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Brandenburg: Abschied von den Haaren Friseurmeister Wagner hilft Krebspatienten

Potsdam - Es beginnt ganz allmählich. Manchmal liegt am Morgen eine Strähne auf dem Kopfkissen, ein anderes Mal löst sich ein Haarbüschel beim Waschen.

Potsdam - Es beginnt ganz allmählich. Manchmal liegt am Morgen eine Strähne auf dem Kopfkissen, ein anderes Mal löst sich ein Haarbüschel beim Waschen. Für viele Krebspatienten ist eine Chemotherapie lebensrettend. Doch gleichzeitig bedeutet sie auch den Abschied von den eigenen Haaren. Zwei bis drei Wochen nach der ersten Chemotherapie, spätestens jedoch nach der zweiten Behandlung gehen die Haare nach und nach aus. Besonders für Frauen ist dieser Verlust nur schwer zu ertragen. Mit den Haaren verlieren sie oft auch ihr Selbstbewusstsein, sie fühlen sich unattraktiv und ihrer Weiblichkeit beraubt.

Friseurmeister Axel Wagner weiß um die Sorgen und Nöte der Erkrankten, die nicht nur um ihr Leben, sondern auch um ihre Würde kämpfen. Seit mehr als 25 Jahren sorgt der Zweithaarspezialist und studierte Maskenbildner in seinen beiden Salons in Potsdam und Kleinmachnow dafür, dass Krebspatientinnen mit Haarausfall eine neue Frisur erhalten. „Wenn ein Mensch die Haare verliert, bedeutet das einen tiefen Einschnitt ins Leben“, weiß er. Viel Einfühlungsvermögen sei notwendig, um dem Patienten in dieser Situation beizustehen. Der Friseurmeister begrüßt daher die Initiative „Freude am Leben – Das Haarprogramm für Krebspatientinnen“, das von der DKMS Life, einer Tochter der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, mit Unterstützung von Loréal Professional und der Gesellschaft für Haarästhetik ins Leben gerufen wurde. Das Ziel des Programms ist es, Partnerfriseure fachlich zu schulen und für die speziellen Bedürfnisse von Krebspatientinnen zu sensibilisieren. Vor wenigen Wochen absolvierte Wagner gemeinsam mit 15 weiteren Friseuren aus dem gesamten Bundesgebiet die Schulung. Als Mitglied des „Solidarpakts der Friseure für Krebspatienten“ nimmt er zudem halbjährlich an Weiterbildungen teil. „Das Wichtigste ist die Begleitung der Patientin über den gesamten Krankheitsverlauf“, sagt Axel Wagner. Möglichst noch vor dem ersten Haarausfall sollte die Patientin in den Salon kommen und sich beraten lassen. „Wir suchen dann gemeinsam eine Perücke aus, bestellen verschiedene Modelle und Größen“, so der Friseurmeister. Die Palette reicht von einfachen Kunsthaar- bis zu fein gearbeiteten Echthaarperücken. Etwa 500 bis 600 Euro kosten die einfachen Modelle.

Irgendwann ist der schwierige Tag gekommen: Die Haare müssen ab. Es ist eine Situation, die Axel Wagner auch nach langjähriger beruflicher Erfahrung nicht kalt lässt. Es sei wichtig, dass der Partner, das Kind oder die beste Freundin begleitend zur Seite stehen. Der Kopf wird rasiert, die Perücke aufgesetzt. Nun erst beginnt das Wichtigste: Die Patientin erhält ihre neue Frisur. „Die Perücke wird am Kopf zugeschnitten und personalisiert“, erklärt Axel Wagner. Der Haarersatz ermöglicht den Krebspatientinnen die Teilhabe am sozialen Leben. Einen Wunsch kann er seinen Kundinnen jedoch nicht erfüllen: „Kunsthaar und lange Haare – das geht nicht zusammen.“ Lediglich schulterlanges Haar sei möglich, da die Kunsthaare der Perücke durch die Reibung am Körper Schaden nehmen.

Etwa drei bis vier Wochen nach der letzten Chemotherapie beginnen die Haare wieder zu wachsen. „Das erste was die Frauen dann tun, ist die Perücke in die Ecke zu werfen“, schmunzelt Axel Wagner. „Aber das ist auch gut so.“ Heike Kampe

Kontakt: Haarpraxis Axel Wagner, Charlottenstraße 64, 14467 Potsdam, Telefon: 0331-201 64 80, www.haarpraxis-potsdam.de

Heike Kampe

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