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Staubtrocken. Seit Anfang April warten Brandenburgs Bauern auf Regen.

© M. Urban/ddp

Brandenburg: Bauernverband: Erste Dürreschäden bei Roggen

Anhaltende Trockenheit bereitet Bauern ernste Sorgen. Weniger Wasser für Lausitzer Tagebauseen wegen zu niedriger Flusspegel

Potsdam - Die Lage auf Brandenburgs Feldern spitzt sich zu. Die anhaltende Trockenheit bereitet den Landwirten der Region mittlerweile ernste Sorgen. Vor allem beim Roggen gebe es bereits erste irreparabel Schäden zu verzeichnen, bestätigte am Freitag der Präsident des Landesbauernverbandes Udo Fogart. „Die Situation ist dramatisch. Nordöstlich der Elbe hat es seit Anfang April so gut wie gar nicht mehr geregnet“, sagte er den PNN. Gerade aber zu dieser Jahreszeit bräuchten Nutzpflanzen wie Roggen und Weizen, die im vergangenen Herbst in die Erde gebracht wurden, dringend Wasser, um ihre Ähren und später das Korn zu entwickeln, erläuterte Fogart. „Bei zu langer Dürre vertrocknen die Pflanzen.“ Auch für den Futtermais sei Feuchtigkeit jetzt enorm wichtig. „Ich denke, wenn wir bis Mitte kommender Woche keine Wetteränderung haben, dann ist vieles verloren.“ Mit Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) soll deshalb am Montag auf der Präsidiumssitzung des Verbandes die Lage erörtert werden.

Auf den ersehnten Regen werden die Bauern allerdings noch eine Weile warten müssen. Mindestens bis zum Anfang der Woche bleibe Brandenburg noch weiterhin unter Hochdruckeinfluss, sagte Meteorologe Hans-Werner Voß vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam. Der April sei für Brandenburgs Verhältnisse deutlich zu trocken und zu sonnenreich gewesen. „Zudem lagen die Temperaturen weit über dem langjährigen Mittel.“ In Potsdam habe es nur fünf Prozent der üblichen Regenmenge gegeben, berichtete Voß. Die Sonne schien rund 300 statt 180 Stunden. Im Schnitt 13,3 Grad bedeuten 5,3 Grad über dem Monatsmittel. In Cottbus sei es mit 13,1 Grad knapp fünf Grad zu warm gewesen, es habe aber immerhin elf Prozent des Niederschlags gegeben, teilte der Meteorologe mit. „In Uckermark bei Angermünde dagegen gab es nur ein Prozent der üblichen Regenmenge und es war ebenfalls 4,8 Grad zu warm.“

Aufgrund der hohen Temperaturen ist das erste Freilandgemüse aus dem Oderbruch bereits eine Woche früher reif als im Jahr zuvor. „Wir beginnen an diesem Sonntag mit der Ernte von Salaten wie Lollo Rosso und Eichblatt“, sagte Sabine Großkopf von der Landwirtschaft-Betriebs-GmbH Golzow (Märkisch-Oderland). Wegen der Trockenheit müssten die 56 Hektar Gemüsefelder gewässert werden. „Gemüse braucht in unserer Region zusätzliches Wasser. Das war aber in anderen Jahren auch nicht anders.“

Durch die Dürre haben die Flüsse im Süden niedrige Pegelstände. Die Abgabe in die Tagebauseen werden deshalb von der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) gedrosselt. „Neiße und Schwarze Elster haben schon die Mindestabflussmenge unterschritten, und die Spree ist dicht an dieser Grenze“, sagte LMBV-Sprecher Volker Krause. „Wir leiten jetzt nur noch geringe Wassermengen in den Ilse-See bei Großräschen, den Bischdorfer-See bei Vetschau und in den sächsischen Dreiweibern-See.“ In den nächsten Tagen gebe es keine Flusswasser mehr.

Die Gurkenbetriebe halten an den Anbauplänen trotz der Trockenheit fest, sagte der Geschäftsführer des Spreewaldvereins, Lutz Habermann. Sie seien nicht vom Regen abhängig. Bis zur Erntezeit, Anfang Juni, werde Wasser tröpfchenweise über Rohrleitungen im Boden dosiert an die Pflanzen abgegeben.

Sorgen bereitet Landesbauernpräsident Folgart aber nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Regen. „Die Situation ist ähnlich zu der vor zwei Jahren.“ Der April 2007 sei ebenfalls knochentrocken gewesen, dafür habe es dann von Mai bis August mehr oder weniger durchgeregnet. Die teils sehr heftigen Niederschläge im Mai hatten damals mancherorts die feinkrumige Nährstoffschicht und die neue Saat, etwa von Mais, Erbsen oder Zuckerrüben, weggespült. „Wichtig wäre jetzt ein schöner gleichmäßiger Landregen über zehn bis 14 Stunden“, meinte Folgart

Matthias Matern (mit dpa)

Matthias Matern (mit dpa)

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