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Fabian Wiede (M.) wird kurz nach seiner überstandenen Verletzung Verantwortung übernehmen müssen bei den Füchsen.

© Imago/mix1

Nach Rückschlag im Meisterschaftskampf: Der EHF-Pokal ist für die Füchse Berlin eine mentale Herausforderung

Nach dem Unentschieden gegen Kiel ist der Meistertitel für die Füchse kaum noch möglich. Nun muss der Fokus schnell auf die europäischen Aufgaben gelegt werden, denn viel Zeit bleibt nicht.

Fabian Wiede wischte sich erst einmal den Schweiß von der Stirn. Das Spiel gegen den THW Kiel hatte ihn einiges an Kraft gekostet. Fehlenden Einsatz oder unzureichende Motivation konnte man sicher weder dem 30 Jahre alten Rückraumspieler noch seinen Mannschaftskollegen unterstellen. Und trotzdem reichte es am Sonntagnachmittag nur für ein 32:32-Unentschieden gegen den Rekordmeister.

Was als Ergebnis an sich wenig dramatisch erscheint – schließlich ist der THW immer noch ein Aushängeschild des deutschen Handballs –, hat in der aktuellen Situation der Berliner doch einen faden Beigeschmack. Denn der Punktverlust bedeutete, dass Wiede und Co. die Position als Spitzenreiter in der Bundesliga an den SC Magdeburg abgeben mussten und den Titelgewinn nun nicht mehr in der eigenen Hand haben.

Mit zwei Zählern Rückstand, einer 61 Treffer schlechteren Tordifferenz und einer absolvierten Partie mehr müsste an den verbleibenden fünf Spieltagen schon ein kleines Wunder passieren, damit die Füchse die Meisterschale doch noch zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte für sich beanspruchen könnten.

Nach dem verkorksten DHB-Pokal ist innerhalb einer Woche nun wohl der nächste Titel passé. Jetzt gilt es, die Qualifikation für die Champions League abzusichern und den Fokus auf die European League zu legen, wo schon am Dienstag das Viertelfinal-Hinspiel gegen HBC Nantes (20.45 Uhr/Dyn) in der Max-Schmeling-Halle ansteht. Eine Woche später lädt das französische Topteam zur Revanche. „Natürlich wollen wir diese Spiele gewinnen und wieder ins Final Four einziehen“, gab Wiede die Losung vor. „Aber wir wissen, dass das nicht einfach wird.“

Vor zwei Jahren verloren die Füchse gegen Nantes im Viertelfinale

Wie gefährlich das Team von der Loire ist, haben die Füchse vor zwei Jahren schmerzlich erfahren müssen. Damals standen sich die beiden Mannschaften ebenfalls im Viertelfinale gegenüber, wobei Nantes beide Spiele für sich entscheiden konnte und letztlich mit einem 58:54-Gesamtergebnis ins Halbfinale einzog.

Natürlich ist das kräftezehrend, aber wir lassen das gar nicht in unseren Kopf. Wir nehmen die Aufgaben, wie sie kommen.

Jaron Siewert, Trainer der Füchse, über die kurze Regenerationszeit

Schwächer geworden ist der HBC seither nicht. Im Gegenteil, das Team von Trainer Grégory Cojean steht in der französischen Liga momentan auf Platz zwei und hat am Wochenende gerade erst das Starensemble von Paris Saint-Germain im französischen Pokal mit 31:23 abgefertigt.

„Die haben eine gute, breite Mannschaft“, warnte auch Füchse-Trainer Jaron Siewert, der sich von der kurzen Regenerationszeit nicht beirren lassen wollte. „Natürlich ist das kräftezehrend, aber wir lassen das gar nicht in unseren Kopf. Wir nehmen die Aufgaben, wie sie kommen. Ich sehe uns da nicht chancenlos.“

Verstecken müssen sich die Füchse mit ihrem Kader sicher nicht. Die Mannschaft um Welthandballer Mathias Gidsel hat in diesem Jahr schon oft genug ihre Qualitäten demonstriert.

Einige Fragezeichen gibt es aber doch. Zum einen ist nicht sicher, ob Wiedes Positionspartner auf der Mitte, Nils Lichtlein, der am Sonntag mit einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden musste, spielen kann. Zum anderen geht es nicht nur darum, nach der bisherigen hohen körperlichen Belastung abermals Höchstniveau zu erreichen, sondern auch, die jüngste Negativserie mental gut zu verarbeiten.

Motivation ist dabei sicherlich die glanzvolle Erinnerung an die vergangene Saison, als die Füchse nach dem Finalturnier in Flensburg den Pokal hochstemmen konnten – so wie bereits 2015 und 2018. „Das war so geil. Da werden wir alles reinhauen, um das zu wiederholen“, sagte Wiede.

Fällt Lichtlein wirklich aus, wird es an ihm liegen, mehr Verantwortung zu übernehmen und die Spielführung zu leiten. Kurz nach seiner eigenen überstandenen Verletzung ist das sicher eine Herausforderung – aber eine, der sich Fabian Wiede und sein Team erneut mit Motivation und Einsatz stellen wollen.

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