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Brandenburg: Auf dem Weg nach Bora-Bora Schwäbische Narren ehren Wolfgang Thierse

Berlin/Brand - Darf ein Bundestagsvizepräsident einen Preis ablehnen, den zwei Jahre zuvor sogar der Schlagersänger Tony Marshall angenommen hat? Natürlich nicht, Marshall ist schließlich Ehrenbürger der polynesischen Inselgruppe Bora-Bora.

Berlin/Brand - Darf ein Bundestagsvizepräsident einen Preis ablehnen, den zwei Jahre zuvor sogar der Schlagersänger Tony Marshall angenommen hat? Natürlich nicht, Marshall ist schließlich Ehrenbürger der polynesischen Inselgruppe Bora-Bora. So weit hat es der SPD-Politiker Wolfgang Thierse zwar noch nicht gebracht, aber dafür dereinst die Debatte um die Berliner Ehrenbürgerwürde des DDR-Liedermachers Wolf Biermann angestoßen. Schon damals ging es hoch her, doch was ist der Ost-West- gegen den Nord-Süd-Konflikt?

Folgerichtig legte Thierse kürzlich mit seiner Schwaben-Schelte nach. Und hatte Erfolg. Zwar erhielt er (noch) nicht die Ehrenbürgerwürde von Bora-Bora, aber immerhin – wie zwei Jahre vor ihm Tony Marshall – die Goldene Narrenschelle der altehrwürdigen Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Am Mittwochabend sollte Thierse den natürlich undotierten Preis im Europa-Park Rust bei Freiburg in Empfang nehmen – auch wenn das seltsamerweise nicht in Schwaben, sondern in Baden liegt.

Thierses Äußerungen seien reine Narretei, sagte VSAN-Chef Roland Wehrle. Dass ein Bundestagsvizepräsident öffentlich eine mangelnde Integrationsbereitschaft von Exilschwaben in Berlin beklage, prädestiniere ihn geradezu als Träger der Goldenen Narrenschelle 2013 – die durchaus als Anerkennung im besten karnevalistischen Sinne gemeint ist. Die Laudatio sollte Baden-Württembergs Europaminister Peter Friedrich (SPD) halten. Er werde seinen Parteifreund Thierse, der übrigens im fränkisch geprägten Süden Thüringens aufwuchs, auffordern: „Wolfgang, entdecke den Schwaben in Dir“. Das sagte Friedrich kurz vor dem großen Narrentreffen dieser Zeitung: „Unser größtes Problem ist doch nicht, ob es Schrippe oder Wecken heißt, sondern was man in Berlin alles so versemmelt.“

Unterdessen hat sich das Freizeitbad Tropical Island im brandenburgischen Brand (Dahme-Spreewald) ein Entschädigungsangebot für die öffentlich gescholtenen Schwaben in der Bundeshauptstadt ausgedacht. Sie sollen künftig einen Preisnachlass erhalten. „Sie brauchen bestimmt Erholung“, sagte der Pressesprecher des künstlichen Tropenbades, Patrick Kastner, am Mittwoch.

Als Beleg für den Rabatt genüge der Geburtsort im Ausweis. „Wir nehmen es aber nicht so genau. Es reicht auch, zu schwäbeln“, sagte Kastner. Auf eines müssten die Besucher aber verzichten: Schwäbische Speisen oder gar Weckle stehen bis März nicht auf der Speisekarte.

Die Anlage mit rund einer Million Besuchern pro Jahr hatte in der Vergangenheit schon mit ähnlichen Aktionen Rabatte angeboten. Reisende, die unter Verspätungen und Zugausfällen der Bahn litten, sollten ihren Frust dort vergessen. Bonus bekamen auch Abiturienten aus Berlin und Brandenburg, die um ihre Abschlussparty von Veranstaltern geprellt wurden.Sandra Dassler (mit dpa)

Sandra Dassler (mit dpa)

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