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EasyJet errichtet am Flughafen BER einen Wartungshangar – der erste außerhalb Großbritanniens.

© Patrick Pleul/dpa

Airline investiert 20 Millionen Euro: Easyjet baut am BER Wartungshangar für seine Europaflotte

Die größte Airline am Flughafen will in der Hauptstadtregion wieder durchstarten. Auch die Hoffmannkurve soll bald wieder geflogen werden.

Es ist nicht viel los am Himmel über Schönefeld an diesem Donnerstag. Das Terminal des Willy-Brandt-Airports der Hauptstadtregion glänzt am Horizont malerisch im Sonnenlicht. Wenn mal ein Flugzeug startet – derzeit nur von der nördlichen Bahn –, dann kehrt sofort Ruhe ein. Fünf, zehn, fünfzehn Minuten  – ein geruhsam-gemütlicher Takt. Immer noch Ausnahmezustand für den einzigen Airport einer Millionenmetropole.

Das ist die Realität draußen am BER, die das derzeitige Easyjet-Projekt so ungewöhnlich macht, dessen Bau am Donnerstag mit einem symbolischen Spatenstich am Westende des Flughafens bei Selchow begann. Hier, zwischen beiden Start- und Landebahnen, errichtet die britische Airline einen Wartungshangar für ihre Europaflotte, eine 20-Millionen-Investition – auch gegen die Krise.

2023 soll er eingeweiht werden, der erste außerhalb Großbritanniens, 11.000 Quadratmeter, gleichzeitig Platz für vier Airbus A321. Es ist die erste größere Fremd-Investition am BER, seit dieser 2020 fast ein Jahrzehnt verspätet eröffnete und gleich von Corona ausgebremst wurde.

„Jemand, der Geld ausgibt, will hier auch bleiben“, sagte der scheidende BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup. Easyjet sei „die Nummer Eins am Standort, auch in der Krise“.

Er sei zuversichtlich, dass die Passagierentwicklung „langsam wieder aus der Pandemie“ herausführt. Die habe dazu geführt, dass es Tage mit nur 400 Passagieren gegeben habe. Letztes Wochenende seien es 60.000 Passagiere gewesen, nächstes Wochenende werden es vielleicht 65.000 sein, gute Zeichen. Lütke Daldrup, für den es der letzte BER-Spatenstich war, ließ Abschiedsstimmung anklingen.

Steinbach: Brandenburg steht zum BER - trotz Finanzproblemen

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), in der Kenia-Regierung neuerdings für den Flughafen zuständig, ordnete den Startschuss für den neuen Hangar so ein: „Das ist wirklich nicht selbstverständlich.“ Als politischer Newcomer am BER gab Steinbach ein Bekenntnis ab, wohl auch mit Blick auf die 2,4 Milliarden Euro, die der Steuerzahler für den BER noch zahlen muss – und die auch Thema sind, wenn an diesem Freitag der Aufsichtsrat tagt. Bei allen Schwierigkeiten, „auch finanzieller Art: Wir stehen zum Flughafen. Wir werden auch in Zukunft zum Flughafen stehen“, sagte Steinbach. „Wir brauchen dieses Drehkreuz für die Reindustrialisierung unseres Landes.“

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Steinbach erinnerte daran, dass die Luftfahrtkrise auch das britische Unternehmen hart getroffen hat, mit dem Verkauf von Flugzeugen und Personalreduktion als Folge, was Sorgen vor einem generellen Rückzug hatte wachsen lassen. 2020 hatte Easyjet die Halbierung der Berliner Basis verkündet.

Doch nun folgt die Entwarnung. „Es gibt nicht viele große Fluggesellschaften, die dem Flughafen die Treue gehalten haben. Ihr wart immer verlässlich“, sagte Steinbach. „Was gesagt worden ist, wurde eingehalten.“ Dass Easyjet nicht nur fliege, sondern auch Wartung und Instandhaltung am Standort mache, könne gar nicht hoch genug bewertet werden.

Easyjet-Manager Stephan Erler (links), Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (Mitte), BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup (rechts) und Christoph Hansel, Bereichsleiter Unternehmensentwicklung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, schaufelten die ersten Sandportionen für den neuen Hangar weg. Für Lütke Daldrup war es der letzte BER-Spatenstich.
Easyjet-Manager Stephan Erler (links), Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (Mitte), BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup (rechts) und Christoph Hansel, Bereichsleiter Unternehmensentwicklung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, schaufelten die ersten Sandportionen für den neuen Hangar weg. Für Lütke Daldrup war es der letzte BER-Spatenstich.

© Patrick Pleul/dpa

Andere Airlines hingegen hätten, auch wegen der verspäteten BER-Eröffnung, die „Geduld verloren“ oder seien dabei, sich quasi zurückzuziehen, sagte Steinbach. „Namen nennen wir jetzt nicht.“ Er spielte darauf an, dass die Lufthansa gerade ein Wartungszentrum in Schönefeld schließt. Gleichwohl „bat“ Steinbach ausdrücklich Easyjet mit einer „frechen Bemerkung“, an diesem Standort „wieder ein paar Flugzeuge mehr zu stationieren“.

Britische Airline setzt auf Deutschlands Hauptstadtregion 

Ohne dies zuzusagen, griff Stephan Erler, der Deutschland-Chef der Airline, den Ball auf. Easyjet sei seit 16 Jahren in der Hauptstadtregion „fest verankert“, sagte er. „Ja, wir wollen wachsen. Wir haben uns definitiv das Ziel gesetzt, konstant profitabel zu wachsen.“ Dafür sei Berlin-Brandenburg „ein gutes Pflaster.“

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Der neue Hangar sei ein „wichtiges Bekenntnis zum Standort“, die 20 Millionen Euro eine „signifikante Investition.“ Laut Erler geht „um 40 bis 50 Festangestellte.“ Die genaue Zahl stehe noch nicht fest und hänge auch von den Entwicklungen im Luftverkehr ab.

Doch nach seinen Worten geht die Airline davon aus, dass es in Europa „ein starkes Interesse gibt, nach der Pandemie, die noch andauert, wieder zu reisen“, wie er sagte. „Vielleicht anders zu reisen, aber wieder zu reisen.“ Und da spiele Berlin-Brandenburg, wo immer viele Gäste, Studierende, Touristen und Geschäftsleute geflogen seien, eine besondere Rolle.

Easyjet fliegt wieder die Hoffmann-Kurve

Easyjet hatte in den letzten Wochen den Zorn vieler Anwohner in der Region auf sich gezogen und Proteste der Politik provoziert, weil die markanten orangenen Flieger bei Starts von der Südbahn am BER gen Osten den direkten Weg über Orte wie Zeuthen nahmen – statt die für die Lärmentlastung festgelegte Flugroute mit der Hoffmann-Kurve zu nutzen. In den offiziellen Reden erwähnte es niemand.

Auch da gibt es nun Entwarnung mit der Bestätigung, dass die betroffenen Orte von Easyjet nicht mehr direkt überflogen werden. Man sei dazu seit Monaten mit der Deutschen Flugsicherung in Abstimmungen gewesen, bestätigte Erler dem Tagesspiegel. „Wenn im Oktober die Südbahn wieder aktiv ist, wenn Ostwind herrschen sollte, gehe ich davon aus, dass unsere Flugzeuge die Kurve fliegen werden“, sagte er.

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