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Brandenburg: Anruf vom Löwen

Berliner Lange Nacht der Museen am Samstag

Im schattigen Kolonnadenhof der Museumsinsel steht erhobenen Hauptes ein Löwe. Während des vergangenen Jahrhunderts hat die Skulptur des Bildhauers August Gaul keinen Mucks getan, sie wachte still über die Besucher. Ab dem morgigen Samstag ist es mit der Ruhe aber vorbei. Wer nämlich zur Langen Nacht der Museen an dem Löwen vorbeikommt, der kann mit seinem Smartphone einen QR-Code einscannen – und bekommt plötzlich einen Anruf des bronzenen Tiers. Mit der deutschen Synchron- Stimme von James Bond schnurrt er dann aus dem Hörer und erzählt seine Geschichte. Und das nun dauerhaft.

Die „Talking Statues“, also sprechende Statuen, sind in diesem Jahr neu bei der Langen Nacht der Museen: Neben dem Löwen werden etwa Marx und Engels an der Liebknechtbrücke und die Physikerin Liese Meitner an der Humboldt-Uni zum Leben erweckt – gesprochen von Gregor Gysi und Sandra Maischberger.

Und auch sonst bedeutet die Lange Nacht der Museen „nicht einfach nur offene Häuser“, wie Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, betont. Bei den 77 Museen – darunter natürlich Klassiker wie die Gemäldegalerie, das Bode-Museum oder die Berlinische Galerie, aber auch das Ibero-Amerikanische Institut und die Gedenkstätte Hohenschönhausen – braucht es etwas Orientierung, einen roten Faden quasi. Deshalb wird das Format „Halten Sie Ausschau“ aus dem vergangenen Jahr wiederbelebt und um ein englischsprachiges Angebot erweitert. Dabei bieten sogenannte Kulturvermittler zwischen 18 und 1 Uhr Gespräche an, die auf die verschiedenen Besuchertypen zugeschnitten sind. Eilige bekommen in 15 Minuten in einem Schnelldurchlauf etwa die wichtigsten Werke der Gemäldegalerie gezeigt. Wissbegierige können sich Geschichten hinter den Ausstellungsobjekten erzählen lasen. Und Entdecker werden von ihrem Führer auf spannende Details aufmerksam gemacht. Die Kunstvermittler tragen große Schilder mit sich herum, an denen ihr Gesprächsangebot zu erkennen ist.

Wer die bekannten Museen aus einem anderen Blickwinkel erleben will, der kann sich außerdem mit einem Spezialisten auf den Weg machen. In der Gemäldegalerie erklärt etwa ein Vergolder, wie der Goldgrund auf mittelalterlichen Altarbildern entsteht. Im Bode-Museum stellt eine Textilrestauratorin Kleidung im spätantiken Ägypten vor. Und im Brücke-Museum erzählt ein Musikproduzent, warum sich David Bowie dort so gern aufgehalten hat. Außerdem stehen beispielsweise Aufräumcoaches, Architekten und Parfumeure für die abseitigen Führungen zur Verfügung.

Sich treiben lassen, von einem Museum zum nächsten – das ist bei der Langen Nacht angesichts der Fülle des Angebots problemlos möglich. Klüger ist es aber sicherlich, sich schon vorher eine Route auszusuchen. Auf der Internetseite lange-nacht-der-museen.de können sich Interessierte eine interaktive Karte ansehen, durch die Angebote stöbern und eine Route festlegen, die sich sogar per Mail, Facebook und Twitter mit den Freunden teilen lässt. Die Seite steht auch mobil zur Verfügung.

Steht der Plan für den Abend fest, stellt sich nur noch die Frage: Wie von A nach B kommen? Am einfachsten ist es wohl, in einen der vielen Shuttlebusse zu steigen. Aber auch mit dem Trabi und dem Fahrgastschiff „Heinrich Zille“, übrigens das älteste Fahrgastschiff Berlins, können sich die Besucher fortbewegen. Alle, die noch einen Startpunkt suchen, sollten um 18 Uhr dem Eröffnungskonzert im Kolonnadenhof am Neuen Museum lauschen. Bevor es zum Shuttle-Bus geht, ist dann nämlich auch noch für einen Anruf des bronzenen Löwen Zeit.Maria Fiedler

Lange Nacht der Museen, 28. August, 18 bis 2 Uhr, Tickets: 18 Euro, ermäßigt 12 Euro, erhältlich in allen beteiligten Museen, an den Verkaufsstellen von BVG und S-Bahn und deren Automaten sowie Berlin Tourist Infos. Zentraler Infostand und Abendkasse der Langen Nacht: Kolonnadenhof am Neuen Museum, Mitte

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