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So sieht der autonom fahrende Bus aus.

© Foto (Archiv): Uwe Anspach/dpa

Autonomes Fahren: Der erste selbstfahrende Bus für Brandenburg

Nach anderen Bundesländern startet bald auch in Brandenburg der Probebetrieb mit einem fahrerlosen Kleinbus. Er soll vor allem als Zubringer zum Bahn- und Busverkehr eingesetzt werden.

Potsdam/Wusterhausen - Sie sehen aus wie eine große Seilbahngondel und sind mittlerweile im Testbetrieb in einigen  deutschen Städten unterwegs. Nach mehrmonatiger Verspätung soll bald auch in Brandenburg der erste automatisch fahrende Kleinbus über öffentliche Straßen rollen, kündigte das Verkehrsministerium in Potsdam auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Brandenburger Landtag an. In Wusterhausen/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) soll untersucht werden, wie automatisierter Verkehr in ländlichen Regionen funktioniert. 

Der Bus verkehrt auf einer festgelegten Strecke

Das rund zwei Millionen Euro teure Forschungsvorhaben wird vom Bundesverkehrsministerium mit 1,54 Millionen Euro gefördert, den Rest steuern die regionalen Projektpartner im Landkreis bei. Beteiligt sind unter anderem die Ostprignitz-Ruppiner Personenverkehrsgesellschaft (OPR), die Regionalentwicklungsgesellschaft Nordbrandenburg (REG) sowie die Technischen Universitäten Berlin und Dresden.

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„In einer ersten Stufe verknüpfen wir den Stadtkern mit dem Bahnhof und einem Supermarkt, in der zweiten binden wir eine Stadtrandsiedlung an“, schildert REG-Projektleiterin Nicola Krettek. Der Minibus fährt auf einer festgelegten Strecke wie auf einer digitalen Schiene. Sensoren gleichen dabei die Umgebung mit den programmierten Daten ab. Die jeweilige Fahrzeugposition wird per Funk an das GPS-Ortungsystem übermittelt. 

Für Zwischenfälle ist eine Begleitperson an Bord

Vorerst ist ein Operator an Bord, der das Fahrzeug per Hand mit einem Joystick steuern kann. „Bei einem Hindernis auf der Strecke, wie einem falsch geparkten Auto, stoppen Sensoren die Fahrt. Die Begleitperson lenkt den Bus dann um das Hindernis herum“, erläutert Krettek. Der Bus verkehrt im Stundentakt, abgestimmt auf den Fahrplan von Bahn und Regionalbussen.

Bei einer Befragung von rund 700 Einwohnern der Gemeinde durch eine Forschergruppe der TU Dresden nannten 75 Prozent den Test sinnvoll. „Nur jeder Zehnte hatte dazu eine negative Meinung“, sagt der Verkehrspsychologe Pascal Friebel, der die Umfrage mit einem Team durchführte. „Vor allem ältere Menschen erwarten, dass sich ihre Mobilität dadurch verbessert.“

Ursprünglich sollte das elektrisch betriebene Gefährt im Oktober 2018 die Testfahrten starten. „Die Beschaffung des Fahrzeuges hat sich leider etwas hingezogen, aber nun hat die ORP den Kleinbus  vom französischen Hersteller EasyMile erhalten“, erklärt Krettek.

Erfolgreiches Pilotprojekt in Bayern

Der in Wusterhausen/Dosse eingesetzte Bus EZ 10 wird voraussichtlich mit sechs Sitzplätzen zugelassen. Beim ersten in Deutschland genehmigten Test für das künftige autonome Fahren auf öffentlichen Straßen sind im niederbayerischen Kurort Bad Birnbach seit Oktober 2017 zwei EZ-10-Minibusse im Auftrag einer Bahn-Tochter unterwegs.

Die mit einer Geschwindigkeit von 15 Stundenkilometern fahrenden Elektrovehikel ohne Chauffeur haben bereits mehr als 30.000 Fahrgäste befördert, wie ein Sprecher der Kurverwaltung Bad Birnbachs sagt. Dabei habe es „überhaupt keine Probleme“ gegeben. Demnächst sollen zwei weitere Fahrzeuge der zweiten Generation auf einer vierten Strecke verkehren.

Seit dem Frühjahr 2018 pendeln jeweils zwei Shuttlebusse der beiden französischen Hersteller Navya und EasyMile auch auf dem Gelände der Charité in Berlin-Mitte und auf dem Campus Virchow-Klinikum in Wedding. Auf den Rundkursen beförderten sie seither rund 4600 Fahrgäste „mit ausschließlich positiven Reaktionen“, so Markus Falkner, Sprecher des Projektträgers BVG.

In Brandenburg fahren die Busse womöglich schneller

Mit welcher Geschwindigkeit der Roboterbus in Wusterhausen/Dosse fährt, ist noch offen. „Über das genaue Tempo beraten wir noch mit EasyMile“, verrät Krettek. Das Prüfunternehmen Dekra habe abhängig von den jeweiligen Fahrsituation 25 Stundenkilometer erlaubt. In jedem Fall sei das derzeitige Tempo der Fahrzeuge in ländlichen Regionen noch ein Problem. „Mit einem Zuckelbus können wir langfristig nicht unterwegs sein, da würde kaum jemand mitfahren“, ist die REG-Projektleiterin überzeugt. (dpa)

Manfred Rey

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