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BER-Skandal: Danckert: Platzeck und Wowereit waren gewarnt

Der brandenburgische SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert sagt, er sei seit Mitte 2010 bei den Regierungschefs mit seinen konkreten Warnungen vor einem Chaos am Flughafen und unabsehbaren Mehrkosten abgeblitzt.

Potsdam - Die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD), haben fast zwei Jahre lang konkrete Warnungen vor einem Desaster mit dem neuen Hauptstadtflughafen BER ignoriert. Das bestätigte der brandenburgische SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert am Sonntag den PNN. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte zuvor in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, Danckert habe schon im August 2010 die Staatskanzlei von Brandenburgs Regierungschef Platzeck über eklatante Mängel und Chaos auf der Flughafenbaustelle informiert.

Danckert bestätigte den PNN, dass er dreimal mit seinen Warnungen, dass der Flughafen nicht rechtzeitig fertig und immer teurer werde, abgeblitzt sei. Zunächst im Sommer 2010 bei Platzecks Staatskanzlei, dann im Oktober 2010 mit einem Interview und schließlich im Januar 2011 auf einem Neujahrsempfang in Teltow (Potsdam-Mittelmark) bei Platzeck persönlich. Berlins Regierungschef Wowereit führt den Flughafen-Aufsichtsrat, Platzeck ist Vizechef des Kontrollgremiums.

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Peter Danckert führt in Berlin eine renommierte Anwaltskanzlei und ist Mitglied des Haushaltsausschusses und des Rechtsausschusses des Bundestages. In seinem märkischen Wahlkreis liegt der Flughafen Schönefeld. Danckert hatte Platzeck im Jahr 2005 neben anderen als SPD-Bundeschef vorgeschlagen. Doch in Sachen Flughafen ist er einer der größten Kritiker Platzecks.

Auch nach der vom 3. Juni 2012 auf Oktober 2013 verschobenen Flughafeneröffnung setze sich das Chaos mit dem BER fort. Als Konsequenz fordert Danckert seit Längerem den Rücktritt des kompletten Aufsichtsrates – vor allem aber den Rückzug von Wowereit aus dem Gremium. Die Eigentümer der Flughafengesellschaft, so Danckert im „Spiegel“, hätten den Aufsichtsrat abberufen müssen. Doch da Brandenburg und Berlin selbst die Haupteigentümer der Flughafengesellschaft seien, hätten sich Platzeck und Wowereit quasi selbst abberufen müssen.

Am Sonntag forderte Danckert gegenüber den PNN: „Die Eigentümer – also Berlin, Brandenburg und der Bund – müssen einen gestandenen Experten aus der freien Wirtschaft an die Spitze des Aufsichtsrates setzen. Der muss dann das Gremium führen – und zwar hauptberuflich.“ Ansonsten sehe er die Gefahr, dass sich das Chaos fortsetze. Es gehe schließlich schon jetzt um Mehrkosten vom mehr als 1,2 Milliarden Euro, so Danckert.

Eine Reaktion sei erst nach der im Mai diesen Jahres kurzfristig erfolgten Verschiebung der BER-Eröffnung erfolgt. Am Telefon, so berichtet es der „Spiegel“, habe sich jemand mit folgenden Worten gemeldet: „Na, du Hellseher!“ Es war Platzeck, bestätigte Danckert.

Brandenburgs Regierungssprecher konnte am Sonntag Anfragen der PNN zu den Aussagen Danckerts nicht beantworten. Er kündigte für diesen Montag eine Stellungnahme an.(mit axf)

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