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Berlin: 14 Uhr Feierabend in einigen Verwaltungen: Trotz Rekordtemperaturen: Kein Hitzefrei für Beamte in Brandenburg

Trotz Rekordtemperaturen bekommen Brandenburgs Beamte am heutigen Mittwoch kein Hitzefrei – anders als Beamte in Teilen Berlins. Doch die Entscheidung der Behörden, einen hitzebedingten Feierabend um 14 Uhr zu erlauben, stößt auf heftige Kritik.

Potsdam - Glaubt man den Meteorologen, dann könnte er heute fällig sein: der Brandenburger Hitzerekord. Fast auf den Tag 26 Jahre ist es her, am 9. August 1992, als an der Messstation Lübben-Blumenfelde (Dahme-Spreewald) 39,2 Grad gemessen wurden. Am heutigen Mittwoch könnte dieser Wert geknackt werden. Bis zu 39 Grad erwarten die Wetterexperten für Brandenburg – vermutlich Höhe- und Endpunkt der wochenlangen Hitzewelle im Land.

Unter dem Wetter leiden neben Natur und Tieren auch viele Menschen. In Berlin haben einige Senatsverwaltungen inzwischen auf die Hitze reagiert. Die Linken-Senatoren Klaus Lederer (Kultur) und Katrin Lompscher (Stadtentwicklung) haben ihren Mitarbeitern bis Donnerstag gestattet, bereits um 14 Uhr Feierabend zu machen – ohne dass ihnen dafür Minusstunden aufgeschrieben werden. Grund sei die „Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern“, sagte eine Sprecherin. In anderen Senatsverwaltungen darf man ebenfalls früher Feierabend machen, muss dafür aber das Überstundenkonto belasten. Kritik an der Entscheidung von Lederer und Lompscher kam aus den Berliner Bezirken, wo die Bediensteten ihren Dienst nicht ersatzlos quittieren dürfen.

Unverständnis äußerte auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). „Was wäre, wenn jeder aufhören würde zu arbeiten bei der Hitze?“, sagte er der „Berliner Morgenpost“. Der öffentliche Dienst dürfe keine solchen Privilegien schaffen.

„Ganz verwegene Kollegen legen auch ihre Krawatte ab“

Tatsächlich wird mit der Hitze in Brandenburg offensichtlich etwas anders umgegangen: „Hitzefrei gibt es bestenfalls für Schüler, aber nicht im Landesdienst“, sagte Regierungssprecher Florian Engels den PNN. Unvorstellbar sei die Idee von freien Nachmittagen, trotzdem hat man auch in der Staatskanzlei auf die Hitze reagiert. Die Kernzeit, die normalerweise um sechs Uhr beginnt, wurde um eine Stunde nach vorne gelegt. Nach sechs Stunden Arbeitszeit dürften Mitarbeiter in Absprache mit ihren Vorgesetzten nach Hause. „Die Arbeitsfähigkeit muss aber gewährleistet werden“, sagte Engels. Und noch eine Erleichterung gebe es in der Staatskanzlei: „Ganz verwegene Kollegen legen auch ihre Krawatte ab“, sagte Engels lachend. Das Landesmotto nimmt man in der Staatskanzlei offenbar ernst. Es kann so einfach sein.

Auch in den anderen Brandenburger Ministerien gibt es kein Hitzefrei, dafür aber flexible Erleichterungen. Im Innenministerium versuche man mit kostenfreiem Mineralwasser und Lüftern die aktuellen Arbeitsbedingungen zu verbessern, sagte Sprecher Ingo Deckert dieser Zeitung. Wo möglich, würden Mitarbeiter Büros auf der „Schattenseite“ nutzen, zum Beispiel von Kollegen, die derzeit noch im Urlaub sind. Einfach nach Hause schicken will man die Kollegen aber nicht. „Auch andere Berufsgruppen müssen schließlich bei diesen Temperaturen arbeiten, darunter solche, die es schwerer haben, zum Beispiel Bauarbeiter, Polizisten, Busfahrer oder Feuerwehrleute“, sagte Decker. Und weiter: „Eine Besserstellung des öffentlichen Dienstes wäre im Land Brandenburg nicht zu vermitteln. Das geht nicht.“ Auch im Bildungsministerium wird durchgearbeitet, allerdings wurde die Kernarbeitszeit aufgehoben, so eine Sprecherin.

In Potsdam hat die Stadtverwaltung dagegen reagiert und einige Mitarbeiter für Dienstag und Mittwoch angewiesen, um 13 Uhr Dienstschluss zu machen. „Dies gilt für Schwangere, stillende Mütter, Schwerbehinderte und ihnen gleich gestellte Menschen sowie lebensältere (60+) und gesundheitlich besonders belastete Beschäftigte“, teilte ein Stadtsprecher Markus Klier den PNN mit. Wie viele der 2400 Mitarbeiter betroffen seien, konnte er zunächst nicht sagen. Die Arbeitszeit werde aber voll ausgeglichen. Den Mitarbeitern, die länger in der Stadtverwaltung arbeiten, würde man aber ebenfalls entgegenkommen, kündigte Klier an: „Sie erhalten einen Hitze-Ausgleich von zwei Stunden in ihrer Gleitzeit.“ 

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Hitze und Arbeitsrecht: "Dienst-Krawatte muss nicht getragen werden"

Wenn es heiß ist und die Konzentration nachlässt, müssen Arbeitnehmer extrem heiße Temperaturen nicht einfach hinnehmen. Laut Arbeitsstättenverordnung ist der Arbeitgeber verpflichtet, für „gesundheitlich zuträgliche“ Raumtemperaturen sowie den Schutz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung zu sorgen. „Einen direkten Rechtsanspruch auf Hitzefrei gibt es nicht“, sagt Kersten Bux von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Das gelte auch für Arbeiter auf Baustellen, die der Sonne ausgesetzt sind.

Die Stadtwerke Potsdam haben auf die Hitze reagiert. Es gebe kostenloses Mineralwasser und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor unter anderem für Müllwerker, Tram- und Busfahrer, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Auch Sonnenschutz wie Capes, Sonnenbrillen und Sonnenöl werde gestellt. Bus- und Tramfahrer dürfen zudem Polohemden tragen, so der Sprecher. Und: „Die Dienst-Krawatte muss nicht getragen werden.“

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