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Alternative Bundestags-Wettlauf um Alterspräsident: Ströbeles Alter vor Gaulands

Berlin - Das grüne Urgestein Hans-Christian Ströbele spielt mit dem Gedanken, bei der Bundestags-Wahl nochmals in seinem Berliner Wahlbezirk in Friedrichshain-Kreuzberg anzutreten, obwohl er am Wahltag im Herbst 2017 bereits 78 Jahre alt wäre. Parteifreunde ermutigen ihn aber, genau deshalb anzutreten – um Alexander Gauland als möglichen AfD-Alterspräsidenten im Bundestag zu verhindern.

Berlin - Das grüne Urgestein Hans-Christian Ströbele spielt mit dem Gedanken, bei der Bundestags-Wahl nochmals in seinem Berliner Wahlbezirk in Friedrichshain-Kreuzberg anzutreten, obwohl er am Wahltag im Herbst 2017 bereits 78 Jahre alt wäre. Parteifreunde ermutigen ihn aber, genau deshalb anzutreten – um Alexander Gauland als möglichen AfD-Alterspräsidenten im Bundestag zu verhindern.

„Ja, ich wurde von Leuten aus meiner Partei darauf angesprochen, die das recherchiert haben“, sagte Ströbele am Montag. „Das ist eine interessante Information für mich, aber davon allein mache ich meine Entscheidung nicht abhängig.“ Die Wahllisten seien ja noch nicht erstellt worden, und vielleicht trete ja noch ein Kandidat an, der noch älter sei als er.

Das gilt aber als unwahrscheinlich. Der bisherige Alterspräsident Heinz Riesenhuber (CDU) wird am Donnerstag 81 Jahre alt und hat bereits angekündigt, nicht mehr zur Wahl anzutreten. Andere Politiker, die älter wären als der 75-jährige Gauland, gibt es bislang nicht. Die von Gauland geführte AfD-Fraktion in Brandenburg hatte vor zwei Wochen mitgeteilt, dass der AfD-Landeschef und Bundesvize Alexander Gauland „als Direktkandidat im Wahlkreis 63 Frankfurt-Oder-Spree“ antrete. Zuvor hatte Gauland, der zuletzt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, gezögert, sich aufstellen zu lassen.

Für Gauland wäre es nicht die erste Rede als Alterspräsident. Als er mit der AfD 2014 in den Potsdamer Landtag einzog, oblag ihm ebenfalls das Recht der ersten Rede. Der befürchtete Eklat blieb damals aus. Im Gegenteil: Er berief sich auf den englischen Staatsphilosophen Edmund Burke und hielt ein antipopulistisches Plädoyer, dass man in der Politik nicht jeder Stimmung nachgeben solle. In den vergangenen Monaten rückte Gauland aber immer weiter nach rechts und fiel zuletzt auf, als er Björn Höcke vom völkisch-nationalen Parteiflügel für das Spitzenteam im Bundestagswahlkampf vorschlug. Gauland selbst gab sich entspannt: „Es ist mir herzlich egal, welche Gedankenspiele die Grünen anstellen“, sagte er dieser Zeitung. Es gehe ihm nicht um den Posten – und die Diskussion finde er befremdlich. „Wenn sich Herr Ströbele die vier Jahre antun möchte, dann bitte.“

Dass ein AfD-Mann die prestigeträchtige Eröffnungsrede halten könnte, gefällt auch Ströbele selbst nicht: „Ich möchte natürlich auch nicht, dass Herr Gauland dort einen großen Auftritt bekommt“, sagte Ströbele. Seine Entscheidung will er in den nächsten zwei Wochen mit Blick auf seine Gesundheit und seine mögliche Rolle im künftigen Bundestag treffen. Nur Gaulands Rede zu verhindern, um dann vorzeitig in Ruhestand zu gehen, ist für Ströbele aber keine Option. „Wenn ich antrete, dann trete ich für die ganzen vier Jahre an“, sagt Ströbele, der als einziger Bundes-Grüner bereits vier Mal ein Direktmandat erringen konnte.

Aus Sicht des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner besteht für die etablierten Parteien allerdings kein Grund zur Beunruhigung. „Herr Ströbele muss sich nicht genötigt fühlen. Mit Hermann Otto Solms von der FDP ist sichergestellt, dass eine seriöse Persönlichkeit Alterspräsident wird“, sagte Lindner. Den 76-Jährigen „muss man auch gar nicht zur Kandidatur bitten und drängen, er hat unverändert Feuer“. Dafür muss die FDP aber erst den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen. In Umfragen liegen die Liberalen knapp über der Fünf-Prozent-Hürde, während die AfD auf zehn Prozent und mehr kommt – und vor den Grünen liegt.

Felix Hackenbruch

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