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Arthur Wagner: Brandenburger AfD-Politiker konvertiert zum Islam

Die AfD polemisiert gerne gegen die "Islamisierung" Deutschlands. Nun ist ein Mitglied des Brandenburger Landesvorstands Muslim geworden.

Potsdam - Nun hat es die AfD selbst erwischt: Um gegen die vermeintliche „Islamisierung“ der Bundesrepublik zu polemisieren, lässt die rechtspopulistische Partei auch in Brandenburg selten eine Gelegenheit aus. Schon auf der Startseite der Internetseite des Landesverbandes wird man prominent mit der Botschaft begrüßt: „Wir bekennen uns zur deutschen Leitkultur: Der Islam gehört für uns nicht zu Deutschland.“ Es ist eine von vier Grundpositionen, die dort aufgeführt werden. An anderen Stellen wird von einer AfD-Kundgebung in Eberswalde „gegen die Islamisierung Deutschlands“ berichtet und von einem „erfolgreichen Infostand“ in Potsdam, wo die AfD gegen Moscheepläne mobilisierte, das Thema; „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“. Oder Alexander Gauland, der Ex-Landeschef und Brandenburger AfD-Ehrenvorsitzende, der inzwischen im Bundestag sitzt und die Bundespartei führt: „Der Islam ist mit der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung Deutschlands nicht vereinbar.“

Und in dieser Partei mit dem Islam als Feindbild, die in Brandenburg vom AfDRechtsaußen Andreas Kalbitz geführt wird, gibt es im Landesvorstand neuerdings ein für AfD-Verhältnisse wirklich ungewöhnliches Mitglied. Die Rede ist von Arthur Wagner, einem der sechs Beisitzer dort. Wagner kommt aus Falkensee, ist auch Vize-Kreischef der AfD im Havelland. Er war einige Jahre in der CDU, ehe er 2012 enttäuscht austrat und bald darauf in die AfD ging. Der AfD-Landesspitze in Brandenburg gehört der Russlanddeutsche bereits seit 2015 an. Auf dem Parteitag in Frankfurt (Oder) im April 2017, auf dem Kalbitz zum Nachfolger Gaulands als Vorsitzenden gekürt wurde, war Wagner als Beisitzer wiedergewählt worden – zuständig für Russlanddeutsche, aber auch für Kirchen und Religionsgemeinschaften.

Und dieses märkische AfD-Urgestein Arthur Wagner, im Landesvorstand für Kirchenfragen zuständig, ist kürzlich zum Islam konvertiert. Dem Vernehmen nach sorgt dies – es dürfte deutschlandweit ein Novum für die AfD sein – hinter den AfD-Kulissen für einige Aufregung.

Vorigen Sommer, einige Monate vor der Bundestagswahl, war die Welt der AfD noch in Ordnung. Es gibt ein elf Minuten langes YouTube-Video vom Juli 2017, in dem Wagner versucht, Russlanddeutsche für die AfD zu werben, auf Russisch, mit deutschen Untertiteln. Er erzählte dort auch Persönliches, etwa dass er in der Kreis-AfD verantwortlich sei, „dass sich die 110 AfD-Mitglieder sicher fühlen“, dass er Mitglied einer Organisation „Christen in der AfD“ sei, die gerade ihre Strukturen in Berlin und Brandenburg aufbaue.

Vor allem aber war es der Auftritt eines Mannes, der eine Botschaft hatte. „Unsere Mission ist es, dieses Land zu retten“, sagte Wagner. Er sei Deutscher, er sei assimiliert, sagte er. Aber Angela Merkel habe einen „gigantischen Fehler“ gemacht, als sie die Grenzen geöffnet habe. Er habe früher Merkel bewundert, die in Ostdeutschland aufgewachsen sei, die in Moskau studiert habe. „Ich lag total falsch.“ Sie sei das Schlimmste, was man Deutschland antun könne. „Deutschland mutiert zu einem anderen Land.“

Und nun ist Wagner selbst Muslim geworden. Er selbst möchte nicht darüber sprechen, wie es dazu kam, dass er zum Islam konvertiert ist. „Das ist meine Privatsache“, sagte Wagner den PNN, nachdem er zunächst zu einem Treffen bereit war, dann jedoch wieder absagte. Gibt es Versuche, ihn zum Rückzug aus dem AfD-Landesvorstand zu bewegen? Hat er es jetzt schwerer? Er verneint das. „Druck gibt es keinen. Es hat sich nichts geändert.“ Mehr sagt er nicht. In Falkensee hat er den Ruf eines bürgerlichen, sozialen Menschen, den seine AfD-Mitgliedschaft nicht davon abhielt, sich in einer Willkommensinitiative für Flüchtlinge zu engagieren, wie es vor Ort heißt. Und Brandenburgs AfD? Offiziell reagiert man so, als sei ein Muslim in der Führung völlig normal für eine Partei, die einen strammen Anti-Islam-Kurs fährt. „Für uns ist das kein Problem“, sagte AfD-Parteisprecher Daniel Friese zur Causa Wagner. „Ich glaube auch nicht, dass es für die Mehrheit in der Partei ein Problem ist. Es gibt ja auch Muslime in der AfD.“

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