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Berlin: „Das Berghain hat nicht an Glanz verloren“

Der Berliner Techno-Club gehört nicht länger zu den Top Ten der Welt. Doch der Abstieg könnte dem Berghain sogar gut tun.

Berlin - Das Berghain steigt ab - so zumindest liest sich die aktuelle Liste der 100 Top-Clubs, die die britische Zeitschrift „DJMag“ jährlich veröffentlicht. Noch im Jahr 2009 führte das Berghain die Rangfolge an, inzwischen ist der Club auf Platz 13 gerutscht.

Allerdings hat das monatlich erscheinde Szene-Magazin das Abstimmungsverfahren geändert: Vor drei Jahren, als das Berghain siegte, entschied die Redaktion, welcher Club es an die Spitze der internationalen Liste schaffte. Inzwischen sind die Leser gefragt. In einer Online-Abstimmung wählten dieses Jahr 160.000 von ihnen ihre Lieblingsdisco. „Wir lassen die Leser entscheiden, weil wir es für aussagekräftiger und für demokratischer halten", sagt Sascha Bauer, Redakteur des „DJMag“. Die Folge: Die Rangliste sagt nicht zwingend etwas über die Qualität eines Clubs aus, sie spiegelt vielmehr dessen Größe und internationale Bekanntheit wider. „Die Clubs, die am massenkompatibelsten sind, stehen jetzt ganz vorne“, räumt Sascha Bauer ein.

Entsprechend wurde - wie schon im Vorjahr - das Space, einer der größten Clubs auf Ibiza, zum Sieger gekührt. Hier tanzen an einem Abend Tausende Menschen. Um jeden zufriedenzustellen, reicht das Angebot von der Oldie-Disco bis zum HipHop-Saal. Wie groß die Anhängerschaft des Space ist, zeigt bereits ein Blick auf Facebook: Während die Seite des Berghain rund 50.000 Fans hat, bekennt sich zum Space eine halbe Million.

Lutz Leichsenring von der Berliner Clubkommission betrachtet die Umfrage mit Skepsis. „Als Clubgänger sage ich: Das Berghain hat nicht an Glanz verloren.“ Seiner Meinung nach hängt die Qualität des Clubs, der im Jahr 2004 in einem alten Heizkraftwerk am Ostbahnhof eröffnete, auch von dessen Umfeld ab. „Die Berliner Clubszene hat die größte Vielfalt weltweit, mit Leuchttürmen wie dem Watergate, dem Tresor, dem Berghain - in der Bündelung findet man das in keiner anderen Stadt.“

Außerdem sei Berlin experimenteller als andere Städte. Ein Club wie das Berghain könne es sich auch ausgefallenere Inhalte leisten. Zum Beispiel gastierte dort die Konzertreihe Yellow Lounge, bei der in der Disco klassische Musik gespielt wird. Im vergangenen Jahr stellte ein Klangkünstler im Berghain sein Werk „One Pig" vor - Musik, die aus den Lauten eines Mastschweins besteht.

Leichsenrings Einschätzung nach kann ein Abstieg in der Rangfolge dem Berghain sogar gut tun: „Wir wollen ja gar keine Mainstream-Touristen in Berlin haben, die wegen eines Rankings herkommen.“

Selbst Bauer vom „DJMag“ misst dem Ergebnis der Umfrage wenig Bedeutung zu: „Das ist wie mit einem Horoskop: Wenn was Gutes drinsteht, freut man sich. Wenn nicht, ist es egal. Die im Berghain machen ihr eigenes Ding - und das ist auch gut so."

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