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© dpa

Handball-Bundesliga: Neue Stars und alte Probleme

Die Handball-Bundesliga startet in die neue Saison: mit dem vom THW Kiel verpflichteten Weltklassespieler Daniel Narcisse, ungeklärten Bestechungsvorwürfen und großen Finanzproblemen.

Das Beben wirkt immer noch nach. Ein halbes Jahr ist es her, dass die Nachricht von angeblich verschobenen Spielen in der Handball-Champions-League eine ganze Sportart schockierte. Im Zentrum der Vorwürfe: Der Deutsche Meister THW Kiel, dessen Image vorher nahezu makellos war. Mittlerweile besitzt der Rekordmeister eine neue Führungsspitze, und dennoch: Reiner Witte traut der Ruhe, die langsam wieder eingekehrt ist, noch nicht recht. Er würde sich freuen, „wenn zukünftig wieder der Handball im Vordergrund der Berichterstattung“ stünde, sagte der Präsident der Handball-Bundesliga (HBL) kürzlich.

Bevor heute der THW Kiel und der HSV Hamburg beim Supercup in Nürnberg die neue Handball-Saison eröffnen (20 Uhr, live im DSF), haben spektakuläre Transfers die Schlagzeilen beherrscht. Zuletzt verpflichtete der THW mit dem französischen Rückraumstar Daniel Narcisse aus Chambery den vielleicht besten Angreifer der Welt. Der 29-Jährige will, wie er sagt, „endlich einen Titel mit einem Verein gewinnen“. Zudem dürfte auch die Dotierung stimmen: Die Rhein-Neckar Löwen waren gewillt, 1,3 Millionen Euro für Narcisse zu bezahlen, zudem 32 000 Euro Monatsgehalt netto. Kiel dürfte nicht viel weniger bezahlen, besaß aber den Vorteil, dass Narcisse wieder unter Trainer Alfred Gislason spielen wollte, den er aus gemeinsamer Zeit von 2004 bis 2007 beim VfL Gummersbach kennt.

Neben den Löwen hätte nur noch der HSV Hamburg dieses Wettbieten mitgehen können. Die Hanseaten haben indes ebenfalls mit Transfers auf sich aufmerksam gemacht. Der kroatische Kreisläufer Igor Vori war bester Spieler der vergangenen WM im Januar, zudem holten sie dessen Landsmann, Aufbauspieler Domagoj Duvnjak. Der ebenfalls aus Zagreb kommende Spieler gilt als eines der größten Talente überhaupt. Auch der 21-Jährige soll eine Million Euro Ablösesumme gekostet haben. Neben dem THW Kiel, dem HSV und den Rhein-Neckar Löwen, die allesamt einen Etat von etwa 7,5 Millionen Euro aufweisen, wird allenfalls noch dem TBV Lemgo zugetraut, in den Meisterschaftskampf einzugreifen. Lemgo verfügt über den Vorteil, nur einen Profi neu integrieren zu müssen, den ungarischen Rückraumspieler Ferenc Ilyes.

Ob der Sport tatsächlich, wie von Witte gewünscht, in der neuen Saison die Nachrichtenlage beherrscht, ist trotz der neuen Stars in der Bundesliga unwahrscheinlich. Dafür gibt es immer noch zu viele ungelöste Probleme. Zum einen ist das Ermittlungsverfahren gegen den Ex-THW- Manager Uwe Schwenker und den ehemaligen THW-Trainer Noka Serdarusic weiterhin anhängig. Damit bleibt ungeklärt, ob der THW Kiel tatsächlich Schiedsrichter bestochen hat, um 2007 die Champions League zu gewinnen.

Als größtes Problem dürften sich Finanznöte bei einigen Klubs herausstellen. „Es ist schon so, dass wir eine Reihe überschuldeter Klubs in der ersten und der zweiten Liga haben“, gestand HBL-Geschäftsführer Bohmann. Dazu gehören mit der SG Flensburg-Handewitt, die am Mittwoch gegen Göppingen das erste Bundesligaspiel bestreitet, und dem VfL Gummersbach zwei Traditionsklubs, die Gehaltskürzungen vornehmen mussten, um die Insolvenz zu vermeiden.

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