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Ambulante Versorgung: Noch immer fehlen Ärzte

Zwar gibt es heute mehr Arztpraxen in Brandenburg als vor Jahren, doch noch immer sind monatelange Wartezeiten keine Seltenheit. Das liegt auch daran, dass die märkischen Ärzte bundesweit die meisten Patienten haben.

Potsdam - Die ambulante Versorgung der Brandenburger hat sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Potsdam in den letzten Jahren verbessert - doch noch immer fehlen Ärzte. Um ein bedarfsgerechtes Versorgungsniveau in ganz Brandenburg zu erreichen, müssten noch 45 freie Arztsitze besetzt werden, teilte das Ministerium der CDU im Landtag auf eine Anfrage mit. 90 Prozent davon entfielen auf Allgemeinmediziner.

Den Angaben nach stieg die Zahl der Praktischen Ärzte zwischen 2010 und 2018 von 1540 auf 1636. Bei den Fachärzten gab es in diesem Zeitraum sogar ein Plus von 1676 auf 2224. Dennoch klagen Patienten immer wieder über lange Wartezeiten bis sie einen Arzttermin erhalten. Das liegt auch daran, dass die niedergelassenen Ärzte in Brandenburg bundesweit die meisten Patienten haben.

Zahl der Krankheitsfälle in Brandenburg höher

Während im Bundesdurchschnitt 680 Einwohner auf einen Vertragsarzt kommen, sind es in Brandenburg laut Gesundheitsministerium 733 Einwohner. Auch das Durchschnittsalter und damit die Zahl der Krankheitsfälle sind in Brandenburg etwas höher als in anderen Bundesländern. Damit hätten die märkischen Vertragsärzte 16 Prozent mehr Behandlungsfälle als ihre Berufskollegen in den anderen Bundesländern. 

Etwa zwei Drittel der offenen Hausarztstellen befinden sich laut Ministerium im berlinnahen Raum. Die mit jeweils 85,7 Prozent schlechteste Hausärzteversorgung haben nach einer Übersicht der Landesärztekammer Neuenhagen (Märkisch-Oderland) und Schwedt/Oder (Uckermark).

Neben Allgemeinmedizinern gibt es laut Ministerium auch für Kinder-, Augen- und Nervenärzte sowie für Urologen und Psychotherapeuten wegen einer geänderten Bedarfsplanung bis Ende dieses Jahres gute Chancen, von der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin-Brandenburg (KVBB) eine regionale Zulassung zu erhalten.

Die meisten Ärzte sind über 60 Jahre alt

Brandenburgs Ärzteschaft gilt als überaltert. Laut KVBB beträgt das durchschnittliche Alter der Vertragsärzte 54,4 Jahre. 32 Prozent der Hausärzte und 28 Prozent der Fachärzte waren Ende des vergangenen Jahres 60 Jahre und älter. Viele der 3860 ambulant tätigen Ärzte werden daher in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und Nachfolger für ihre Praxen suchen.

Nach einer groben Hochrechnung ist laut Gesundheitsministerium damit zu rechnen, dass bis 2025 rund 700 Praktische Ärzte und etwa 950 Fachärzte ersetzt werden müssen. Um die ambulante Versorgung der Bevölkerung vor allem in den ländlichen und strukturschwachen Regionen zu sichern, müssten die Anstrengungen verstärkt werden, erklärt das Ministerium weiter. Das gelte auch für die stationäre Versorgung.

Mediziner sollen mit Stipendien gelockt werden

Um besonders junge Mediziner für Brandenburg zu gewinnen, hat die Landesregierung ab Juli dieses Jahres mit der KVBB das sogenannte Landesärzteprogramm gestartet. Vorgesehen sind unter anderem Stipendien für Medizinstudenten, die sich für einen späteren Einsatz auf dem Lande verpflichten. Bis 2022 sollen dafür insgesamt rund 15,4 Millionen Euro Haushaltsgelder bereit stehen.

Zudem hat der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen 21 märkische Städte und Regionen als Fördergebiete ausgewiesen, in denen Haus-, Kinder-, Frauen, Augen-, Haut- und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte finanzielle Hilfe erhalten können, wenn sie sich niederlassen oder eine Praxis übernehmen.

Um den Ärztenachwuchs zu fördern, ist auch der Aufbau einer staatlichen Universitätsmedizin in Cottbus geplant. Ein Konzept dazu, das von Experten, dem Wissenschaftsrat und der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) Theodor Fontane erarbeitet werde, soll laut Gesundheitsministerium bis Ende 2020 vorliegen.

Manfred Rey dpa

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