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Unbekannte beschmieren Spremberger Redaktionsgebäude der Rundschau und klebten nationalistische Plakate.

© Lausitzer Rundschau

Brandenburg: Attacken auf „Lausitzer Rundschau“

Angriffe auf südbrandenburgische Zeitungsredaktion nach kritischer Berichterstattung. Politiker verurteilen "Angriff auf die Pressefreiheit".

Von Sandra Dassler

Spremberg - Die Rechtsradikalen kamen gleich zweimal : In der Nacht zu Montag beschmierten sie das Gebäude der Lokalredaktion der „Lausitzer Rundschau“ im südbrandenburgischen Spremberg mit Parolen und Bildern einer Neonazi-Demonstration. In der Nacht zu Dienstag wurden dann Innereien von Tieren ans Schild der Tageszeitung gehängt. „Eklig, anonym und feige“, nannte der Chefredakteur der Lausitzer Rundschau, Johannes M. Fischer, die Anschläge. Für ihn steht fest, dass sie von Rechtsradikalen ausgingen. „Wir haben mehrfach kritisch über die rechte Szene in Spremberg berichtet“, sagte er: „Und nun werden wir noch intensiver recherchieren und noch engagierter kommentieren.“

René Wappler, ein Spremberger Redakteur, hatte vergangene Woche den Verfassungsschutzbericht für 2011 zum Anlass genommen, über die zunehmende Präsenz von rechtsextremen Gruppen in der Stadt zu berichten. Da ging es um Parolen des Neonazi-Netzwerks „Widerstand Südbrandenburg“ an den Häuserwänden ebenso wie um ausländerfeindliche Übergriffe. Selbst Sprembergs Bürgermeister Klaus-Peter Schulze (SPD) äußerte sich besorgt über den Anstieg der Straftaten mit politischem Hintergrund.

Besonders verärgert haben dürfte die Spremberger Neonazi-Szene aber ein Artikel über eine Feier am Spremberger Bismarckturm. „Da haben sich mehr als 30 Vermummte mit Fackeln, Fahnen und Transparenten getroffen. Und Bilder von dieser Demo wurden jetzt an unser Redaktionsgebäude geklebt“, sagt Wappler.

Einen vergleichbaren Vorgang hat es seinen Angaben zufolge noch nicht gegeben – eine verbale Attacke aber schon, und zwar durch ein Mitglied der Spremberger „Gremium MC“-Rocker. Die unterhalten nach Einschätzung des Mobilen Beratungsteams, das die Neonazi-Szene seit Jahren beobachtet, intensive Kontakte in die rechtsextreme Szene.

Zahlreiche Politiker, auch Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD), verurteilten den „Angriff auf die Pressefreiheit“. Die Kriminalpolizei und der Staatsschutz ermitteln. Für René Wappler und andere Redakteure der Zeitung steht fest: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“

Auch die Redaktion der „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ sprach den Kollegen in der Lausitz Mut zu. In einer E-Mail an die Lokalredaktion schrieb die PNN-Chefredaktion: „Lassen Sie sich nicht einschüchtern, machen Sie weiter so, bleiben Sie dran.“ Sandra Dassler

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