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Auf der Stammbahn, hier Reste in Zehlendorf, sieht der Deutschland-Takt Regionalzüge von Potsdam über Kleinmachnow zum Bahnhof Ostkreuz vor.

© Thilo Rückeis

Bahn plant Deutschland-Takt: Mehr Gleise ab Berlin

Der Bund will für den Deutschland-Takt die Schienenwege ausbauen: Zusätzliche Gleise sind nach Potsdam, Nauen und Luwigsfelde geplant. Insgesamt sind 42 Milliarden Euro nötig.

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Potsdam/Berlin - Große Pläne für die Bahn: Um den Deutschland-Takt einführen zu können, will das Bundesverkehrsministerium den Bahnknoten Berlin weiter ausbauen. Im Programm stehen der Wiederaufbau der Stammbahn von Potsdam über Kleinmachnow und Zehlendorf bis zum Berliner Südring, auch der Wiederaufbau der Nordbahn parallel zu den Gleisen der S-Bahn von Gesundbrunnen über Frohnau ist vorgesehen. Die Strecke vom Bahnhof Spandau Richtung Nauen soll viergleisig ausgebaut werden, ebenfalls vier Gleise für den Fern- und Regionalverkehr soll es auf der Anhalter Bahn durch Lichterfelde geben.

Der Deutschland-Takt soll 2030 eingeführt werden. Er sieht einen abgestimmten Fahrplan mit regelmäßigen Abfahrtszeiten für ganz Deutschland im Fern-, Regional- und Nahverkehr vor. Auf den Hauptstrecken sollen auch im Fernverkehr die Züge alle 30 Minuten fahren. Durch den Taktfahrplan – und den Ausbau der Infrastruktur – verkürzen sich nach Angaben des Ministeriums zum Teil auch die Reisezeiten. Zwischen Berlin und Düsseldorf etwa von 4:14 Stunden auf 3:34 Stunden und zwischen Berlin und Bautzen sogar von 3:20 Stunden auf 1:58 Stunden.

Bundesweit kostet das Programm 42 Milliarden Euro

Notwendig dafür ist aber der Ausbau des Schienennetzes, der rund 42 Milliarden Euro kosten würde. Ob diese zur Verfügung gestellt werden, konnte das Bundesverkehrsministerium auf PNN-Anfrage nicht beantworten. Ein Sonderfinanzierungsprogramm soll es nicht geben, die Investitionsmittel sollen vielmehr „durch den Deutschen Bundestag im Zuge der jährlichen Haushaltsaufstellung“ beschlossen werden, so ein Ministeriumssprecher. Auch solle zwar der Takt 2030 eingeführt werden, zur Realisierung der nötigen Infrastruktur werde aber keine Aussage getroffen, so der Sprecher.

In Berlin und Brandenburg korrespondieren die Pläne des Ministeriums mit dem Programm i2030 der Länder, in dem untersucht wird, wie die Schienenverbindungen zwischen Berlin und dem Umland ausgebaut werden sollen.

STAMMBAHN

Die erste Bahnstrecke in Preußen, die 1838 eröffnete Verbindung zwischen Potsdam und Berlin, sollte nach dem Wiederaufbau bisher in den Nord-Süd-Tunnel führen. Die neuen Pläne sehen nun eine Verbindung der Stammbahn auf den Südring in Richtung Ostkreuz vor. Dort gäbe es dann attraktive Umsteigemöglichkeiten zu anderen Regional- und S-Bahnen. Die Chancen für eine Rückkehr der Stammbahn stehen gut; Pläne, auf der Trasse einen Radschnellweg zu schaffen, hat der Senat abgelehnt, um die Zukunft für die Bahn nicht zu verbauen.

VON SPANDAU NACH WESTEN

Der Ausbau von Spandau Richtung Falkensee/Nauen steht auch im i2030-Programm ganz vorn. Nicht entschieden ist, ob auf den zusätzlichen Gleisen Regionalzüge oder S-Bahnen fahren werden. Favorisiert wird derzeit eine Express-S-Bahn bis Nauen, die nicht an allen Bahnhöfen halten würde. Schon heute hat die zweigleisige Strecke ihre Kapazitätsgrenze erreicht, weil sich der schnelle Fern- und der langsamere Regionalverkehr die Gleise teilen müssen. Dazwischen sind auch noch Güterzüge unterwegs.

ANHALTER BAHN

Die Strecke durch Lichterfelde ist erst mit dem Bau des Nord-Süd-Tunnels und des Hauptbahnhofs 2006 wieder in Betrieb gegangen. Auch sie ist bereits ein Nadelöhr im Netz, weshalb das Verkehrsministerium trotz des Ausbaus der benachbarten Dresdner Bahn zwei weitere Gleise von Südkreuz bis Ludwigsfelde vorsieht. Nach Angaben des Berliner Bahn-Chefs Alexander Kaczmarek ist in den Plänen zum Wiederaufbau eine viergleisige Strecke berücksichtigt worden.

NORDBAHN

Die direkte Verbindung der Fern- und Regionalzüge auf der Nordbahn würde die Fahrtzeiten Richtung Rostock und Stralsund um etwa zehn Minuten verkürzen. Heute müssen die Züge den Umweg über den Außenring nehmen. Der Abschnitt der Nordbahn zwischen Wilhelmsruh und Gesundbrunnen steht auch in der i2030-Untersuchung, weil er erforderlich ist, um die Züge der „Heidekrautbahn“ von Basdorf über den wiederaufzubauenden Bahnhof Wilhelmsruh weiter bis Gesundbrunnen fahren lassen zu können. Der Wiederaufbau bis Wilhelmsruh ist bereits auf den Weg gebracht.

GESETZ ZUR BESCHLEUNIGUNG

Um beim Bauen Tempo zu machen, plant die Bundesregierung ein neues Beschleunigungsgesetz, das vorsieht, dass Klagen nur noch in einer Instanz vom Bundesverwaltungsgericht verhandelt werden – wie bei den Verkehrsprojekten nach der Einheit oder beim Bau des BER in Schönefeld. Und mit Klagen wäre, wie in der Vergangenheit, bei fast allen Vorhaben zu rechnen. Falls die Pläne tatsächlich umgesetzt werden. 

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