zum Hauptinhalt
Eine undatierte Aufnahme der Schauspielerin Romy Schneider (1938-1982).

© dpa

In der märkischen Provinz: Museum für Romy Schneider

Bis auf eine kleine Ausstellung in Schönau am Königssee gibt es deutschlandweit kein Museum für Romy Schneider. Das soll sich jetzt ändern: In einem Lausitzer Schloss entsteht ein Archiv für die berühmte Schauspielerin. Doch warum ausgerechnet dort?

Klein Loitz - Dass Ariane Rykov ein großer Romy-Schneider-Fan ist, zeigt sich auf den ersten Blick: Die Mittzwanzigerin ist ebenso zierlich, hat große, ausdrucksstarke Augen und trägt die dunklen Haare streng zurückgebunden, wie einst ihr Idol. Und sie arbeitete bereits als Schauspielerin. „Ihre Ausstrahlung war einfach so faszinierend. Gute Schauspieler gibt es viele, Romy Schneider aber lebte ihre Rollen“, erklärt die junge Frau ihre Begeisterung. Seit einem Jahr ist Rykov Schlossherrin in Klein Loitz (Spree-Neiße) und baut es zu einem Museum für Schneider aus.

Bereits in ihrer Kindheit verehrte die aus der Lausitz stammende Sammlerin die 1982 in Paris gestorbene Künstlerin, die einst mit den „Sissi-Filmen“ berühmt geworden war. „Ich habe alles gesammelt, was ich bekommen konnte, später vieles von meiner Oma geerbt und Möbel sowie Kostüme auch ersteigert“, erzählt Rykov. Seit 2010 führte sie gemeinsam mit Dieter Schleifenbaum ein Romy-Schneider-Archiv in Hamburg. „Mein Geschäftspartner hatte ein enormes Fachwissen, nachdem er nach dem Tod von Romy die Sammlung ihres Fanclubs aufgekauft hatte - darunter zahlreiche Fanpost, die sie immer selbst beantwortete.“

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Schlossherrin übernahm 2017 das Archiv

Nach dem Tod Schleifenbaums 2017 übernahm die heutige Schlossherrin das Archiv, lernte Uwe Marcus Rykov kennen, der in der lettischen Hauptstadt Riga einen Verlag hat und sie in ihrer Idee eines Romy-Schneider-Museums bestärkte. Schließlich gibt es so etwas bis auf eine kleine Ausstellung in Schönau am Königssee, wo die gebürtige Österreicherin aufgewachsen war, bisher deutschlandweit nicht.

Ariane und ihr Mann Uwe Marcus Rykov in der "Romy Schneider"-Ausstellung in ihrem Schloss.
Ariane und ihr Mann Uwe Marcus Rykov in der "Romy Schneider"-Ausstellung in ihrem Schloss.

© dpa

„Ich wusste, worauf ich mich da einlasse, habe quasi neben meiner Frau auch ein bisschen Romy Schneider geheiratet“, erzählt der Verleger schmunzelnd. Ursprünglich hatte das Paar mit seinem Fundus aus Filmplakaten, Autogrammkarten, Kostümen, Fotos, Büchern und Möbeln nach Berlin ziehen wollen. Aber: „Dort genügend Räumlichkeiten zu bekommen, die sich auch noch bezahlen lassen, ist einfach illusorisch“, erklärt Ariane Rykov, warum sie schließlich in die Lausitz zurückkehrte.

Etliche Immobilien schaute sich das Paar gemeinsam an. Im Sommer vergangenen Jahres schließlich entdeckte es dann das seit zehn Jahren leerstehende Herrenhaus in Klein Loitz, einem Ortsteil der Gemeinde Felixsee, mit einer Nutzfläche von 2200 Quadratmetern. Aufgrund vieler Umbauten im Laufe der Jahrhunderte steht der ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert stammende Bau nicht unter Denkmalschutz.

Wechselnde Ausstellungen sind geplant

Die Rykovs gründeten einen inzwischen mehr als 400 Mitglieder zählenden Förderverein und kauften das Gebäude von der Gemeinde inklusive eines drei Hektar großem Parks. Sehr zur Freude von Bürgermeister Peter Rabe (SPD), wie er sagt: „Unsere Gemeinde könnte dadurch bekannter werden und das Schloss wird sinnvoll genutzt.“ Mit früheren Mietern hat der Ort schlechte Erfahrungen gemacht - bis hin zur Zwangsräumung. Bei den Rykovs habe er jedoch ein gutes Gefühl, sagt Rabe.

Im Erdgeschoss des Gebäudes soll es wechselnde Ausstellungen, Filmabende und andere Kulturveranstaltungen geben. Die erste Etage wird das eigentliche Museum für die Schauspielerin und ihr künstlerisches Werk beherbergen. Angedacht sind zudem „Themenzimmer“, in denen Original-Inventar von Romy Schneider steht und in denen Fans übernachten können.

Foto-Schau zum Geburtstag

Auch wenn das Schlossinnere noch immer eine große Baustelle ist: Starten will Ariane Rykov am 23. September, dem 82. Geburtstag der berühmten Schauspielerin, mit einer ersten Foto-Ausstellung im Schloss. Im Grünen Salon werden dann Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 1960-er Jahren gezeigt. Die Leihgaben stammen von Roger Fritz, der laut Rykov als Assistent des italienischen Filmregisseurs Luchino Visconti für Dreharbeiten zu „Boccaccio 70“ vier Wochen lang mit der Künstlerin in einem Haus gelebt hatte.

Ariane und Uwe Marcus Rykov vor ihrem Schloss.
Ariane und Uwe Marcus Rykov vor ihrem Schloss.

© dpa

Die Abgeschiedenheit ihres künftigen Museums sehen die Rykovs, die über bisherige Investitionen keine Angaben machen möchten, durchaus positiv. „In Berlin oder Hamburg sind die Leute kulturell übersättigt. Auf dem Land hingegen könnten wir eine überregionale Attraktion werden“, glaubt die junge Frau. Besucher kämen von weit her und verweilten daher auch länger, wovon die Region profitieren könnte, ergänzt ihr Mann.

"Der Name allein zieht nicht"

Das sieht auch Kathrin Winkler, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland, so. Allerdings: „Der Name allein zieht nicht. Ausstellungen müssen spannend gemacht sein und mehr vermitteln, als bisher allgemein bekannt ist. Dann locken sie auch Besucher in die Region.“

Die Rykovs sind mit ihrem Projekt und dem Förderverein inzwischen Mitglied im Brandenburger Museumsverband, wie Referent Arne Lindemann bestätigt. „Das Thema ist schon spannend. Es bleibt abzuwarten, was sie daraus tatsächlich machen„, sagt er. Laut Lindemann gibt es rund 400 Museen in der Mark.

Vom 9. Oktober dieses Jahres an werden die Romy-Schneider-Fotos anlässlich einer Modenschau auch im Quartier 206 in Berlin gezeigt. „Die Designerin hatte uns darum gebeten. Wir nutzen die Gelegenheit, um in der Hauptstadt auf uns in der Lausitz aufmerksam zu machen“, erklärt Ariane Rykov. (dpa)  

Jeanette Bederke

Zur Startseite