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Teures Pflaster: Blick auf Potsdams Innenstadt von der Nikolaikirche aus.

© PNN / Ottmar Winter

Wohnen in Potsdam: Spitzenreiter bei Mietsteigerung

Der Mietenmarkt in Großstädten beruhigt sich - nur in Potsdam nicht. In keiner der 80 deutschen Großstädte sind die Preise so stark gestiegen wie in der Landeshauptstadt.

Potsdam- Die Steigerung der Angebotsmieten innerhalb des vergangenen Jahres war in Potsdam so hoch wie in keiner anderen Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Immobilienportals Immowelt, die die Nettokaltmiete von Inseraten für Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmetern untersuchte. 13 Prozent betrug die Mietsteigerung in Potsdam zwischen dem ersten Quartal 2018 und dem ersten Quartal 2019 – das ist die Spitzenposition. Danach folgen Heilbronn in Baden-Württemberg mit zwölf Prozent Steigerung und Hildesheim mit acht Prozent. Im Gros der Städte jedoch liegt die Preissteigerung deutlich niedriger. In zehn Städten blieben die Mieten gleich, in sieben Städten sanken sie sogar.

In 58 von 80 Großstädten hat sich der Mietmarkt beruhigt

„Das Preisniveau scheint vielerorts ausgereizt, sodass die abgerufenen Mieten zunehmend stagnieren“, heißt es in der Pressemitteilung von Immowelt, die mit „Trendwende am Wohnungsmarkt“ betitelt ist. In 58 der 80 deutschen Großstädte habe sich der Mietmarkt beruhigt. In rund einem Viertel der untersuchten Städte sei der Quadratmeterpreis innerhalb eines Jahres um vier oder mehr Prozent gestiegen, im Vorjahr war es noch mehr als die Hälfte gewesen. 73 Prozent der deutschen Großstadtbewohner lebten damit in Städten mit konstanten Mieten oder moderatem Wachstum. Selbst in Städten, in denen jahrelang eine hohe Wachstumsrate der Mieten verzeichnet wurde wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt am Main, stiegen die Mieten innerhalb des vergangenen Jahres nur um ein bis drei Prozent.

Nettokaltmiete in Potsdam liegt bei 10,50 Euro für den Quadratmeter

Brandenburgs Landeshauptstadt steht diesem Trend klar entgegen. „Den größten Zuwachs gab es in Potsdam“, heißt es in der Mitteilung der Immowelt. „Dieser dürfte sich vor allem durch die Nähe zu Berlin erklären: Die zuletzt stark gestiegenen Preise in der Hauptstadt sorgen dafür, dass sich Suchende auch vermehrt im angrenzenden Potsdam umschauen“, so die Erklärung des Anbieters.

Doch auch wenn die Steigerung hoch ist, bleiben die Quadratmetermieten in absoluten Zahlen unter Rekordmietstädten wie München oder Stuttgart. Auch in Berlin liegt der Wert höher. Laut den Daten der Inserate von Immowelt lag die Nettokaltmiete in Potsdam bei einem mittleren Angebotspreis von 10,50 Euro pro Quadratmeter im ersten Jahresviertel 2019. Damit rangiert die Landeshauptstadt zwar im oberen Sektor, aber nicht auf einem Spitzenplatz. 2018 waren es 9,30 Euro, ein Jahr zuvor neun Euro.

Aauch wenn die Steigerung in Potsdam hoch ist, bleiben die Quadratmetermieten deutlich unter den Rekordmietstädten wie München oder Stuttgart. 
Aauch wenn die Steigerung in Potsdam hoch ist, bleiben die Quadratmetermieten deutlich unter den Rekordmietstädten wie München oder Stuttgart. 

© Andreas Klaer

Datengrundlage für die Studie waren Immowelt zufolge rund 730 000 Wohnungsinserate. Wie viele Angebote in Potsdam in die Erhebung einbezogen wurden, wird nicht getrennt aufgeführt. Da es nur um Neuvermietungen geht, können Bestandsmieten nicht einfließen. Folglich dürfte die Durchschnittsmiete aller Potsdamer Mietwohnungen pro Quadratmeter deutlich unter dem Wert liegen, den Immowelt ermittelt hat.

Allerdings stellt sich für jeden, der nach Potsdam ziehen möchte oder innerhalb der Stadt eine größere, kleinere oder schlicht andere Wohnung sucht, genau das Problem, weshalb die Zahlen für die Wohnungssuche relevant sind.

Ein Blick in die aktuellen Angebote von Immowelt zeigt etwa eine Dreizimmerwohnung Am Stern mit rund 100 Quadratmetern für etwa 1100 Euro kalt pro Monat. Oder eine Einzimmerwohnung mit 50 Quadratmetern in der Innenstadt für 950 Euro. Beim Konkurrenten Immoscout 24 findet sich zum Beispiel eine Dreizimmerwohnung in der Jägervorstadt mit 97 Quadratmetern für 1460 Euro kalt.

Instrument gegen Mietensteigerung im Gespräch

Erst vor wenigen Tagen hatte Rudi Wiggert, Gewerkschafter und Bezirksvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) Mark Brandenburg, den Mangel an bezahlbarem Wohnraum wie berichtet kritisiert. „Eine wachsende Zahl von Menschen kann sich die hohen Mieten und Immobilienpreise aber gerade dort nicht mehr leisten, wo in den letzten Jahren besonders viele Jobs entstanden sind“, so Wiggert. Folglich würden immer längere Staus entstehen, Züge seien überfüllt. Er forderte eine Steigerung der Investitionen in bezahlbaren Wohnraum.

Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) hatte Anfang Oktober im PNN-Interview Armutsbekämpfung als ihre wichtigste Aufgabe bezeichnet. Diese hänge „sehr eng mit dem bezahlbaren Wohnraum zusammen“, so Meier. „Jeder Euro, den man bei der Miete spart, geht in die Lebensqualität.“ Als mögliches Instrument gegen Mietensteigerung nannte sie soziale Erhaltungssatzungen. Derzeit werde geprüft, welche Voraussetzungen für solche Satzungen nötig seien, die den Mieterbestand vor Ort sichern könnten.

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