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Kraftsstoffe aus Strom: Hier zeigt Ulrich Fischer, Chef des Cottbuser BTU-Wasserstufforschungszentrums einen  alkalischer Druckelektrolyseur. 

© Patrick Pleul/ZB

180 Millionen Euro für Lausitzer Denkfabrik: PtX Lab für grüne Wasser-Treibstoffe

In Cottbus startet ein Klimaschutz-Vorzeigeprojekt: Dort soll eine Technologie entwickelt werden, um aus Wasser und grünem Strom Treibstoff herzustellen.  

Cottbus/Potsdam - Es geht um neue synthetische Treibstoffe für Flugzeuge und Hochseeschiffe, die aus grünem Strom und Wasser hergestellt werden sollen: Diese Technologie soll in der neuen Denkfabrik Ptx Lab Lausitz in Cottbus entwickelt werden, deren Aufbau nun offiziell begonnen hat. Am Dienstag haben Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) virtuell den Startschuss für dieses deutsche Vorzeigeprojekt für Klimaschutz und Energiewende gegeben. 

"Denkwerk, Netzwerk, Praxislabor" 

"Wir wollen, dass diese Power-to-X-Technologie den Weg aus dem Labor in den Markt findet", sagte Schulze. "Für dieses große industriepolitische Vorhaben soll das neue PtX-Lab in der Lausitz die allererste Anlaufstelle in Deutschland werden." Es gehe darum, "diese Technologie in Europa zu etablieren".

Der Bund stellt für den Aufbau des Kompetenzzentrums und einer industriellen Demonstrationsanlage bis 2024 rund 180 Millionen Euro bereit, die aus dem Milliardenprogramm für den Strukturwandel in der Lausitz kommen, mit dem der Ausstieg aus der Braunkohle begleitet wird. Mit im Boot sind Unternehmen, darunter der Turbinenhersteller Rolls Royce und die BASF. "Es ist ein Denklabor, ein Netzwerk und ein Praxislabor", sagte Gründungschef Harry Lehmann. Man fange nächstes Jahr mit 30 Mitarbeitern an, werde das auf 60 Mitarbeiter steigern, "nach oben offen".    

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Start mit 30 Jobs im nächsten Jahr  

Aus Strom („Power“) sollen erst Wasserstoff und anschließend weitere Treib- und Kraftstoffe („X“) produziert werden. "Dafür benötigen wir deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energien. Wer Ja zu Wasserstoff sagt, muss auch Ja zu Strom aus Wind und Sonne sagen", erklärte Schulze. "Da ist Brandenburg absolutes Vorbild." Das sei ein Grund, weshalb dieses Zentrum nach Cottbus komme. "Es müssen noch mehr Bundesländer verstehen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien auch Industriepolitik ist." 

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hob hervor, dass Brandenburg der Erzeugung erneuerbarer Energien "pro Kopf und pro Quadratmeter" unter den Bundesländern führend sei. "Es ist ein Signal für die Lausitz", sagte Steinbach. Die Stimmung dort sei oft von Skepsis geprägt. "Viele hören von Ideen und Projektskizzen. Aber das Vertrauen, das das auch Realität wird, ist oft noch begrenzt."  Das Projekt belege, dass Brandenburg auch jenseits der Strukturwandelprogramme für die Lausitz etwas zu bieten habe.  "Wir merken das auch bei vielen Anfragen, die wir im Moment für Ansiedlungen haben", sagte Steinbach. 

"Seit einiger Zeit Brandenburg auf Atlas entdeckt" 

"Man hat ja seit einiger Zeit doch auch Brandenburg auf dem Atlas entdeckt, dieses etwas merkwürdige Bundesland, von dem man vorher nicht wusste, wo es lag." Der Co2-Fussabdruck werde für Unternehmen immer wichtiger und mittelfristig den Börsenwert mitbestimmen. 

Auf der Pressekonferenz war allein von "grünen" wasserstoffbasierten Treibstoffen für Schiffe und Flugzeuge, nicht aber für PKWs, obwohl manche Experten in der Technologie eine sinnvollere Alternative zur Elektromobilität sehen. Nimmt man im Konzept für das PtX-Lab Rücksicht auf die Europa-Gigafactory von Telsa für Elektroautos, die Elon Musk in Grünheide hochzieht? 

Schon im Sommer will Tesla in Grünheide E-Autos produzieren.
Schon im Sommer will Tesla in Grünheide E-Autos produzieren.

© ZB

Nein, so Schulze und nannte diesen Grund: "Für den Luft- und den Seeverkehr gibt es im Moment noch keine batteriegetriebenen Alternativen". Das gelte auch für die Industrie, etwa die Chemieindustriere. Und Ziel müsse sein, dass Deutschland Industrieland bleibe. "Und klimaneutrale Produktion geht dann nur über PtX." 

Schulze: Keine Alternative für E-Autos  

Und Steinbach sagte: "Wenn man sich mit Elon Musk darüber unterhält, dann hat er eine deutlich distanzierte Einstellung zum Thema Wasserstoff auf der Straße." Die augenblickliche Lage, der derzeitige Entwicklungsstand gebe Musk auch Recht, da die Ausrüstung von Kleinstfahrzeugen mit Brennstoffzellen Unsinn wäre. 

Bundesumweltministerin Schulze formulierte das so: "Energieeffizient ist es, im normalen PKW-Verkehr elektrisch zu fahren", sagte sie. "Für die gleiche Strecke, wo ein PKW eine Windkraftanlage braucht, braucht jemand, der mit synthetischen Kraftstoffen fährt,  fünf bis sieben Anlagen."  Daher konzentrie man sich auf Luft- und Seefahrt, die klimaneutrale Antriebe "am dringendsten benötigen." 

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