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Brandenburg: BER-Generalplaner macht Konkurrenz groß

Münchner Büro soll den neuen Flughafen in Schönefeld zu Ende planen und koordinieren. Die Firma hat auch beste Referenzen bei den Airport-Erweiterungen in München und Frankfurt/Main

Schönefeld - Vom Flughafen München jedenfalls gibt es schon mal beste Referenzen für den neuen BER-Generalplaner: Dort ist das Ingenieurbüro Schüßler-Plan, das nun am unvollendeten Berlner Airport in Schönefeld die „Restplanungen“ bis zur geplanten Eröffnung 2017 managen soll, aktuell am Bau eines neuen Satelliten beteiligt. Die Aufgabe: Terminkoordinierung und Bauüberwachung. „Wir freuen uns, dass es Münchener sind, die den Berliner Flughafen hoffentlich zum guten Ende bringen“, sagt Horst Jahnke, der Sprecher des dortigen Airports.

Für das Erweiterungsgebäude des zweiten, 2003 eröffneten Terminals in München, das absehbar dem stetig steigenden Passagieraufkommen nicht mehr gewachsen ist, war im April 2012 der Grundstein gelegt worden. Also kurz vor der Absage der BER-Eröffnung, mit der Ankündigung der Münchener: Fertigstellung 2015. Nun wird es der April 2016 sein, aber lediglich wegen des Probebetriebes, wie Jahnke sagt. „Es gibt keine Verzögerungen.“ Und auch mit dem Budget von 650 Millionen Euro für den Terminalanbau liege man im Plan.

Das Ingenieurbüro Schüßler-Plan ist einer der Großen der Branche, international im Geschäft, 23 Standorte, 600 Mitarbeiter. Das Büro übernimmt für Projekte aller Art – Brücken, Autobahnen, Hochhäuser – Planungen, das Management oder Bauüberwachungen. In Berlin ist man aktuell unter anderem am Bau der U-Bahnline 5 beteiligt, deren Fertigstellung sich wegen Grundwasserproblemen auf 2020 verzögert, oder bei der Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses für den Bundestag am Spreeufer. Auf der Referenzliste stehen auch der Autotunnel unter dem Tiergarten, der die Bahnhöfe Spandau und Gesundbrunnen verbindet. Am BER selbst ist Schüßler-Plan kein Neuling, lange im Geschäft, mit einzelnen Planungsaufträgen betraut. Zwar geht der aktuelle Auftrag „nur“ bis zur Eröffnung. Doch dürfte das Interesse des Büros strategisch sein: Erweiterungen von Flughäfen, was am BER das größte Problem der Folgejahr wird, sind ein Spezialgebiet.

Beim Fraport in Frankfurt am Main ist Schüßler-Plan bei mehreren Erweiterungsprojekten beteiligt, auch beim neuen dritten Terminal, das 2022 fertig sein soll. Verantwortlich dafür ist der frühere BER-Technikchef Horst Amann, der Schüßler-Plan ein gutes Zeugnis aussstellt. „Die machen einen guten Job“, sagte Amann am Montag den PNN. Der vorherige langjährige Generalplaner – die Planungsgemeinschaft PG BBI mit dem durch den Bau des Flughafens Tegel berühmt gewordenen Architektenbüro Gerkan, Merk und Partner sowie dem mittlerweile insolventen Büro JSK – war 2012 nach der abgesagten Eröffnung gefeuert worden. Das führte am Flughafen Schönefeld zu neuen Verzögerungen. Eine Schadensersatzklage des Flughafens gegen den Ex-Generalplaner wegen des BER-Debakels über 80 Millionen Euro läuft noch.

Danach scheiterten zwei europaweite Ausschreibungen, um einen Nachfolger zu finden. Der Projektgemeinschaft wurde angelastet, zu spät und erst auf Druck der Flughafengesellschaft eingestanden zu haben, dass der Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 nicht mehr zu halten ist. Die Flughafengesellschaft mit ihren 100 Mitarbeitern wollte damals die bisherigen Aufgaben der PG BBI selbst stemmen. Von Beginn an hatte es im Übrigen Zweifel gegeben, ob die Projektgemeinschaft mit der Entwurfs- und Ausführungsplanung und zugleich mit der Bauüberwachung hätte betraut werden dürfen. Zumal es darüber schon einmal Streit gab – und zwar beim Bau der Start- und Landebahn. Das brandenburgische Oberlandesgericht befand eine solche Doppelbeauftragung für unzulässig, weil nach Ansicht der Richter eine Interessenkollision besteht. Bereits 2006 wollte die Flughafengesellschaft nach einer Ausschreibung die Bauüberwachung für die Start- und Landebahn an die Generalplaner vergeben, nämlich an die Planungsgemeinschaft um Gerkan. Andere Unternehmen beschwerten sich und bekamen Recht, erst vor der Vergabekammer des Landes Brandenburg, dann durch das brandenburgische Oberlandesgericht Anfang 2007.

Für sein Beschleunigungsprogramm „Sprint“ holte der damalige Flughafenchef Mehdorn allerdings einige gmp-Mitarbeiter zurück zum BER. Nach der Absage des Eröffnungstermins waren die Planer auf Schadensersatz verklagt worden – worauf Gerkan mit einer Gegenklage reagierte. Und mit der Planungsgemeinschaft verbindet sich auch einer der merkwürdigsten Vorfälle in der BER-Geschichte: Im Juni 2014 wurden Planungsakten im Müll gefunden. Die Unterlagen stammten offensichtlich von JSK.

Thorsten Metzner , Björn Seeling

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