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Hardliner. Selbst für AfD-Verhältnisse gilt Andreas Kalbitz als Rechtsaußen.

© dpa

AfD-Chef über konvertierten Parteikollegen: „Religion ist Privatsache und muss es bleiben“

Brandenburgs AfD-Chef Andreas Kalbitz spricht mit PNN-Redakteur Thorsten Metzner über den Übertritt eines Parteimitglieds zum Islam.

In Brandenburgs AfD ist der Politiker Arthur Wagner, Vize-Kreischef im Havelland, zum Islam konvertiert. Und das, wo auch dieser Landesverband, der früher von jetzigen AfD-Bundeschef Alexander Gauland geführt wurde, einen strammen Anti-Islam-Kurs fährt, die angebliche „Islamisierung Deutschlands“ beschwört. Vorsitzender von Partei und Landtagsfraktion ist Andreas Kalbitz, der in der AfD zum „Höcke“-Flügel gezählt wird, als Rechtsaußen gilt. Die PNN sprachen mit ihm über die Personalie.

Herr Kalbitz, gehört der Islam jetzt zur AfD?

Nein! Der Islam gehört nicht zur AfD und er gehört auch ganz sicher nicht zu Deutschland. Aber es gibt gut integrierte und rechtstreue Muslime, die schon zu Deutschland gehören.

Einer von denen ist Arthur Wagner, Beisitzer im Brandenburger AfD-Landesvorstand. Ist es ein Problem für Sie, dass er zum Islam konvertiert ist?

Religion ist Privatsache und muss es auch bleiben. Es ist nicht korrekt, dass Herr Wagner noch im Landesvorstand sitzt. Er ist bereits am 11. Januar aus persönlichen Gründen zurückgetreten, die nicht näher bezeichnet waren. Insofern ist er Mitglied, das das Recht auf Glaubensfreiheit genutzt hat. Das ist legitim und völlig in Ordnung.

Die AfD hat den Rückzug von Herrn Wagner aus dem Landesvorstand – auch bei der Anfrage dieser Zeitung – nicht mitgeteilt. Warum wurde es nicht kommuniziert?

Weil es keine politische Bedeutung und damit keinen Mitteilungswert hat.

Haben Sie Druck ausgeübt, damit er sich aus dem Landesvorstand zurückzieht?

Das haben wir nicht. Das war damals gar nicht bekannt. Er hatte damals nur persönlich Gründe angeführt. Es war seine Entscheidung. Jetzt wissen wir, warum.

Wie viele Muslime gibt es denn unter den rund 1090 AfD-Mitgliedern im Land?

Jetzt einen. Nach meinem Kenntnisstand.

Ändert die AfD den Anti-Islam-Kurs?

Nein. Wenn ein einzelnes Mitglied den Anspruch auf Religionsfreiheit praktisch umsetzt, dann hat das mit einer politischen Kursänderung nichts zu tun.

Wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen um Gewalttaten von Flüchtlingen und auf Flüchtlinge in Cottbus?

Wichtig ist, dass die Situation nicht weiter eskaliert. Nach Ursache-Wirkung-Prinzip ist es die Konsequenz aus dem Versagen der Landesregierung. Ich glaube nicht, dass die Maßnahmen des Innenministers jetzt irgendeinen Erfolg haben.

In Cottbus werden die Polizeistreifen verstärkt, die Regierung finanziert zusätzliche Sozialarbeiter.

Ich halte das für Nebelkerzen. Man hätte viel früher ansetzen müssen. Die Regierung erntet da jetzt, was sie selbst gesät hat. Ich hoffe, dass man zu einer schnellen Lösung kommt, im Sinne der Menschen vor Ort. Wenn man durch das Blechen Carré läuft, da herrscht ja gähnende Leere. Das alles hat ja ganz andere praktische Konsequenzen, etwa für die Geschäftsleute dort. Die Stimmung in Cottbus ist schlecht.

CDU-Landeschef Ingo Senftleben will bei einem Sieg der Union auch mit der AfD sondieren. Wie bewerten Sie die Aussage?

Ich habe das mit Interesse zur Kenntnis genommen. Es freut mich, dass die CDU in dieser Hinsicht pragmatischer wird. Langfristig wird sich ja irgendwann die Frage stellen, wie die Verantwortung in diesem Land aufgeteilt wird. Offensichtlich ist die CDU realistisch genug zu sehen, dass mit diesen rot-roten Politikversagern zukunftsorientierte Politik nicht machbar ist.

Ein Münchner NPD-Politiker hat die langjährige politische Freundschaft mit Ihnen gelobt, was Sie strikt zurückgewiesen haben. Haben Sie das mit dem NPD-Mann geklärt?

Da ist nichts zu klären. Ich habe ja keinen Kontakt zu dem Herrn. Ich habe das so hingenommen. Für mich war es ein Versuch von ihm, sich Aufmerksamkeit zu sichern, die diese Partei zu Recht nicht hat. Es ist für mich eine Fußnote.

Die Fragen stellte Thorsten Metzner

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