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Sport: Beschwerliche Wanderung

Der EHC Eisbären unterliegt Spitzenreiter Mannheim verdient mit 1:2

Berlin - An mangelnder Unterstützung von den Tribünen lag es nicht. Sämtliche Zuschauer mit Sitzplatzgarantie hatten sich gestern Abend im Sportforum Hohenschönhausen schon früh für temporäres Stehen entschieden. Doch aller Krach half den angefeuerten Eisbären nicht. Die Adler aus Mannheim, souveräner Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), waren zu stark für den Deutschen Meister. Die Berliner verloren trotz eines couragierten Auftritts vor 5000 Zuschauern 1:2 (0:1, 0:1, 1:0) - und unterlagen den Badensern damit auch im vierten und letzten Hauptrundenspiel der Saison.

Für Pierre Pagé war das Spiel sozusagen der erste Teil einer strapaziösen Bergtour. Der Trainer der Eisbären, ein großer Freund von Metaphern, will mit seiner Mannschaft auf den „Mount Everest“, bildlich gesehen natürlich. Der Weg an die Tabellenspitze gestaltete sich für die Berliner aber im ersten Teil gegen Mannheim als zu beschwerlich. Mal sehen, was Pagé dann im weiteren Verlauf seiner „Wander-Trilogie“ einfällt: Dienstag müssen die Eisbären in Ingolstadt antreten, am Freitag kommt dann mit den Kölner Haien ein weiteres Team aus der Spitzengruppe der DEL.

In dieser Spitzengruppe sind die Eisbären seit September nicht gesichtet worden. Und so schnell werden sie nach den gestrigen Eindrücken dort auch nicht hinkommen. Die Mannheimer jedenfalls waren den Berlinern in physischer, läuferischer und spieltechnischer Hinsicht ein gutes Stück voraus. Wobei die Eisbären auch geschwächt waren, denn neben dem schon lange verletzten Nationalspieler Florian Busch fehlten auch alle Berliner Spieler, die noch bis Donnerstag bei der U-20-WM im Einsatz waren (siehe Kasten).

In kämpferischer Hinsicht allerdings boten die Eisbären eine tadellose Vorstellung, so dass sich ein munteres und schnelles Spiel entwickelte. Mit der Disziplin hatten es die Berliner aber zunächst weniger, nach fünf Minuten besaß Mannheim eine 5:3-Überzahlsituation, in der die Adler aber wenig zustande brachten. Als beide Teams wieder mit fünf Spielern agieren durften, lief es besser beim Gast: Nach einem Pass von Nathan Robinson schlenzte Colin Forbes den Puck aus zweieinhalb Metern Entfernung links neben den Pfosten ins Tor von Daniar Dshunussow. Der Berliner Torhüter hatte nicht schnell genug reagieren können. Rico Fata hätte im ersten Drittel beinahe noch für die überlegenen Mannheimer das 2:0 erzielt, doch sein Distanzschuss landete am Pfosten.

Mit einem Schuss an die Mannheimer Torlatte wiederum läutete der agile Deron Quint das zweite Drittel aus Sicht der Berliner ein, die nun wesentlich mehr Gegenwehr boten. Allerdings erspielten sie sich nicht genug Chancen und offenbarten zudem auch Lücken in der Abwehr, wobei sich erstaunlicherweise hier ein erfahrener Spieler wie Jeff Jillson als Schwachstelle erwies. Der US-Amerikaner, vorige Saison noch Teamkamerad von Mannheims neuem Torwart Jean-Marc Pelletier bei den Rochester Americans in der American Hockey-League (AHL), war auch auf dem Eis, als Mannheim in der 33. Spielminute durch Pascal Trepanier 2:0 in Führung ging. Aus Nahdistanz überwand der Kanadier Eisbären-Torwart Dshunussow.

Greg Poss hatte einen Gegner erwartet, „der uns 60 Minuten lang zwingen wird, Fehler zu machen“. Nun, da hatte sich der Mannheimer Trainer nicht getäuscht. Die Eisbären verließ auch nach dem zweiten Gegentor nicht der Mut. Sie wurden im letzten Abschnitt mit dem Anschlusstor belohnt: Allerdings fiel das 1:2 durch Denis Pederson erst in der vorletzten Minute, zu spät. Am Ende setzte sich die in der DEL personell am besten besetzte Mannschaft verdient durch. Mannheim siegte bereits zum achten Mal in Folge: Saisonrekord in der DEL. Gemessen am gestrigen Spiel klingt es wie eine Drohung für die Konkurrenz, wenn Mannheims Trainer Poss sagt: „Es gibt noch Steigerungspotenzial bei uns, wir sind noch nicht am Ende unserer Entwicklung.“ Für die Eisbären blieb nur der Trost, dass auch sie ihr Potenzial in dieser Saison noch nicht ausgereizt haben.

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