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Brandenburg: Amt verteidigt Abschuss

Nach der Aufregung um das getötete Wisent an der Oder soll der Abschuss des Tiers nun im Landtag zum Thema werden. Das Landesministerium widerspricht indes dem Amtsdirektor.

Lebus/Potsdam - Das Amt Lebus hat den angeordneten Abschuss eines freilaufenden Wisents in Ostbrandenburg verteidigt. Amtsdirektor Heiko Friedemann sagte gegenüber dem rbb: „Ich hab' da kein Abwägungsermessen, sondern Leib und Leben geht vor.“ Das Amt musste bereits heftige Kritik für das Vorgehen Mitte der Woche einstecken. Das Umweltministerium hatte sich „entsetzt und empört“ gezeigt. Die Umweltorganisation WWF stellte nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen den Ordnungsamtsleiter. Die Grünen wollen den Vorfall im Umweltausschuss im Landtag thematisieren. Der Wisent ist eine streng geschützte Tierart in Deutschland. Der Bulle kam nach Ministeriumsangaben vermutlich aus Polen über die Grenze. Seit längerem hatte sich ein Wisent im Gebiet des Nationalparks Warthemündung in Polen aufgehalten.

Wie berichtet, hatte am Mittwoch voriger Woche ein Mann den Wisent auf einem Deich bei Lebus (Märkisch-Oderland) entdeckt und die Polizei alarmiert. Gemeinsam mit dem zuständigen Ordnungsamtsleiter sei beschlossen worden, das Tier zum Schutz der Bevölkerung zu erlegen, hatte es von der Polizei geheißen. Zwei Jagdpächter hätten den Wisent dann erschossen.

Warum kam kein Betäubungsgewehr zum Einsatz?

Ein Sprecher des brandenburgischen Umweltministeriums widersprach dem Amt Lebus, das sich offenbar auf das Ordnungsrecht berief. Dieses, so der Ministeriumssprecher, greife aber nur, wenn unmittelbare Gefahr im Verzug sei. Selbst dann ist immer nur das mildeste Mittel – in diesem Fall der Einsatz eines Betäubungsgewehrs – zulässig, führte der Sprecher weiter aus. Zudem gebe es einen Notdienst beim Landesveterinäramt, der jederzeit erreichbar sei. Wisente seien auch nicht dafür bekannt, gefährlich zu sein. „Dann müsste halb Polen, wo das Tier ein nationales Symbol ist, zur Gefahrenzone erklärt werden“, sagte der Ministersprecher. In Polen sei wegen des Vorfalls die Aufmerksamkeit groß. Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) habe sich nun eingeschaltet und einen Bericht des Landkreises angefordert. (mit dpa)

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