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Brandenburg: Aufbauhelfer

Als ich 1943 begann, mühsam eine Zeitung zu buchstabieren, rief meine Mutter mir zu: „Du darfst das nicht glauben, die wollen uns nur für dumm verkaufen.“ Das prägte sich ein und wurde später in der DDR durch eigene Erfahrungen gefestigt: Die Medien waren Teil des Bevormundungssystems.

Als ich 1943 begann, mühsam eine Zeitung zu buchstabieren, rief meine Mutter mir zu: „Du darfst das nicht glauben, die wollen uns nur für dumm verkaufen.“ Das prägte sich ein und wurde später in der DDR durch eigene Erfahrungen gefestigt: Die Medien waren Teil des Bevormundungssystems. Doch in der Umbruchzeit 1989/1990 erlebte ich hierzulande Journalisten, die glücklich waren, endlich frei schreiben zu können, und deren Texte wahr und hilfreich waren. Aber sie hatten es oft schwer, denn sie standen unter dem Generalverdacht früherer Systemnähe. Wir brauchten Aufbauhilfe für eine unabhängige Medienlandschaft in Brandenburg.

Michael Mara kam schon am Beginn des Neuanfangs zu uns, kannte aus eigener Erfahrung die DDR, kannte den Westen, und dort kannte man ihn. Er wurde zum Begleiter der Entwicklung unseres Landes, zum kritischen Beobachter, aber auch zum Mutmacher. Er berichtete über das Zerbrechen der Kommandowirtschaft, die ersten Schritte in die Marktwirtschaft und über tapfere Unternehmer, die ihre Betriebe erfolgreich in den Wettbewerb führten. Mara erlebte die Erwartungen der Menschen, endlich richtiges Geld zu haben und damit etwas anfangen zu können. Deutlich bewegte ihn seit Beginn seiner Tätigkeit in Brandenburg die Situation der Umwelt – die Wasserverschmutzung, die Probleme mit den ehemaligen Militärflächen, die Verwüstungen durch den Braunkohletagebau.

Es ist für Michael Mara bezeichnend, dass er seit der Bildung der ersten Landesregierung 1990 bis heute auch immer wieder seine Erwartungen an die Politik deutlich macht. Die Aussagen der brandenburgischen Politik transportierte er häufig besser als die Politiker selbst. Jedenfalls habe ich gern seine klaren Sätze über meine häufig langatmigen Ausführungen nachgelesen.

Michael Mara recherchierte präzise und berichtete korrekt. Auch unangenehme Fragen sprach er offen an. Er ärgerte sich über Geheimniskrämerei. Mara hat mir wohl bis heute nicht verziehen, dass ich Fragen nicht beantwortete. Denn Michael Mara sah seine Aufgabe darin, die Öffentlichkeit umfassend zu informieren und den Politikern relevante Fragen nicht zu ersparen. Das ist das Merkmal eines unabhängigen Journalisten. Hier setzte Michael Mara Maßstäbe. Er war Aufbauhelfer der freien Presse in Brandenburg.

Manfred Stolpe war von 1990 bis 2002 Ministerpräsident von Brandenburg

Manfred Stolpe

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