zum Hauptinhalt

EDITORIAL: Vierzig Cent

Sie müsste ja nicht gleich sagen „Würden Sie so gut sein und mir den Gefallen tun, in Ihren Taschen nachzuschauen, ob Sie dort vielleicht noch vierzig Cent hätten, die Sie mir geben könnten, da mir das Wechselgeld ausgeht und Sie mir damit sehr helfen würden“ und dann auch nicht „Das war ja wirklich reizend von Ihnen, haben Sie vielen Dank!“, da würde ich misstrauisch.

Sie müsste ja nicht gleich sagen „Würden Sie so gut sein und mir den Gefallen tun, in Ihren Taschen nachzuschauen, ob Sie dort vielleicht noch vierzig Cent hätten, die Sie mir geben könnten, da mir das Wechselgeld ausgeht und Sie mir damit sehr helfen würden“ und dann auch nicht „Das war ja wirklich reizend von Ihnen, haben Sie vielen Dank!“, da würde ich misstrauisch. Aber immerhin bin ich Kunde, habe mein stets unerwidertes „Guten Tag“ gesagt, mich entschieden und bestellt und mehr als genug Geld dabei, trage also zum Umsatz und wahrscheinlich zum Gewinn des Ladens bei. Einmal „Bitte“, einmal „Danke“, das müsste drin sein, auch bei Nieselregen und null Grad im Tiefdruckschatten. Stattdessen höre ich: „Vierzig Cent.“ Nicht als Frage, nicht als Ausruf, sondern als ultimative Aufforderung, wie die eines Geldeintreibers, der nicht einmal mehr drohen muss. Um mal mit einem vollständigen Satz zu antworten: Ich wünsche ihr die Pleite an den Hals und werde meinen Teil dazu beitragen, in dem ich künftig nicht nur meine vierzig Cent woanders ausgebe. Lorenz Maroldt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false