zum Hauptinhalt
Weder der Landkreis Märkisch-Oderland, noch die Stadt Bad Freienwalde haben Interesse am dem einstigen Adelssitz .

© Patrick Pleul/dpa

Bad Freienwalde: Wer wird neuer Schlossbesitzer?

Der Landkreis Märkisch-Oderland will das Schloss Freienwalde aus Kostengründen loswerden und auch die Stadt will es nicht übernehmen. Jetzt wird ein finanzkräftiger Käufer gesucht.

Bad Freienwalde – Das 42-Seiten-Exposé für Kaufinteressenten im Internet macht neugierig: Auf den ersten Blick ist Schloss Freienwalde (Märkisch-Oderland) ein Schmuckstück, ein weiß-rosafarbener Traum im preußischen Klassizismus, gelegen auf einer Anhöhe in einem zehneinhalb Hektar großen malerischen Park mitten in der Stadt.

Auch die Geschichte beeindruckt. Friederike Luise von Hessen-Darmstadt, 2. Gemahlin von König Friedrich Wilhelm II., ließ es sich 1798, nach dem Tod ihres Gatten, vom Architekten David Gilly in Brandenburgs ältestem Kurort als Sommersitz bauen. Zuvor war sie mehrfach Kurgast in Freienwalde. Der Bau ist nicht das einzige Schloss in Brandenburg, das einen neuen Besitzer sucht.

Walter Rathenau kaufte das Schloss

Seine besondere Bedeutung erlangte der Bau in Bad Freienwalde 1909, als der jüdische Industrielle Walter Rathenau das seit Jahren ungenutzt und leer stehende Anwesen kaufte. "Er rettete das Schloss vor dem Verfall, ließ es aufwändig im Stil des preußischen Klassizismus sanieren", sagt der Bad Freienwalder Regionalhistoriker Reinhard Schmook. Bis zu seiner Ermordung 1922 diente es dem damaligen Außenminister der Weimarer Republik gewissermaßen als Zweitwohnsitz.

Eine 1991 gegründete Rathenau-Stift-GmbH richtete im Schloss eine deutschlandweit einmalige Gedenkstätte inklusive einer Rathenau-Bibliothek ein. Schmook pflegte sie als langjähriger Schlosskastellan, bis er Ende 2017 in den Ruhestand ging.

Der Landkreis hat keine Verwendung mehr für das Schloss

Das zweigeschossige Schloss selbst empfängt bereits ein Jahr länger keine Besucher mehr. Der Landkreis als Eigentümer hat keine Verwendung mehr für das Anwesen, will es aus Kostengründen los werden und hat eine europaweite Ausschreibung gestartet. "Wichtiger als ein üppiger Kaufpreis, ist uns das künftige Nutzungskonzept", betont Kreissprecher Thomas Behrendt. Rathenaus Nachkommen hatten das Schloss einst dem damaligen Landkreis Oberbarnim unter der Prämisse geschenkt, das Erbe des Politikers, Künstlers und Intellektuellen zu bewahren. Rechtsnachfolger ist der Kreis Märkisch-Oderland.

Das Schloss Freienwalde beeindruckt mit seiner Geschichte.
Das Schloss Freienwalde beeindruckt mit seiner Geschichte.

© Patrick Pleul/dpa

Das Brandenburger Kulturministerium begrüßt den geplanten Verkauf, mit dem dieser "historisch bedeutsame Ort der deutschen Demokratiegeschichte" gesichert werde. "Das Erbe Rathenaus und sein Andenken muss auch künftig berücksichtigt und die Ausstellung dazu im Schloss zugänglich bleiben", sagt Sprecher Stephan Breiding. Die Kreisverwaltung würde laut Behrendt auch einen symbolischen Euro als Kaufpreis akzeptieren, wenn das Konzept stimmt.

"Nur ein finanzkräftiger Käufer kann Abhilfe schaffen"

Schmook, der für die SPD im Kreistag Märkisch-Oderland sitzt, kann darüber nur den Kopf schütteln. "Es gibt im Schloss einen erheblichen Reparatur- und Sanierungsrückstau. Nur ein finanzkräftiger Käufer kann da Abhilfe schaffen", ist er überzeugt.

Kreissprecher Behrendt zeigt sich optimistisch, bis zum Ende der Ausschreibung am 21. März geeignete Interessenten zu finden. Nach seinen Angaben gab es bereits im Vorfeld durchaus realistische Anfragen. Erfahrungen im Kreis zeigten, "dass die öffentliche Hand nicht immer die kreativste" sei. So werde das ehemalige Freilichtmuseum Altranft von einem Programmbüro Kreativer gerade zum Oderbruchmuseum entwickelt. Die inhaltliche Neugestaltung der Gedenkstätte "Seelower Höhen" hat zum Jahreswechsel ein Verein von Regionalhistorikern übernommen.

Gemeinsam mit dem Schloss Freienwalde, dem Brecht-Weigel-Haus in Buckow und der Kreismusikschule wurden diese Einrichtungen seit 1997 von der Kreis-Kultur GmbH verwaltet, die stets chronisch unterfinanziert war. Vor drei Jahren wurde sie schließlich abgewickelt.

Stadtverwaltung will Schloss nicht übernehmen

Für alle Einrichtungen fanden sich neue Trägermodelle – nur nicht für das Schloss. "Ich bedauere, dass es zwischen Kreis und Stadt keine Lösung gegeben hat", sagt Schmook. Die Stadtverwaltung wollte es ohne regelmäßige finanzielle Zuschüsse des Kreises nicht übernehmen. Potenzielle neue Investoren sieht der einstige Schlosskastellan skeptisch. "Die Leute, die ich in diesem Zusammenhang kennenlernte, hatten alle kein Geld. Die hofften auf öffentliche Fördermittel oder einen Sponsor", sagt er. Der riesige Schlosspark soll laut Ausschreibung für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben und gepflegt werden. Da hegt Schmook Zweifel.

Bleibt der Schlosspark öffentlich?

"Wenn da tatsächlich einer Millionen investiert, hat er sicher kein Interesse daran, dass ihm Leute die Blumenbeete zertreten oder Hunde große Löcher buddeln", erinnert er sich an seine Erfahrungen als Schlosskastellan. Schmook wird zu einer Arbeitsgruppe gehören, die mit Vertretern aller Parteien der Stadtverordnetenversammlung besetzt ist und die Entwicklung das Schlossensembles begleiten soll. "Wir werden das Bieterverfahren abwarten. Wenn es keinen Käufer gibt, was ich befürchte, finden wir eine andere Lösung", meint er. (dpa)

Hier finden Sie das Exposé >>

Jeanette Bederke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false