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Der Tatort. Eingang zum Berliner U-Bahnhof Bayerischer Platz. 

© Mike Wolff

Angreifer hielt Opfer für ungläubig: Messerstecher womöglich ein Islamist

Der Messerangriff am Silvestertag in Schöneberg hat möglicherweise einen islamistischen Hintergrund. Nach Informationen dieser Zeitung beschimpfte der aus Syrien stammende, 23 Jahre alte Täter Ahmad Al-H. im U-Bahnhof Bayerischer Platz das Opfer als Ungläubigen.

Von Frank Jansen

Berlin - Zuvor hatte der Messerstecher den 50-jährigen Mann gefragt, ob er Türke sei. Das Opfer verneinte und gab sich als Deutscher zu erkennen. Der 50-Jährige wurde bei der Attacke leicht verletzt.

Der Syrer griff auch weitere Personen an, darunter eine Mutter mit einem kleinen Kind. Die Passanten, alle sind Deutsche ohne Migrationshintergrund, blieben unverletzt. Die von ihnen alarmierte Polizei nahm den Täter fest. Beamte brachten den Mann, der auf sie einen verwirrten Eindruck machte, in eine Klinik, wo ihn ein Psychiater untersuchte. Inzwischen gibt es einen „richterlichen Unterbringungsbeschluss“: Al-H. wurde in ein Haftkrankenhaus eingewiesen.

In ihrer Pressemeldung hatte die Polizei mitgeteilt, der Täter habe den 50-Jährigen nach seiner Staatsangehörigkeit gefragt. Dass der Messerangriff einen politischen Hintergrund haben könnte, erschloss sich aus dem Satz, die weitere Bearbeitung habe der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt übernommen. Der Staatsschutz wird beim Verdacht auf eine politisch motivierte Tat eingeschaltet. Auf Anfrage dieser Zeitung sagte am Dienstag Polizeisprecher Winfrid Wenzel, ein islamistischer Hintergrund sei nicht auszuschließen. Nach bisherigen Erkenntnissen werde der Messerangriff jedoch eher als „Tat eines psychisch auffälligen Mannes bewertet“. Ahmad Al-H. war nach Informationen des Tagesspiegels der Polizei bekannt. Der Syrer fiel mit Schlägereien auf.

Der Fall erinnert an die Messerattacke eines Ex-Terroristen in Spandau, bei der das Motiv unklar blieb. Im September 2015 stach der Iraker Rafik Y. an der Heerstraße einer Polizistin in den Hals. Die Beamtin überlebte knapp, ihr Kollege erschoss den Täter. Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte Y. 2008 zu acht Jahren Haft verurteilt. Er hatte 2004 mit Komplizen einen Anschlag auf den damaligen irakischen Premier Ijad Allawi während dessen Staatsbesuchs in Berlin geplant. Die Angeklagten waren Mitglieder der irakischen Terrororganisation Ansar al Islam. Nach der Haft musste der in Spandau lebende Y. eine elektronische Fußfessel tragen, vor dem Messerangriff riss er sie ab. Warum er zustach, ließ sich nicht klären. Die Sicherheitsbehörden vermuteten eher eine psychische Störung als ein politisches Motiv.

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