Mitte besitze. Das Kapital stamme von „institutionellen Investoren“, darunter  Versicherungsgesellschaften. Doch dem Vernehmen nach will die Infinorsa gar nicht selbst bauen, sondern spekuliert darauf, dass der Wert des prominent gelegenen Grundstückes weiter steigt.

Das ärgert andere Eigentümer von Immobilien am Leipziger Platz. Einer der ersten Bauherren am Ort war der Rechtsanwalt Karl-Heinz Knauthe. Er besitzt das Gebäude Leipziger Platz 10 am südlichen Rand des Platzes, Sitz seiner Kanzlei. Es sei nicht hinzunehmen, dass die Eigentümer „ihrer Verantwortung an diesem städtebaulich wichtigen Ort nicht gerecht werden und nicht ernsthaft investiert wird auf diesem Grundstück“.

Verzögern wird sich auch der Baubeginn am Leipziger Platz 16, wo Entwickler Huth eigentlich am 1. Juli mit ersten Arbeiten beginnen wollte. Nun wird diese Lücke erst drei Monate später gefüllt, heißt es bei Huths Firma. Geplant ist der Bau eines Bürohauses. Allerdings ist die Anwerbung von Mietern zurzeit nicht einfach. Laut Markus Schmidt vom Maklerhaus Aengevelt stehen 1,5 Millionen Quadratmeter in der Stadt leer und auch am Leipziger Platz ist das Angebot an Büroräumen groß: Rund 13 000 Quadratmeter sind zu haben, etwa ein Viertel der dort insgesamt angebotenen Fläche.

Ohne die Unterschrift seriöser Unternehmen unter den Mietverträgen für mehr als die Hälfte der Flächen, setzt kein Entwickler zum ersten Spatenstich an – das zählt zu den Gesetzen der Branche und wird von Banken vorausgesetzt, die das Geld für die Großprojekte hergeben. Das dürfte wohl vermutlich auch für Huth gelten, zumal er so einige Mittel in den Erwerb der 10 000 Quadratmeter großen Brache zwischen Voßstraße, Wilhelmstraße und Leipziger Straße eingesetzt haben dürfte. Mindestens 25 Millionen Euro hatte der Verkäufer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, für das Areal gefordert, das unmittelbar an das Wertheim-Areal anschließt. Wie viel Huth bezahlte, ist nicht zu erfahren.

Auf seinem neuen Grundstück an der Leipziger Straße will Huth mit demselben Konzept und denselben Architekten punkten wie auf dem Wertheim-Areal: Noch mehr Einkaufsflächen will er bauen hinter einer Fassade, die die agile Architekturschmiede nps Tschoban Voss gestaltet. Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sieht man das gelassen: Ein Gutachten habe vor vier Jahren ergeben, dass es „bei einer Verkaufsfläche von bis zu 61 300 Quadratmetern im Bereich Leipziger Platz zu keinen Beeinträchtigungen“ komme. Und auch bei den Arkaden am Potsdamer Platz sieht man das neue Projekt nicht als Konkurrenz, sondern als „Stärkung“, so Center-Manager Marcus Eggers. Gemeinsam werde man in die erste Liga der Berliner Shopping-Meilen aufsteigen – und Kurfürstendamm, Schlossstraße und Alexanderplatz die Kundschaft streitig machen.

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