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Brandenburg: Alles unter einem Dach

Nach sechs Jahren ist der Umzug des Landeskriminalamtes nach Eberswalde endgültig abgeschlossen

Von Matthias Matern

Eberswalde - Bernd Franke bemüht sich um eine pragmatische Sichtweise. „Die Arbeitsbedingungen in Eberswalde sind natürlich hervorragend.“ Doch den Hauch Wehmut in seiner Stimme kann der 63-Jährige nur schwer unterdrücken. 27 Jahre lang arbeitete Franke als Experte für kriminalistische Fotografie in Berlin-Johannisthal, seit der Wende für die Kriminalpolizei Brandenburg. Jeden Morgen ist er zur Arbeit in die Pilotenstraße gefahren, hat den Sicherheitscode an der Tür eingegeben und sich an seinen Schreibtisch im dritten Stock gesetzt. Doch das war gestern. Franke und seine Kollegen sind umgezogen, in das neue Kriminalwissenschaftliche Zentrum des Landes Brandenburg in Eberswalde.

„Ist ja nicht mehr für lang“, tröstet sich der Berliner aus Lichtenberg mit Blick auf den nahen Rentenbeginn. Mehr als 18 Millionen Euro ließ sich das Land Brandenburg den Umzug seiner Kriminaltechniker kosten – gestern weihten Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und Finanzminister Rainer Speer (SPD)das neue Kriminalwissenschaftliche Institut des LKA mit seinen etwa 100 Mitarbeitern ein. Allein knapp 17 Millionen Euro wurden in den weiteren Ausbau des Behördenzentrums gesteckt. Neue, voll klimatisierte Laboratorien stehen Franke und seinen Kollegen zur Verfügung. In die Fußböden wurden Metalldrähte eingebaut, um elektrostatische Aufladungen zu vermeiden. Auf bis zu minus 70 Grad lassen sich die Kühlschränke abkühlen, in denen DNA-Spuren jahrelang aufgehoben werden können.

Bereits Anfang Juni haben die Experten in Berlin-Johannisthal mit dem Packen der Umzugskartons begonnen. Rund 4500 Kisten voll mit Akten und Geräten. Betroffen waren allerdings nicht nur die Berliner. Auch die rund 40 Kriminaltechniker am Standort Basdorf (Barnim) mussten ihre Zelte abbrechen und nach Eberswalde ziehen. Nachdem bereits 2001 große Teile der Behörde dorthin wechselten, ist der Umzug des Landeskriminalamtes mit den zwei Dezernaten aus Basdorf und den dreien aus Berlin jetzt endlich komplett.

Für das Land bedeutet die Bündelung der Dezernate an einem Standort nicht nur finanzielle Einsparungen durch geringere Instandhaltungs- und Betriebskosten. „Zudem fällt das Kuriersystem weg, mit dem ständig Beweismaterial und Unterlagen von einem Standort zu anderen geliefert wurde“, erklärt LKA-Sprecher Toralf Reinhardt. Zudem seien die Wege für die Mitarbeiter kürzer, somit Besprechungen und der Informationsaustausch unkomplizierter.

Die Wahl des Standortes ist aber eher einer Verlegenheitslösung gewesen. Denn für damals umgerechnet 15 Millionen Euro ließ das Land Ende der 90er Jahre Teile der ehemaligen Kasernenanlage eigentlich für das Polizeipräsidium Eberswalde umbauen. Nach dessen Auflösung im Zuge der Polizeistrukturreform 2001 drohte den gerade erst modernisierten Bauten plötzlich der Leerstand. Kurzerhand entschied Innenminister Schönbohm die Verlegung des LKA in die Barnimer Kreisstadt. Rund 300 Mitarbeiter zogen damals um. Für die Kriminaltechniker aber reichte der Platz nicht aus. 2004 erfolgte deshalb der Spatenstich für den Ausbau weitere Kasernengebäude.

Fotoexperte Franke indes mag sich so recht nicht trennen von seinem Arbeitsplatz in Berlin. Ermittlungen zu großen Kriminalfällen verbinden sich mit dem Standort. Dort werteten die Sprechererkenner des LKA die Handyaufzeichnungen im Fall Ermyas Mulugeta aus, überführten Experten den Mörder der kleinen Ulrike aus Eberswalde per DNA-Analyse. Mit seiner Kamera hat Franke während des Umzugs noch schnell einige Fotos vom alten Haus an der Pilotenstraße geknipst. „Als Erinnerung“, erklärt er gerührt. Matthias Matern

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