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Antisemitismus: Politik sucht Mittel gegen Antisemitismus

Ein Jüdisches Mädchen wurde in einer Berliner Grundschule angegriffen. Kein Einzelfall.

Von
  • Ronja Ringelstein
  • Frank Jansen

Berlin - Nach einem antisemitischen Vorfall an einer Berliner Grundschule fordert der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Gesellschaft auf, sich entschieden gegen antisemitische Äußerungen zu stellen. „Dafür müssen alle genau hingucken und hinhören, die Sensibilität jedes Einzelnen von uns ist gefordert, um so etwas zu verhindern“, sagte Müller dieser Zeitung.

Hintergrund ist ein Vorfall an der Paul- Simmel-Grundschule in Berlin-Tempelhof. Ein jüdisches Mädchen, das an der Schule die zweite Klasse besucht, soll von muslimischen Mitschülern mehrmals angegriffen worden sein, „weil sie nicht an Allah glaubt“. Sie soll verbal attackiert und sogar mit dem Tode bedroht worden sein. Müller sagte, es sei „ein furchtbarer und besorgniserregender Vorfall – der hoffentlich nur ein Einzelfall ist und bleibt“.

Judenhass an Schulen ein wachsendes Problem

Nicht alle sehen den Fall als einen Einzelfall. Erst im vergangenen Dezember wurde an der Ernst-Reuter-Oberschule im Wedding ein 18-jähriger Schüler von einer Mitschülerin arabischer Herkunft beschimpft. Sie soll gesagt haben, „Hitler war ein guter Mann, denn er hat die Juden getötet“. Im April vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass an der Friedenauer Gemeinschaftsschule Jugendliche muslimischer Familien ihre jüdischen Mitschüler angegriffen hatten.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sieht im Judenhass an Schulen ein rapide wachsendes Problem. „Immer häufiger werden antisemitische Vorfälle bekannt, die von muslimischen Schülern ausgehen“, sagte Schuster. „Das ist zutiefst beunruhigend und erfüllt mich mit großer Sorge.“

Für den innenpolitischen Sprecher der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Karsten Woldeit, zeigen diese Fälle, dass sich muslimische Schüler radikalisieren. „Es gehört zur Wahrheit, dass es sich dabei auch zum Großteil um einen importierten Antisemitismus handelt, vor dem viele die Augen verschließen“, sagte Woldeit und forderte eine „gute und gezielte Präventionsarbeit bei jungen muslimischen Schülern“.

„Antisemitismus und Rassismus müssen wir früh und deutlich entgegentreten."

Im jüngsten Fall war der Schulleiter in die Kritik geraten, da die Attacken, die sich über Jahre wiederholt haben sollen, zwar intern Thema gewesen sein sollen, aber vor dem Schulausschuss durch den Schulleiter verschwiegen worden waren. „Die Schulen müssen endlich ehrlich Probleme ansprechen, statt den Kopf in den Sand zu stecken“, forderte der FDP-Innenexperte Marcel Luthe. Und: „Die Schulleiter müssen alle strafrechtlich relevanten Vorfälle unverzüglich melden, damit endlich Transparenz herrscht, was wirklich an den Schulen los ist und wir darauf gezielt reagieren können.“ Bürgermeisterin Ramona Pop (Grüne) sagte, sie sei „fassungslos“. Auch Pop sieht vor allem die Schulen in der Pflicht: „Antisemitismus und Rassismus müssen wir früh und deutlich entgegentreten, hier sind besonders die Bildungseinrichtungen gefordert.“

Für die CDU indes belegt der Fall, dass ein Berliner Antisemitismusbeauftragter fehlt. Der innenpolitische Sprecher Burkard Dregger forderte Innensenator Andreas Geisel (SPD) nun auf, „die fünf Islamverbände, die bei der Schaffung des Institutes für islamische Theologie an der Humboldt-Universität privilegiert werden, einzuladen und deutlich an ihre Verantwortung zu erinnern“. Die SPD-Bundestagsfraktionsvize Eva Högl erneuerte ihre Forderung nach einem Antisemitismusbeauftragten: „Diese Funktion sollte politisch hochrangig besetzt werden, um ein starkes Signal zu setzen.“

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